Pirna
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Willkommen im Barock

Es war die Traumhochzeit vor 300 Jahren. Nun kamen Kurprinz und seine Gemahlin für einen Tag zurück. Und hatten ihren Spaß.

Von Siri Rokosch
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Der Empfang der Majestäten August der Starke mit Christiane Eberhardine und des Brautpaars Maria Josepha Benedikta Antonia Theresia Xaveria Philippine von Österreich und Friedrich August II. auf dem Pirnaer Markt lockte Hunderte Gäste an.
Der Empfang der Majestäten August der Starke mit Christiane Eberhardine und des Brautpaars Maria Josepha Benedikta Antonia Theresia Xaveria Philippine von Österreich und Friedrich August II. auf dem Pirnaer Markt lockte Hunderte Gäste an. ©  Daniel Förster

Durchhalten hieß es am Sonntag für die Darsteller des Lustgondelns anno 1719 in Pirna. Bei dreißig Grad im Schatten hatten sie in ihren schweren Barockroben reichlich Gepäck zu tragen, sagt Claudia Friedemann, die in die Rolle der Maria Josepha von Österreich geschlüpft war: „Seit halb sieben heute früh bin ich so gekleidet. Fünf Lagen Stoff habe ich am Leib“, sagt sie. Fast eine Stunde brauchte sie, um all die Kleider, Korsagen und Unterröcke anzuziehen. Gemeinsam mit ihrem frisch angetrauten Mann Friedrich August II., Sohn August des Starken, ebendiesem und Christiane Eberhardine sowie dem Gefolge zelebrierten die Schauspieler die Ereignisse vor 300 Jahren.

Es war die Jahrhunderthochzeit des Sohnes Augusts des Starken, Friedrich August II mit Maria Josepha von Österreich 1719. Allein in Dresden dauerte die Feier 40 Tage. Dieses Jubiläum wurde am Sonntag durch die Kultur- und Tourismusgesellschaft Pirna (KTP) und die Dresden Marketing GmbH mit einer opulenten Barock-Sause gefeiert – auch in Pirna. Denn alles hatte 1719 seinen Anfang in Pirna genommen. In der Stadt war die Braut erstmals auf sächsischem Boden empfangen worden. Deshalb kam sie auch am Sonntag in der Kutsche gegen 11 Uhr im barocken Markttreiben auf dem Pirnaer Marktplatz an. Auf der Bühne wurde eine königliche Tafel aufgetischt und auch die Bürger wurden beköstigt. „Wir ließen ihnen Brezeln und Obst reichen“, erzählt Maria Josepha von Österreich, während August der Starke aus seinem riesengroßen Glas mit Weintraubensaft nippt. Die Darsteller leben ihre Rollen regelrecht aus, mit viel Liebe auch zur Sprache der damaligen Zeit: „Majestäten, tut bitte so, als hättet ihr Spaß“, hieß es unter anderem beim Fotoshooting für das gemeine Volk vom Rathausbalkon in großer Hitze.

© Daniel Förster
Feuerengel Gabriel heizte den Zuschauern zusätzlich ein 
Feuerengel Gabriel heizte den Zuschauern zusätzlich ein  © Daniel Förster
Verabschiedung der königlichen Majestät und Hoheiten. Abfahrt der venezianischen Gondel auf der Elbe in Pirna. 
Verabschiedung der königlichen Majestät und Hoheiten. Abfahrt der venezianischen Gondel auf der Elbe in Pirna.  © Daniel Förster
Bevor die Herrschaften kurz nach 14 Uhr in der venezianischen Gondel nach Pillnitz fuhren gab es Salutschüsse. Foto: Marko Förster
Bevor die Herrschaften kurz nach 14 Uhr in der venezianischen Gondel nach Pillnitz fuhren gab es Salutschüsse. Foto: Marko Förster © Marko Förster
Die Darsteller hielten der Hitze tapfer stand.
Die Darsteller hielten der Hitze tapfer stand. © Daniel Förster
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Stadtführerin Claudia Friedemann in der Rolle der Braut Maria Josepha von Österreich. An ihrer Seite August der Starke.
Stadtführerin Claudia Friedemann in der Rolle der Braut Maria Josepha von Österreich. An ihrer Seite August der Starke. © Daniel Förster
Zeitweise tummelten sich etwa 400 Gäste im barocken Markttreiben.
Zeitweise tummelten sich etwa 400 Gäste im barocken Markttreiben. © Daniel Förster

Gegen 13 Uhr wurde auf dem Marktplatz ein festliches Spalier gebildet, um die frisch Vermählten auf historisch verbrieftem Weg – über die Badergasse und vorbei an der damaligen Übernachtungsstätte im Haus Lange Straße 9/10 – zur Elbe hinunter zu geleiten. Dort angekommen, wurden die hohen Gäste aus dem 18. Jahrhundert von Pirnas Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke, ebenfalls in barockem, blauem Kostüm verabschiedet: „Liebes Volk, ihr habt den Hofstaat und seinen Prunk noch nicht richtig bewundert. Das machen wir jetzt“, sprach er und so jubelten die zahlreichen Gäste „Ah“ und „Oh“ zu den schönen Kleidern und dem glitzernden Schmuck der schwitzenden Darsteller, die sich tapfer unter ihren Perücken hielten.

Die Herrschaften stiegen gegen 14 Uhr in ihre venezianische Gondel und wurden bei einer Ehrenrunde elbaufwärts mit lauten und qualmenden Salutschüssen aus Pirna verabschiedet. Nach einem Zwischenstopp in Pillnitz mit Tanzdarbietungen erreichte die Gesellschaft gegen 18 Uhr das Dresdner Terrassenufer. Danach ging es zur Parade mit zehn Kutschen auf einer Drei-Kilometer-Route durch die Innenstadt Dresdens bis zum Zwinger.