Kamenz
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Hausbock knabbert an den Balken

Das Crostwitzer Kirchendach wird jetzt denkmalgerecht saniert. Die Pfarrgemeinde unterstützt die Arbeiten – mit Tatkraft und mit Geld.

Von Reiner Hanke
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Pfarrer Delenk zeigt, wo die Herausforderungen der Crostwitzer Kirchensanierung liegen.
Pfarrer Delenk zeigt, wo die Herausforderungen der Crostwitzer Kirchensanierung liegen. © Matthias Schumann

Crostwitz. Pilzbefall nagt an einigen Dachbalken in der Crostwitzer Pfarrkirche. Der weiße Porenschwamm und der Hausbock nisten sich ein. „Der nordöstliche Teil im Gebälk ist am stärksten betroffen. Vor allem der Bereich Anschluss Kirchendach zum Hauptturm. Nach jetzigem Stand mussten wir etwa zwölf Kubikmeter Holz neu einsetzen.“, erklärt Marko Dźisławk, beauftragter Architekt für die Sanierung des Crostwitzer Kirchendaches. Seit Mai laufen die Bauarbeiten. Fachfirmen aus der Region führen sie aus. Dringend notwendig ist die Sanierung. Die Kirche steht unter Denkmalschutz.

Pfarrer Delenk im Gebälk des Dachsuhls.
Pfarrer Delenk im Gebälk des Dachsuhls. © Matthias Schumann

„Zum letzten Mal wurde das Dach im Ganzen 1911 gedeckt. Seitdem gab es kaum Eingriffe. Eine größere Reparatur gab es vor zwei Jahren nach einem Unwetter. Da sahen wir: Es ist höchste Zeit zu handeln. Jede zusätzliche Feuchtigkeit bringt Gefahr für den Dachstuhl“, sagt Měrćin Lukaš Deleńk, seit 2015 Pfarrer der Crostwitzer katholischen Pfarrgemeinde Heilige Apostel Simon und Juda. Tatkräftig packen viele aus der Pfarrei unterstützend mit an. An mehreren Sonnabenden gab es Einsätze für Räumarbeiten. „Allein beim ersten Termin halfen 40 Jugendliche“, freut sich der Pfarrer: „Es ist ein Vorhaben der gesamten Gemeinde. Wir alle wollen das Gotteshaus wieder in Ordnung haben.“ Die Dachsanierung gilt als erster Bauabschnitt. Die alten Dachziegel kommen runter, der Dachstuhl wird saniert und das Dach neu eingedeckt. Mit erneuert werden die Regenrinnen und der Blitzschutz. Zum Kirchweihfest Ende Oktober soll die Sanierung beendet sein.

Die Crostwitzer Pfarrei als Bauherr rechnet mit 650 000 Euro Kosten. Unterstützung für das Bauvorhaben kommt durch das Bistum Dresden-Meißen und durch das Programm Leader für den ländlichen Raum koordiniert durch das sächsische Umweltministerium. Mit 148 000 Euro Förderung kann die Pfarrei rechnen. Die Hauptlast für die Finanzierung trägt sie selbst. Aus den Rücklagen entnimmt sie 263 000 Euro. Die Pfarrmitglieder und mit der Pfarrei stark verbundene Interessierte steuern 50 000 Euro Spenden bei. „Die haben wir jetzt fast zusammen“, sagt der Pfarrer. Bis Ende Oktober soll die Dach-Sanierung geschafft sein.

Hausbock und Pilze haben einigen Balken stark zugesetzt.
Hausbock und Pilze haben einigen Balken stark zugesetzt. © Matthias Schumann

Weitere Maßnahmen sollen folgen. Im zweiten Bauabschnitt geht es um die Erneuerung der Fassaden und der Fenster. Letztere sollen neu verglast und mit stabilen Sprossen versehen werden. Mindestens 400 000 Euro kostet der zweite Bauabschnitt. Möglichst 2020 will ihn die Gemeinde realisieren. „Die Genehmigung des Denkmalamtes im Landratsamt Bautzen für die denkmalgerechte, denkmalpflegerische Sanierung liegt vor. Jetzt klären wir die Finanzierung“, sagt Marko Dźisławk. Im dritten Bauschnitt soll es um die Erneuerung des Kirchen-Innenraumes gehen. Die Pfarrei stellt einen Antrag auf denkmalgerechte und denkmalpflegerische Sanierung. Zu klären ist die Finanzierung. „Gerade bei diesem Abschnitt – wenn es um die Innenräume unserer Kirche geht – wollen wir die Gemeindeglieder aktiv einbeziehen“, unterstreicht Měrćin Deleńk. 

Denkmal-Fachkundige sehen sich in diesem Sommer den Hochaltar genau an. Wie ist sein Zustand? Was muss getan werden? Welche Möglichkeiten eröffnen sich? All das muss geklärt werden. Die Pfarrmitglieder sollen sich bei der Innensanierung einbringen mit Ideen. „Das ist uns wichtig“, sagt der Pfarrer und kommt auf die aktuelle Maßnahme zurück: „Den Wunsch, das Kirchendach zu reparieren, haben die Mitglieder seit 20 Jahren.“ Jetzt wird das Vorhaben realisiert. Für Architekt Marko Dźisławk ist es eine besondere Aufgabe. In Crostwitz entwarf er bereits den neuen Kindergarten „Crostwitzer Bienenstock“ in Trägerschaft des Sorbischen Schulvereins. „Die Kirchensanierung ist eine Herausforderung“, erläutert er. „Denn es geht um Denkmalpflege und Denkmalschutz. Wir müssen viel sensibler als sonst mit der Bausubstanz umgehen. Vor allem ist es ein Gotteshaus. Auch wenn es eine Baustelle ist.“ An den vermeintlich schlimmsten Stellen, so betont er, begann im Mai die Dachsanierung. Derzeit konzentriert sie sich auf die Längsseiten. „Wir rechnen noch über dem Bereich des Altarraumes mit größeren Eingriffen“, sagt der Architekt. Im Unterschied zu früher wird das neue Dach nicht mit Mörtel als Bindemittel verlegt. Stattdessen wird es trocken verlegt nur durch Auflegen und Einpassen der Dachziegel. Rotbraune Biberschwanz-Dachziegel dienen farbengerecht zur Eindeckung.

Die Crostwitzer Kirche mit Kruzifix.
Die Crostwitzer Kirche mit Kruzifix. © Matthias Schumann

„Die Holzkonstruktion im Dachstuhl stammt von 1769. Sie ist im Original weitgehend erhalten“, sagt Marko Dźisławk. „Nur Teile wurden umgearbeitet, als 1898 das Gewölbe im Kirchenschiff eingearbeitet wurde. Jetzt kommt es darauf an, das Dach zügig zu schließen“, unterstreicht der Architekt. Gottesdienste am Sonntag (wenn die Arbeiten ruhen) finden nach wie vor statt. Gottesdienste an Wochentagen feiert die Gemeinde im Pfarrsaal.