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Heidenauerin Opfer von Gaunern?

Eine Seniorin stürzte. Ein Pärchen half - doch nicht nur das. Angezeigt wurde der Fall nicht. Das ist nicht das einzige Problem der Polizei damit.

Von Heike Sabel
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Hat das Gauner-Pärchen die Seniorin bewusst verfolgt oder nutzte es nur ihren Sturz auf dem Heidenauer Süd-Friedhof aus oder war es ganz anders?
Hat das Gauner-Pärchen die Seniorin bewusst verfolgt oder nutzte es nur ihren Sturz auf dem Heidenauer Süd-Friedhof aus oder war es ganz anders? © Daniel Schäfer

Gauner suchen sich gern Senioren als Opfer. Ob am Telefon beim Enkeltrick oder auch bei Geschäften oder Hilfegesuchen an der Haustür. Die Nachbarin von Sabine Richter aus Heidenau erlebte jetzt etwas, wobei der Zufall eine Rolle spielte. Ob die Gauner darauf gewartet hatten oder nicht, bleibt offen. Genau wie eine weitere Frage.

Die Frau ging dem Bericht von Sabine Richter zufolge am 29. Januar zum Friedhof in Heidenau-Süd, um das Grab ihres vor einem Jahr verstorbenen Mannes zu besuchen. Zuvor hatte sie auf der Sparkasse ihre Rente geholt. Die ältere Frau sieht nicht mehr so gut und so stolperte sie und fiel. Sie schlug sich dabei die Lippen auf und kam nicht gleich wieder auf die Beine. Da kam ein Auto vorbei, hielt an, und ein Pärchen wollte ihr unbedingt helfen, berichtet die Nachbarin. Das Pärchen half der Frau auf, setzte sie ins Auto und brachte sie nach Hause. Dort gab das Pärchen ihr ein Glas Wasser und verschwand. Als sich die Frau von ihrem Schrecken erholt hatte und sich besann, merkte sie, dass 1.000 Euro aus ihrem Beutel verschwunden waren.

Immer mehr Demenz-Fälle

Der Fall wirft Fragen auf. Hatte das Pärchen die Frau schon auf der Sparkasse beobachtet und nur auf einen passenden Moment gewartet? Wollten sie sie anderweitig ansprechen oder bis nach Hause verfolgen? Dass die Frau stürzte, war ja nicht vorhersehbar.

Doch nicht nur diese Fragen stellen sich, sagt Kriminalhauptkommissar Daniel Hache. Für ihn spielt noch etwas anderes eine Rolle. Ohne die Betroffene zu kennen und ohne den Fall sofort infrage zu stellen, sagt er: "Es gibt zunehmend Fälle, bei denen die Demenz der angeblich Geschädigten eine Rolle spielt, das darf nicht unterschätzt werden", sagt er. Immer häufiger gebe es Anzeigen von Älteren, deren Portemonnaie gestohlen wurde - und deren Angehörige ein paar Tage später anrufen und sagen, es lag dort und dort.

Wie und wo ist eine Anzeige zu stellen?

  • Eine Anzeige kann jeder bei jeder Polizeidienststelle bzw. jedem Revier seiner Wahl persönlich erstatten. Auch bei einer Staatsanwaltschaft oder einem Gericht ist das möglich.
  • Dazu ist der Personalausweis oder Pass mitzubringen.
  • Die Anzeige kann schriftlich oder mündlich erfolgen.
  • Es ist auch per Post oder online möglich.
  • Die Anzeige muss entgegengenommen werden, die Strafverfolgungsbehörden sind zur Erforschung des Sachverhalts gesetzlich verpflichtet.

Entscheidend ist, dass ein Diebstahl, Überfall oder sonstiges unverzüglich der Polizei gemeldet wird. Das ist beim Fall der Heidenauerin bisher nicht der Fall. Keine Anzeige bedeutet keine Ermittlungen und damit auch keine Straftat. Ähnliche Fälle wie der geschilderte seien jedoch auch nicht gemeldet worden. Sobald es eine Häufung ähnlicher Anzeigen gibt, informiert die Polizei darüber, damit die Leute aufmerksam sind. Insofern kann bei dem hilfsbereiten Pärchen mit den - wenn es so war - unlauteren Absichten nicht auf eine Masche geschlossen werden.

Fälle von Trittbrettfahrern nehmen zu

Gleichzeitig weist Hache darauf hin, dass es immer wieder auch Trittbrettfahrer gibt, und zwar immer mehr. Zum Beispiel nach Fernsehsendungen. Dann wird zwar in jeder Anzeige ermittelt, es stellt sich aber bei verschiedenen angeblichen Straftaten dann heraus, dass die "Betroffenen" nur Aufmerksamkeit wollten.

Obwohl es aktuell keine Anzeige aus Heidenau zu dem vermeintlich gestohlenen Geld gibt, hat die Polizei in Pirna einen Fall in der Kategorie Sonstiges angelegt. Sollten sich also solche Vorkommnisse häufen, kann unter Umständen ein Zusammenhang hergestellt werden.