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Rollsportler im Zwiespalt der Gefühle

Großenhains Vorzeigeverein bangt um den Halbmarathon am 1. Mai. Doch nicht nur dieses Event bereitet dem Vorstand Kopfschmerzen.

Von Thomas Riemer
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Halbmarathon am 1. Mai in Großenhain: Kann er dieses Jahr stattfinden?
Halbmarathon am 1. Mai in Großenhain: Kann er dieses Jahr stattfinden? © Foto: Archiv/Brühl

Großenhain. Vor genau drei Jahren zählte der Großenhainer Rollsportverein die letzten 100 Tage bis zu den Deutschen Meisterschaften der Inline-Speedskater auf der heimischen Bahn im Sportviertel Husarenpark herunter. "Das war schon eine klasse Sache damals", blickt Vereinschefin Ute Enger wehmütig zurück. Groß waren Euphorie und Begeisterung beim GRV, allen anderen teilnehmenden Vereinen und auch beim Deutschen Rollsport-und Inlinerverband. Sogar die Ausrichtung einer Europameisterschaft in Großenhain hielt Ute Enger angesichts des vielen Lobes danach für eine Überlegung wert.

Anno 2021 wäre sie schon froh, wenn der Verein seinen vielen jungen Sportlern überhaupt mal wieder ein Training oder ein persönliches Treffen anbieten könnte. Doch seit Anfang Oktober ist das nicht mehr drin. Kontakte untereinander beschränken sich aufs Smartphone oder Internet. Für die jüngsten Sportler wird seit einiger Zeit ein Zoom-Training angeboten. Die Aktiven der Leistungsgruppe werden mit wöchentlichen Trainingsplänen per Internet bestückt. Radfahren, Joggen, Kraft- und Technikschulung - alles kann nur individuell passieren.

"Ich bin froh, dass wir trotzdem kaum Abmeldungen haben", sagt Ute Enger. Der Vereinsvorstand sei in regelmäßigem Kontakt mit den Trainern. Die wurden jetzt mit bedruckten GRV-Rucksackbeuteln, gefüllt mit Vereins-Souvenirs, ausgestattet und bringen sie derzeit den Sportlern nach Hause, um sie auf diese Weise zu motivieren. Denn Ute Enger weiß, dass die gesamte Situation eine große Belastung für die Kinder ist. "Die müssen sich endlich wieder treffen können und bewegen", sagt sie nachdenklich.

Eigentlich ist gerade jetzt der Zeitpunkt, wo sich der Großenhainer Rollsportverein für sein erstes Event eines jeden Jahres wappnet. Traditionell organisiert er am 1. Mai den Halbmarathon sowie Jugend- und Kinderläufe rund um den Groschenmarkt nahe des Kupferberges. Ob das auch in diesem Jahr stattfinden kann? "Wir sitzen in den Startlöchern. Aber niemand kann in die berühmte Glaskugel schauen", sagt Ute Enger. In den nächsten Tagen soll darüber entschieden werden. Doch die erfahrene Athletin sieht einen solchen Wettkampf auch aus sportlicher Sicht eher zurückhaltend. Denn so einen Halbmarathon bewältigt man nicht so einfach ohne Vorbereitung. Je kürzer die Trainingsgelegenheiten, umso größer ist zudem die Verletzungsgefahr.

Ein weiterer Punkt: Es müsste ein stichhaltiges Hygienekonzept beigebracht werden. Das ist zwar bereits in der Schublade, "und es würde funktionieren". Doch dazu bräuchte es immense Vorkehrungen. Denn unter den Sportlern verschiedener Vereine müsse man an eine "Grüppchenbildung" denken. Auch die Frage, ob und wie viele Zuschauer bei den Events dabei sein dürfen. Müssen Kampfrichter einen Mund-Nasen-Schutz tragen? "Es ist sehr aufwendig, solch ein Konzept umzusetzen", ist sich Ute Enger sicher.

Falls es für den 1. Mai dann doch zu viele Unwägbarkeiten gibt, sieht sie einen internen Wettbewerb auf der Großenhainer Bahn als Alternative. "Damit sie merken: Es geht wieder etwas", sagt die Vereinsvorsitzende. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Der Grundschulpokal in Großenhain wäre ein nächster Termin. Wird das funktionieren? "Alle Termine stehen in den Sternen. Uns sind derzeit die Hände gebunden", sagt Ute Enger.

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Mit den Trommlern von Hauptpunkt II aus Zabeltitz feierten die Skater des Großenhainer Rollsportvereins vor drei Jahren eine großartige Eröffnung der Deutschen Meisterschaften. Jetzt müssen kleinere Brötchen gebacken werden.
Mit den Trommlern von Hauptpunkt II aus Zabeltitz feierten die Skater des Großenhainer Rollsportvereins vor drei Jahren eine großartige Eröffnung der Deutschen Meisterschaften. Jetzt müssen kleinere Brötchen gebacken werden. © Foto: privat