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Heim ist menschenleer

Die Tage der bisherigen Flüchtlingsunterkunft auf dem Remonteplatz sind gezählt. Doch was passiert mit dem Gebäude?

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© Kristin Richter

Von Catharina Karlshaus

Großenhain. Es war ein Abschied auf Raten. Nun, ganz unbemerkt von den Großenhainern, ist das Flüchtlingsheim auf dem Remonteplatz leergezogen worden. Der letzte noch verbliebene Bewohner, so Marcel Thumser auf Anfrage der Sächsischen Zeitung, habe Mitte dieser Woche das Haus verlassen. Nun sei es menschenleer. Wie der Sachgebietsleiter im Landratsamt erklärt, befände sich zwar noch das Mobiliar der bisherigen Betreibergesellschaft ITB aus Dresden im Gebäude. Aber auch das werde bis zum Monatsende selbstverständlich ausgeräumt.

Vorerst beendet ist damit ein Kapitel Großenhainer Stadtgeschichte, das sich noch vor zwei Jahren ganz anders gelesen hat. Damals ging es Schlag auf Schlag. Die bereits vorhandenen Flüchtlingsunterkünfte im Kreis Meißen platzten aus allen Nähten. Innerhalb weniger Tage mussten neue Unterbringungsmöglichkeiten gefunden, vertraglich gebunden und schließlich komplett eingerichtet werden. Auch die ehemalige Kfz-Zulassungsstelle Remonteplatz 10 kam inmitten des Behördenstandorts so zu seiner neuen Nutzung. Genau am 18. November 2015 fand ein sogenannter Tag der offenen Tür statt, was praktisch bedeutete, dass sich die Großenhainer an jenem Mittwochnachmittag von 16 bis 18 Uhr die neue Heimstatt der Fremden aus nächster Nähe anschauen durften. Zwei Tage später zogen die ersten zwölf dann auch tatsächlich ein. Insgesamt 98 Menschen, hauptsächlich Familien mit Kindern, die meisten aus Syrien, bekamen in dem sanierten Haus ein Dach über dem Kopf.

Nun ist es leer. So, als hätte man es geahnt, wurde der Vertrag zwischen dem Landratsamt und der Betreibergesellschaft nur auf zwei Jahre abgeschlossen. Die sind nun in zwei Wochen rum. Eine Notwendigkeit, ihn zu verlängern, so Verwaltungsdezernent Manfred Engelhard, bestünde nicht. Vorbei sei der hohe Zustrom an Flüchtlingen, der den Kreis 2015 fast an seine Kapazitätsgrenzen gebracht habe. Allein von November bis Ende Dezember musste die Unterbringung von 700 Asylsuchenden gewährleistet werden. Von Interimsunterkünften auf dem Remonteplatz für über 150 Asylbewerber in Form von Zelten war damals gar die Rede. Mittlerweile rechne man bis zum Monatsende mit der Ankunft von 30 Menschen, weiteren 30 bis 50 im Dezember und konstatiere für das gesamte Jahr 390 Flüchtlinge. „Damit sind wir wieder beim Stand von 2014, wo 480 Asylsuchenden im Jahr in den Kreis gekommen sind“, erklärt Manfred Engelhard.

Wie sich die Situation weiter entwickle, könne er freilich auch nicht prognostizieren. Da sich das Gebäude auf dem Remonteplatz 10 aber ohnehin im Besitz des Kreises befände, sei man an dieser Stelle notfalls in der Lage, schnell auf ansteigende Zahlen zu reagieren. In den kommenden Monaten werde das Haus möglicherweise zur Unterbringung von anerkannten Flüchtlingen genutzt, die noch keine eigene Wohnung gefunden hätten. Je nach Bedarf könnten dann vorübergehend 20 oder 30 Menschen dort wohnen. Konkrete Pläne darüber hinaus gebe es noch nicht.

Klarer indes scheint da hingegen die langfristige Zukunft des Heimes auf der Kupferbergstraße. Das ehemalige Hotel Stadt Dresden, welches im Dezember 2012 als eine der ersten Einrichtungen mit 50 Asylbewerbern belegt wurde, ist bis Ende kommenden Jahres angemietet. „Bis Mitte 2018 wird es sicherlich definitiv belegt sein“, sagt Manfred Engelhard. Auch an der sozialen Betreuung durch die Mitarbeiter der Diakonie Riesa-Großenhain ändere sich nichts. Das über die Jahre hinweg gut eingespielte System habe sich bewährt und ermögliche nun aufgrund der gesunkenen Zahlen eine noch bessere Zuwendung.