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Streit ums Geld für Kita-Neubau

Über vier Millionen Euro soll die Einrichtung auf der Großenhainer Chladeniusstraße kosten. Hat die Stadt so viel Geld?

Von Thomas Riemer
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1983 wurde die Kita Chladeniusstraße gebaut. Eine neuerliche Sanierung kommt nicht in Frage. Doch der geplante Neubau stand aus Kostengründen lange auf des Messers Schneide.
1983 wurde die Kita Chladeniusstraße gebaut. Eine neuerliche Sanierung kommt nicht in Frage. Doch der geplante Neubau stand aus Kostengründen lange auf des Messers Schneide. © Kristin Richter

Es ist das vorläufige Ende einer langen Debatte. Der Großenhainer Stadtrat hat am Mittwoch dem Ersatzneubau der Kindertagesstätte Chladeniusstraße zugestimmt. Mehrheitlich bei 15 Dafür-, sieben Gegenstimmen sowie einer Enthaltung. Vorangegangen war eine sehr emotionale Diskussion. Und das, obwohl schon im Februar, seinerzeit ohne Gegenstimmen, ein Grundsatzbeschluss und damit ein Bekenntnis zum Neubau gefasst worden war.

Doch schon damals hatten manche Stadträte Bauchschmerzen. Denn: Der Neubau wird nach jetzigem Stand rund vier Millionen Euro - zwei Drittel davon Fördermittel - kosten. In Erwartung üblicher Baupreiserhöhungen sowie noch nicht absehbaren Kostenverschiebungen wegen der Corona-Pandemie muss sogar mit einer Kostenerhöhung von 500.000 Euro gerechnet werden. "Das widerspricht unseren Grundsätzen von Sparsamkeit und Verhältnismäßigkeit", sagt Jürgen Winkler von der Fraktion "Gemeinsam für Großenhain". Die Kosten für den "luxeriösen Neubau" würden nach seiner und der Auffassung seiner Fraktionskollegen zudem "Begehrlichkeiten bei künftigen Bauten" wecken. Lars Dronigke, GfG-Stadtrat und Ortschaftsratschef aus Bauda, wird deutlicher. "Die Peripherie, neben der Kreisstadt und der Perle der Röderaue, würde qualitativ weiter abgehangen als bisher", sagt er. Fraktionschef Mario Gieb legt nach. Es sitze "kein Stadtrat im Saal, der den Neubau der Kita nicht möchte". Doch er müsse den Oberbürgermeister dennoch fragen, ob er trotz mehrerer Hinweise auf eine Kostengrenze in den letzten Monaten der Vorlage mit ruhigem Gewissen zustimmen könne.

Starker Tobak also für die Verwaltung, die die Räte in den letzten drei Jahren immer wieder "überraschte". Innerhalb dieser Zeit stiegen die veranschlagten Kosten von einst rund zwei Millionen auf die jetzigen reichlich vier Millionen Euro. Im Dezember 2019 drohte deshalb sogar ein Planungsstopp, der im Februar zum Grundsatzentscheid pro Neubau führte. Danach forderten die Räte eine Prüfung des Projektes mit der Auflage, eine halbe Million einzusparen. Doch es kamen nur rund 50.000 Euro zusammen. Immerhin rangen die Stadträte der Verwaltung die Zusage ab, ab Kostenerhöhungen von fünf Prozent der Auftragssumme den Stadtrat per Beschluss einzubeziehen. 

Die CDU hatte gleich zu Beginn der Debatte ihre Zustimmung angekündigt, wenngleich "wir uns schwer tun", so Fraktionschef Michael Preibisch. Für die Linke ist klar: Es muss ein neuer Kindergarten gebaut werden, weil der jetzige Bau nicht saniert werden kann. Mit den erwähnten Begehrlichkeiten "müssen wir als Stadtrat umgehen können", so Kerstin Lauterbach. Die AfD wiederum sieht das Ganze hochpolitisch. Seit Jahren würden in Deutschland Millionen unter anderem für "Migration, Genderwahnsinn und die sogenannte Corona-Pandemie" ausgegeben. Da müsse jetzt endlich auch Geld für die Kinder da sein, so Fraktionschef Mario Beger.

Aber: "Haben wir überhaupt so viel Geld", will Mike Preibisch (CDU) wissen. Stadtkämmerin Elke Opitz ist zuversichtlich. "Wir kriegen das hin", sagt sie. Die eventuellen Kostensteigerungen bei den Baupreisen müsse man schultern, ergänzt sie. 

Als die Mehrheitsentscheidung für den Neubau, in dem 111 Plätze mit der Option der Erweiterung um 15 bis 20 Plätze entstehen, gefallen ist, brandet seltener Beifall in der Zuhörerschaft auf. Es sind vor allem die Erzieher der Kita Chladeniusstraße, die gebangt haben. Leiterin Kathleen Michel hatte schon vorher eindringlich auf die Unterstützung gedrängt und in einem Schreiben an alle Stadträte für den Neubau geworben. Jetzt dürfte Erleichterung herrschen, dass im März 2021 Baubeginn ist. Der Einzug ins neue Haus inklusive der Freianlagen ist für Mai 2022 geplant. Im September 2022 sollen die jetzigen Bauten endgültig verschwunden sein.