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Hirschfelder gründete den Leipziger Zoo

Am 5. Februar 1844 wurde Ernst Pinkert geboren. Er machte ein Gasthaus mit Tieren attraktiv.

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Ernst Wilhelm Pinkert (li.) kannte sich auch in der Gastronomie aus.
Ernst Wilhelm Pinkert (li.) kannte sich auch in der Gastronomie aus. © privat

Von Ingrid Seltmann

Am 5. Februar 1844, vor genau 175 Jahren, wurde in Hirschfelde ein gewisser Ernst Wilhelm Pinkert geboren. Dieser Pinkert brachte es zu großer Berühmtheit, denn er war der Gründer des Leipziger Zoos. Mit 19 Jahren ging Ernst Pinkert in die Messestadt, um in der Gastronomie lernen und arbeiten zu können. Schließlich machte er sich mit einer eigenen Gastwirtschaft selbstständig und pachtete 1873 die Gastwirtschaft „Zum Pfaffendorfer Hof“ am Rande des Leipziger Rosentals. Und er versuchte sie anziehender zu machen, indem er Tiere ausstellte,

So reifte bei dem gebürtigen Hirschfelder die Idee, einen Tiergarten zu gestalten. In dem bekannten Hamburger Tierhändler Carl Hagenbeck fand er einen guten Partner. Zum Pfingstfest am 9. Juli 1878 wurde dieser Privatzoo auf dem Ratsgut Pfaffendorf mit einem Frühschoppen eröffnet. Etwa 4 500 Besucher kamen und besichtigten erstaunt die Raubtiere, die hier gezeigt wurden. Zu sehen gab es auch Hirsche und Antilopen, sogar Kängurus und Papageien. Verschiedene Veranstaltungen wie Dressurdarbietungen, spielten nach und nach soviel Geld ein, dass gebaut werden konnte und neue Tiere angeschafft wurden, darunter eine Elefantenkuh namens Sally. Zum ersten Mal war in einem deutschen Tiergarten auch ein Borneo-Orang-Utan zu sehen. Besonderen Wert legte Ernst Pinkert auf Raubtiere, 1880 wurde das erste Löwenbaby geboren. Bereits einige Jahre später brachte der Verkauf einer stattlichen Anzahl Löwen aus eigener Zucht an andere Tiergärten zusätzliche Einnahmen.

Um die Finanzlage zu verbessern, wurde der Tiergarten mit Einverständnis der Stadt Leipzig in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Vorstand und Direktor des Zoologischen Gartens wurde Ernst Pinkert. Unter seiner Leitung entwickelte sich der Zoo zu einer Sehenswürdigkeit von nationalem und internationalem Rang. Aber auch Rückschläge musste Direktor Pinkert hinnehmen. 1901 brach unter den Raubkatzen die gefürchtete Rotzkrankheit aus, in deren Folge eine ganze Anzahl Raubkatzen starben. Pinkert griff die Ideen von Carl Hagenbeck auf, die Zootierhaltung wesentlich zu verbessern und artgerecht zu gestalten. Seine Leistungen für den Zoo Leipzig, aus dem nicht nur eine beliebte Stätte der Erholung geworden war, sondern auch der Bildung, Wissenschaft und Forschung, wurden von der sächsischen Regierung anerkannt. Sachsens König verlieh dem gebürtigen Oberlausitzer den Titel „Königlich Sächsischer Kommissionsrat“.

Nach schwerer Krankheit verstarb Ernst Pinkert am 28. April 1909 in Leipzig. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Nordfriedhof, wo ein mächtiger gemeißelter Löwe an ihn erinnert. Im Zoo selbst befindet sich ein Gedenkstein. Auch in Hirschfelde ist Ernst Pinkert nicht vergessen. An seinem sanierten Geburtshaus wurde eine Gedenktafel angebracht. Der Ort Hirschfelde, engagierte Heimatfreunde sowie der Förderverein Museum Dittelsdorf bemühen sich, sein Wirken nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Die Autorin, die im Alter von 62 Jahren 2013 viel zu früh verstarb, schrieb viele regionalgeschichtliche Beiträge für die SZ, so auch diesen aus ihrem Nachlass.

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