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Kommen mehr Asylsuchende nach Großenhain?

Sachsen erwartet in den nächsten Wochen einen stärkeren Flüchtlingsstrom aus der Ukraine. Auch im Landkreis werden neue Kapazitäten gesucht.

Von Catharina Karlshaus
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Das ehemalige Hotel Stadt Dresden auf der Kupferbergstraße ist noch immer von Flüchtlingen bewohnt. Als einer der ersten Einrichtungen im Kreis war es im Dezember 2012 bezogen worden.
Das ehemalige Hotel Stadt Dresden auf der Kupferbergstraße ist noch immer von Flüchtlingen bewohnt. Als einer der ersten Einrichtungen im Kreis war es im Dezember 2012 bezogen worden. © Kristin Richter

Großenhain. Er hatte Montagabend einen anderen Termin. Aber auch wenn er selbst nicht in Naunhof gewesen sei, wo über 1.000 Menschen gegen die geplante Aufnahme von Flüchtlingen im Herrenhaus demonstriert hatten, habe Sven Mißbach nach eigenem Bekunden sehr wohl verfolgt, was sich im kleinen Örtchen nahe Radeburg tue.

Immerhin: Einem Aufruf der Bürgerinitiative Naunhofer Frauen zum Protest gegen eine Gemeinschaftsunterbringung arabischer Asylsuchender im landkreiseigenen Gebäude waren Menschen aus Großenhain, Steinbach, Weinböhla und sogar Dresden gefolgt. "Die Sorgen der Initiatoren muss man ernst nehmen! Da es angesichts der steigenden Zahlen abzusehen war, dass wieder mehr Flüchtlinge auch in unsere Region kommen werden, mache ich mir da selbstverständlich auch Gedanken", bekennt Großenhains Oberbürgermeister.

Kein Wunder auch. Die Röderstadt und sein Verwaltungschef verfügen über das, was gemeinhin als reichlich Erfahrung bezeichnet werden darf. 2015 gerade erst ein paar Monate im Amt, hatte Sven Mißbach miterleben müssen, wie die Anzahl der in den Landkreis Meißen kommenden Flüchtlinge nahezu täglich stieg und auch die Unterbringung Großenhain zusehends in Bedrängnis brachte. Obgleich mit drei belegten Objekten - dem ehemaligen Hotel Stadt Dresden auf der Kupferbergstraße, dem Verwaltungsgebäude Remonteplatz und den Baracken an der Straßenmeisterei - zu den Städten mit den meisten Kapazitäten im Kreis zählend, habe man sich im Dezember vor sieben Jahren sogar auf die Unterbringung von 150 Flüchtlingen in Zelten vorbereitet.

Eine Ausnahmesituation, die nicht nur die Volksseele zum Kochen brachte. „Mit aller Rücksicht auf die schwierige Lage finde ich diese Politik schwer verständlich, kaum noch vermittelbar und keineswegs vertrauensbildend“, empörte sich Sven Mißbach damals. Und ist nicht zuletzt deshalb im November 2022 umso hellhöriger.

Aktuell seien in den Einrichtungen des Landkreises Meißen, so die Behörde auf Anfrage von Sächsische.de, 4.274 Flüchtlinge und Asylbewerber mit 58 verschiedenen Nationalitäten untergebracht. Vorwiegend kämen diese aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und 2.595 Menschen aus der Ukraine.

In Großenhain stünden momentan 308 Plätze zur Verfügung, einhundert davon in der als einzigen noch bestehenden Gemeinschaftsunterkunft Kupferbergstraße. Darüber hinaus werde laut Behördensprecherin Anja Schmiedgen-Pietsch das Gästehaus Zabeltitz teilweise zur Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine genutzt. Darüber hinaus versuche man – so weit möglich – Wohnungen anzumieten. Aufgrund der steigenden Zuweisungszahlen werde gegenwärtig jede Möglichkeit zur Schaffung von Platzkapazitäten geprüft.

Kapazitäten, die Großenhain laut Sven Mißbach nicht vorweisen könne. Die Möglichkeiten seien aus seiner Sicht ausgeschöpft und ein Prozedere wie in der nahe gelegenen Landeshauptstadt Dresden - dort waren nach Kriegsbeginn im Frühjahr über zehn Sporthallen zur Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine umgenutzt worden - für ihn absolut nicht denkbar. "Trotz aller berechtigten Solidarität wäre das nicht das richtige Signal für unsere Bevölkerung. Sie hat aufgrund der Energiekrise und den wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges selbst mit so vielen Problemen zu kämpfen, da wäre es der falsche Moment, ihnen jetzt noch mehr abzuverlangen", sagt Sven Mißbach.