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Braucht Heidenau noch eine Spielhalle?

Eine ehemalige Ärztin warnt. Einwohner sind sich einig. Und auch bei den Stadträten herrscht seltene Einigkeit.

Von Heike Sabel
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Café und Bäckerei liefen nicht, nun will es der Hauseigentümer mit einer Spielhalle versuchen.
Café und Bäckerei liefen nicht, nun will es der Hauseigentümer mit einer Spielhalle versuchen. © Daniel Schäfer

Vier Spielhallen hat Heidenau schon und nun soll noch eine fünfte dazu kommen. So jedenfalls besagt es eine Anfrage der Hauseigentümer des Hauses an der Ecke Bahnhof-/Thälmannstraße, in dessen Erdgeschoss-Räumen sich eine Filiale der Bäckerei Sachse befand. Selten sind sich die Heidenauer so einig wie bei dieser Frage: Keiner will hier eine Spielhalle. Elisabeth Gnoyke, langjährige Heidenauer Hausärztin, hat sich nachdem sie von den Plänen bei sächsische.de gelesen hat, an die Stadträte gewannt. Sie habe jahrelang auch Suchtkranke begleitet und erfahren, welches Leid Spielsucht über Familien macht. Jeder, der so etwas genehmige, mache sich mitschuldig. Noch eine Spielhalle sei kein gutes Aushängeschild für die Stadt, schrieb sie. Dafür gab es Beifall im Bauausschuss am Donnerstagabend.

Noch eine Spielhalle hat im Zentrum nichts zu suchen

Quer durch alle Fraktionen wurde das Ansinnen abgelehnt. Auch Volker Bräunsdorf (CDU) hat Erfahrungen in der Arbeit mit Suchtkranken. Seine Schlussfolgerung: Eine fünfte Spielhalle ist kontraproduktiv. Eine Spielhalle hat im Stadtzentrum nichts zu suchen, sagte Steffen Wolf (Linksbündnis). Andre Lange (AfD) sagte: Glücksspielhalle geht gar nicht. Auch Norbert Bläsner (FDP) stimmte dagegen, mahnte jedoch, vorsichtig bei der Begründung zu sein. Er spielte damit darauf an, dass einfach nicht wollen, für eine Ablehnung nicht reicht. Denn es gilt das Baurecht. Dafür mussten verschiedene Aspekte geprüft werden. Das hatte die Stadtverwaltung natürlich im Vorfeld getan.

Stichwort Nutzungsänderung. Aktuell sind die Räume als Geschäftsräume eingeordnet. Sie sollen dem Antrag zufolge in 83 Quadratmeter für die Spielhalle und 55 für einen Imbiss geteilt werden, die beide eine Trockenbauwand trennt. Das Haus selbst befindet sich in einem Mischgebiet, wo Vergnügungsstätten wie es eine Spielhalle ist, ausnahmsweise genehmigt werden können.

Nein muss noch nicht das letzte Wort sein

Bei der Prüfung von möglichen Ausnahmen spielt unter anderem die Umgebung eine Rolle. Da die mehr und mehr von Wohnungen geprägt ist, widerspricht das einer Ausnahme. Außerdem sind die acht beantragten Spielgeräte nicht zulässig, maximal sechs, sagt die Baubürgermeisterin Marion Franz. Lärm spielte bei der Bewertung eher eine untergeordnete Rolle.

Das Nein des Bauausschusses muss noch nicht das Ende der Idee sein. Erstens war es zunächst nur eine Anfrage, zweitens würde bei einem Bauantrag in letzter Instanz das Landratsamt entscheiden. Und drittens hat dann im Falle einer Ablehnung der Antragsteller immer noch die Chance, dagegen zu klagen.

So einig wie sich die Heidenauer in der Ablehnung der Spielhalle sind, so sehr wünschen sie sich eine Belebung des Gebäudes. Wie, das ist das Risiko eines Betrachters. Dass es schon mehrmals nicht klappte, macht es nicht leichter.

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