Beim Parken ist Heidenaus Thälmannstraße geteilt

Die Ernst-Thälmann-Straße in Heidenau liegt zwar im Zentrum, ist aber nicht so groß. Groß genug aber für Ärger und verschiedene Regeln auf den beiden Seiten. Das hat jetzt Wilfried Richter erfahren.
Er stand mit seinem Auto zum Be- und Entladen vor dem Modegeschäft "Cellys Moden", sagt er. In ein paar Minuten, in denen er im Geschäft war - "nicht zum Kaffeetrinken" - passierte es. Unterm Scheibenwischer klemmte der Zettel, der nichts Gutes ahnen lässt. Ein Knöllchen. Wert: 55 Euro. So viel kostet seit vergangenem November das Parken auf dem Gehweg.
Die Straßenseite macht den Unterschied
Der Betrag brachte ihn in Rage - und noch viel mehr die in seinen Augen ungerechte Behandlung. Denn auf der gegenüberliegenden Straßenseite stehe ständig das Auto der Blumenhändlerin vorm Geschäft. Und das nicht nur zum Ein- und Ausladen. "Da macht der Ordnungsdienst einen großen Bogen drum", sagt Richter aufgebracht.
Natürlich ist der städtische Ordnungsdienst nicht ständig unterwegs, was zur Folge hat, dass nicht jeder Falschparker erwischt wird. Der eine hat Glück, der andere Pech. Und das nicht nur was das Vorbeikommen der Politessen betrifft, sondern über Glück und Pech entscheidet auf der Ernst-Thälmann-Straße auch die Straßenseite. Das erklärt die Stadt so.
Das Prinzip und die Ausnahme
Prinzipiell ist das Abstellen von Fahrzeugen auf Fußwegen auch zum Be- und Entladen verboten. Aber: Auf der Ernst-Thälmann-Einbahnstraße würde das bedeuten, dass eben auch zum Be- und Entladen auf der schmalen Straße gehalten wird. Das wiederum würde den Verkehr aufhalten und erhebliche Behinderungen bedeuten. Diese Konstellation sei in Heidenau speziell und weitgehend einzigartig, sagt die Stadt. Deshalb seien die Außendienstmitarbeiter insoweit sensibilisiert, dass bei "tatsächlich festgestellten und notwendigen Be- und Entladevorgängen ausnahmsweise eine Benutzung der Gehwegbereiche toleriert wird". Voraussetzung ist, dass der Fußweg dadurch nicht komplett blockiert wird. So weit, so gut und klar.
Nun kommt aber noch folgendes hinzu. Auf der Ernst-Thälmann-Straße zwischen Bahnhof- und Röntgenstraße gibt es einen Unterschied zwischen der Seite, auf der sich unter anderem das Modegeschäft von Cölestina Urban befindet, und der gegenüberliegenden. Während auf ihrer Seite der Fußweg nur ein Fußweg ist, gibt es auf der anderen Seite mehr Platz als eben nur den Fußweg. Deshalb kann dort auch das Blumenauto so lange stehen, wie es will, ohne Fußgänger zu stören und ohne ein Knöllchen zu bekommen.
Kostenloses Parken in ganz Heidenau
Das muss man nicht verstehen, sagt Wilfried Richter. Und selbst wenn es so sei, warum geht man dann mit solcher Härte auf der anderen Straßenseite vor, auf der man ja nichts dafür kann, dass sie so schmal ist? Deshalb berechtige das Be- und Entladen "während der Dauer der notwendigen Ladetätigkeiten" zum Parken im eingeschränkten Halteverbot. Doch wie lange ist das notwendig? Reicht eine geöffnete Tür oder Ladeklappe? War es Wilfried Richters Fehler, nichts offen gelassen zu haben? Die Stadt bezieht sich auf die Aussagen ihrer Außendienstmitarbeiter, die beim Auto von Richter keine "konkrete Be- und Entladetätigkeit" feststellen konnten und ihm deshalb das Knöllchen verpassten.
Wilfried Richter war am Dienstag schon auf dem Weg zum Rathaus, um sich zu beschweren. Doch er kehrte wieder um. "Es hat ja doch keinen Zweck", sagt er. Dass die Parkplätze in ganz Heidenau kostenlos sind und auch auf der Thälmannstraße eine Stunde kostenlos geparkt werden kann, tröstet ihn wenig.