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„Schön, dass Ihr da seid“

Auf dem „Kottewitzer Buggl“ gibt es am Pfingstmontag eine Premiere. Der Biker-Gottesdienst zieht weit mehr Gäste als erwartet an - mit weiter Anreise.

Von Thomas Riemer
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Foto: Foto: Thomas Riemer © Foto: Thomas Riemer

Kottewitz. Pfarrer Sebastian Lenz geht immer wieder zum kleinen provisorischen Tisch gleich neben dem Gipfelkreuz am „Kottewitzer Buggl“. Er wolle niemanden vergessen in seiner Predigt und seinen Dankesworten zu diesem außergewöhnlichen Tag. Dort, wo früher mal eine Deponie war, treffen sich am Pfingstmontag Biker zu einem Gottesdienst. Aber nicht nur sie: Auch Mopedfahrer, die Traktorenfreunde aus Blatterleben und Umgebung, Radfahrer und natürlich viele Einheimische sind gekommen. Es ist eine Premiere - für alle.

„Wir wollten jetzt, wo wieder ein bisschen was geht, vor allem etwas für junge Leute organisieren“, so Sebastian Zehme. Dass letztlich so viele Teilnehmer gekommen sind, das findet er „richtig genial“.

Die Fahrzeugkennzeichen der „harten Maschinen“ verraten es: Viele sind nicht gerade aus der unmittelbaren Umgebung angereist. Andrea kommt aus Leipzig, hat Tochter Toni (12) auf dem Sozius ihrer Harley Davidson. „Wir sind eine große Truppe, nicht nur aus Leipzig, sondern auch zum Beispiel aus Thüringen“, erzählt sie. Normalerweise fahren die Freunde über Pfingsten immer so mit 20 Motorrädern auf Wochenendtour. Doch weil das auch in diesem Jahr nicht möglich war, haben sich die Mitglieder im Alter von zwölf bis 83 gefreut, als sie über Mund-zu-Mund-Propaganda vom Kottewitzer Biker-Gottesdienst erfuhren. Ihnen geht es vor allem um Gemeinschaft und Spaß, sagt Andrea und schmunzelt. Seit 1998 gehört sie zu den Bikern, ihre Harley mit 125 PS hat sie seit zwei Jahre. „Bis auf Tempo 180 hab ich sie mal gefahren. Aber Biker sind keine Raser.“

Roberto Jahn ist Biker-Pastor bei den Christlichen Motorradfahrern in Sachsen. Aus Marienberg kam er zum Gottesdienst nach Kottewitz - natürlich mit dem Motorrad.
Roberto Jahn ist Biker-Pastor bei den Christlichen Motorradfahrern in Sachsen. Aus Marienberg kam er zum Gottesdienst nach Kottewitz - natürlich mit dem Motorrad. © Foto: Thomas Riemer

„Schön, dass Ihr da seid“, begrüßt Roberto Jahn die Teilnehmer. Er ist Biker-Pastor bei den Christlichen Motorradfahrern Sachsens, der zwischen Mai und Oktober rund 25 Gottesdienste veranstaltet. Alle beginnen mit einem Ritual: Weil die Gottesdienste in der Regel Open-Air-Events sind, daher kein Kirchengeläut vorhanden ist, geben alle Motorisierten auf Kommando einfach mal lautstark Gas - getrennt nach Zahl der Zylinder. Wie erwartet, haben die Biker mit zwei Zylindern klar die Oberhand. Doch insbesondere aus der näheren Umgebung sind auch viele Mopedfahrer gekommen.

In ihren Predigten erinnern beide kirchliche Würdenträger an die Bedeutung des Pfingstfestes als „Geburtstag der Kirche“. Roberto Jahn mahnt bildlich an, die Kirche müsse die vom Herrn gegebenen Zutaten heutzutage viel besser nutzen. Und natürlich ist auch der „kleine Virus, der die Welt gerade im Griff hat“, ein beherrschendes Thema.

Aber es geht vor allem darum, Mut zu schöpfen und Mut zu machen. Der Biker-Gottesdienst auf dem „Kottewitzer Buggl“ ist dafür bestens geeignet. In sehr, sehr kurzer Zeit überhaupt spruchreif geworden, haben viele Mitstreiter geholfen, dass er für die Zuhörer zu einem Erlebnis wird. In Windeseile wurde eine „Stromtrasse“ aus dem rund 300 Meter entfernten Dorf herauf zum Gipfel über eine grüne Wiese gezogen.

Die Gemeinde Priestewitz kümmerte sich um notwendige Genehmigungen. Ein Quartett der „Freunde der Musik“ war ohne Zögern bereit, einen angemessenen und anspruchsvollen musikalischen Rahmen zu bieten. Das Wetter passte inklusive einer herrlichen Aussicht zu insgesamt sieben Kirchtürmen der Umgebung. Und mit einer kleinen Ausfahrt durch die Dörfer zwischen Meißen und Großenhain hatten auch Andrea, Tochter Toni und die vielen anderen Motorisierten noch Gelegenheit, die Gegend kennenzulernen. Wer weiß: Vielleicht sieht man sie ja Pfingsten 2022 hier wieder.

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