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Rödern: "Hier reden wir nicht über Krankheiten"

Zehn Jahre haben vier Frauen in dem Ebersbacher Ortsteil die Seniorenbetreuung organisiert. Geht es nun weiter?

Von Kathrin Krüger
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Bärbel Scheinpflug, Maria Zschiegner, Margitt Bernhardt und Ursula Tenner wurden mit Blumen von ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit in Rödern verabschiedet.
Bärbel Scheinpflug, Maria Zschiegner, Margitt Bernhardt und Ursula Tenner wurden mit Blumen von ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit in Rödern verabschiedet. © Norbert Millauer

Rödern. Kaffee, Kuchen und belegte Brötchen stehen auf den Tischen, man trinkt Bier oder ein Gläschen Wein. Auch bunte Blumensträuße schmücken den Vorraum der Kegelbahn in Rödern. Hier treffen sich einmal im Quartal die Senioren aus dem Ebersbacher Ortsteil. Sie schwatzen und lachen, hören sich Vorträge vom Förster oder Bürgerpolizisten, von einem Imker oder bei einer Teeverkostung an. Auch Hochbetagte wie Luise und Gottfried Schmiedchen, 84 und 88 Jahre alt, sind fast immer dabei. Sie finden die Treffen und den Austausch sehr gut. Doch diesmal ist alles anders.

Schon zehn Jahre sind mittlerweile vergangen, in denen vier Frauen die Seniorennachmittage in Rödern organisieren: Margitt Bernhardt, Ursula Tenner, Maria Zschiegner und Bärbel Scheinpflug. "Die Zeit war schnell herum, war das wirklich so lange?", fragen sich die Frauen, die sich ehrenamtlich für ihre Mitbürger engagieren. "Wir haben immer eingekauft und die Programme organisiert, jetzt ist es Zeit, den Staffelstab weiterzugeben", sagt Margitt Bernhardt. Sie hat wie jedes Mal ein kleines Gedicht rezitiert.

Die vier Frauen sind selbst als Ruheständlerinnen in die Gruppe von aktuell 35 Rödernern gekommen. Die Programme zu organisieren und alles vorzubereiten, machte ihnen Spaß. "Auch der Kindergarten war öfter da, wir hatten einen Alleinunterhalter im Schottenrock, haben Ratespiele und Grillsommerfeste veranstaltet. Einmal auch eine Schau von Kleidern aus vergangenen Jahrhunderten", zählt Margitt Bernhardt auf. Doch nun sind auch die Organisatorinnen über 70 Jahre und wollen sich zur Ruhe setzen.

Über einen Aufruf im Amtsblatt fanden sich leider keine Nachfolger. Doch drei Frauen wurden angesprochen und erklärten sich bereit, künftig die Verantwortung zu tragen: Gudrun Nicklisch, Brigitte Loitsch und Simone Wehnert. Sie werden sich künftig um die Überraschungsgäste kümmern. Und hoffentlich den Grundsatz beibehalten, dass zum Seniorennachmittag nicht über Krankheiten und Ärzte gesprochen wird. "Hier geht es um Unterhaltung, wir wollen schön essen und trinken und gesellig beieinander sein", unterstreichen die bisherigen Verantwortlichen. Für einen Teilnehmerbeitrag erleben die Gäste einen schönen Nachmittag.

Bürgermeister Falk Hentschel ist beeindruckt, wie gut es in Rödern läuft. Und wie wichtig die Treffen für die Einwohner sind. Hentschel hat Blumen für die scheidenden Betreuerinnen mitgebracht, auch Ortsvorsteherin Karin Prießner bedankt sich. "Ich bin vor vielen Jahren selbst in die Runde der Senioren aufgenommen worden und habe die Frauen immer für ihre Ideen für die Nachmittage bewundert", sagt sie. Den drei Neuen versüßt die Rödernerin mit einer kleinen Aufmerksamkeit den Einstand. Sie werden, wie Bürgermeister Hentschel vermutet, ihren eigenen Stiefel finden. "Um höher, schneller, weiter geht es ja hier nicht", so Hentschel.

Trotzdem organisiert die Gemeindeverwaltung einmal jährlich einen Austausch der Seniorenbetreuer aller Ortsteile. Dabei merkt man: Diese Aufgabe hält die Rentner jung. Und ihre Leistung wird dankbar angenommen. Ortsvorsteherin Prießner will in Rödern sogar einen Schritt weiter gehen und ungenutzte Fähigkeiten ihrer Mitmenschen entdecken. Man könne sich öfter treffen zum Kartenspielen, Handarbeiten oder Ähnliches, schlägt sie vor. Mal sehen, ob auch dafür in Rödern Interessenten zu finden sind.