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Großenhain: Unappetitlicher Partyscherz endet vor Gericht

Eine Großenhainerin füllt einem Bekannten Urin in den Blue Curacao – die Sache führt später am Abend zur Eskalation und landet schließlich vor Gericht.

Von Manfred Müller
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Ein unappetitlicher Vorfall bei einer Großenhainer Party brachte eine junge Frau jetzt vor Gericht.
Ein unappetitlicher Vorfall bei einer Großenhainer Party brachte eine junge Frau jetzt vor Gericht. © dpa

Riesa/Großenhain. Im beschaulichen Großenhain spielen sich gelegentlich Dinge ab, die man hinter den gepflegten Häuserfassaden nicht vermuten würde. Da findet es eine junge Frau offenbar lustig, vor ihren Partygästen in einen Nachttopf zu pinkeln und den Inhalt einem von ihnen unbemerkt ins Glas zu füllen.

Dass die unappetitliche Geschichte vor den Schranken des Amtsgerichts Riesa landet, hat allerdings mit einem Vorfall zu tun, der sich später ereignete. Da eskalierte ein Streit, bei dem einer aus der Runde einem anderen eine Flasche über den Kopf zog. Der Geschädigte, dem auch der Urin verabreicht worden war, erstattete deshalb Anzeige bei der Polizei. Da es zwei unterschiedliche Beschuldigte gibt, werden die beiden Delikte vor Gericht aber getrennt verhandelt.

"Seltsamen Geschmack" nicht gleich bemerkt

Im Gegensatz zur Angeklagten, der die Blue-Curacao-Geschichte sichtlich peinlich ist, erweist sich der Geschädigte im Zeugenstand als außerordentlich redselig. Er sei schon ziemlich alkoholisiert gewesen, sodass er den seltsamen Geschmack des Getränkes nicht gleich bemerkt habe, sagt er. Und als er schließlich geschnallt habe, was sich da im Glas befindet, habe er versucht, die Sache zu überspielen und wegzulächeln. Aber die Stimmung sei natürlich versaut gewesen.

Dass es überhaupt zu dem Vorfall kam, erweist sich im Verlauf der Verhandlung als Dreiecksgeschichte. Der Geschädigte, nennen wir ihn Alf, ist mit dem Lebensgefährten der jungen Frau befreundet. Von diesem erfuhr Alf gewisse Beziehungsprobleme und gab seinem Kumpel den Rat, sich von der Dame nicht „herunterziehen“ zu lassen.

Die junge Frau, sie soll hier Mandy heißen, empfand das als Einmischung in ihre Beziehung und wollte Alf mit der Pinkelgeschichte wohl deshalb vor versammelter Mannschaft lächerlich machen. Nun sitzt die 25-Jährige wegen Körperverletzung und Beleidigung auf der Anklagebank. Ob sie denn in dem Moment gar kein Schamgefühl gehabt habe, fragt Richter Alexander Schreiber. Keine Antwort.

Versuchter Rausschmiss endet mit Flaschenangriff

Natürlich war der Vorfall nicht geeignet, die bereits bestehenden Spannungen aus der Welt zu schaffen. Mit steigendem Alkoholpegel fielen die letzten Hemmungen, es gab Wortgefechte, und später am Abend versuchte Mandy, Alf aus der Wohnung zu werfen. Alf reagierte darauf cholerisch, was Mandys Freund schließlich veranlasste, eine Flasche auf dessen Kopf zu zertrümmern. Mandy wiederum zog die Sache auf der Internet-Plattform Tiktok groß auf – natürlich mit sich selbst als Opfer.

Aber im aktuellen Verfahren steht der Fortgang der Ereignisse nicht zur Debatte, sondern lediglich die Verabreichung des Ekel-Getränks. „Wollen Sie wirklich, dass Ihre Bekannte deswegen verurteilt wird?“, fragt Richter Alexander Schreiber den Geschädigten. „Nein", antwortet Alf, „eigentlich hätten wir uns den ganzen Kladderadatsch sparen können.“ Daraufhin sieht das Gericht kein öffentliches Interesse an der Strafverfolgung mehr – das Verfahren wird eingestellt.