Ostritz. Mehr als 2.000 Menschen haben am Samstag in Ostritz (Kreis Görlitz) ein Zeichen für Weltoffenheit und gegen Rechtsextremismus gesetzt. "Bürgerengagement ist möglich und bewirkt etwas. Die Ostritzer zeigen klare Kante gegen Neonazis", sagte Organisator Michael Schlitt. Die Ostritzer reagieren mit ihrem 3. Friedensfest auf ein Rechtsrockkonzert am Samstag im Ort.
Nach Polizeiangaben werden dazu etwa 500 Personen auf dem Gelände des früheren Hotels "Neißeblick" erwartet. Die Polizeidirektion Görlitz will die Veranstaltung im Umfeld des Grundstücks mit Kräften der Bereitschaftspolizei Sachsen begleiten.
Bei dem Friedensfest in der Kleinstadt an der deutsch-polnischen Grenze sind bis Samstagabend Theater, Musik, Lesungen, Kabarett und Workshops geplant. Höhepunkt sollte am Abend eine Menschenkette rund um den Marktplatz sein.
Für die Neuauflage des Friedensfestes hatte die Görlitzer Landskron Brau-Manufaktur in diesem Jahr ein "Friedensbier" gebraut. Es soll an ein historisches Ereignis erinnern. Denn die Städte Görlitz und Zittau hatten sich einst über den Gerstensaft heftig entzweit. Während der Bierfehde am Ende des 15. Jahrhunderts wurden Biertransporte überfallen, Fässer zerschlagen und Zittauer Bier verschüttet. Eine nahe gelegene Senke wird noch heute Ostritzer Bierpfütze genannt. Die Oberbürgermeister von Görlitz und Zittau legten am Samstag symbolisch die historische Fehde bei und und schlossen einen "Bierfrieden".
Bereits im April und November 2018 organisierten die Ostritzer Friedensfeste gegen zeitgleich stattfindende Festivals, zu denen mehrere hundert Rechtsextremisten aus ganz Deutschland anreisten. Dessen Organisatoren haben bereits für Juni die nächste Neonazi-Veranstaltung in Ostritz angemeldet. Auch dann wollen die Ostritzer wieder eine Gegenveranstaltung organisieren.
Zur Eröffnung hatte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey am Freitagabend das Engagement der Bürger für Weltoffenheit und Toleranz gewürdigt. Es sei wichtig, all denen, die das demokratische System beschädigen oder abschaffen wollten, die Stirn zu bieten, betonte die SPD-Politikerin.