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Historische Steinbrücke im Polenztal aufgetaucht

Der Borkenkäfer frisst bei Hohnstein ganz neue Ausblicke frei. Es lohnt sich, jetzt genau hinzuschauen. Und die Stadt könnte sogar ein Jubiläum feiern.

Von Anja Weber
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Bei Hohnstein ergeben sich jetzt ganz neue Ausblicke, auch auf den Hockstein.
Bei Hohnstein ergeben sich jetzt ganz neue Ausblicke, auch auf den Hockstein. © Steffen Unger

Wer die Wartenbergstraße, die Serpentinen, bei Hohnstein entlang fährt, wird sie bestimmt schon gesehen haben. Die ganz neuen Aus- und Einblicke in die Felsenwelt der Sächsischen Schweiz. Auch das ist eine Folge des starken Borkenkäferbefalls. Doch so kommt bislang Verborgenes eindrucksvoll ans Tageslicht.

Hunderte Bäume wurden in den letzten Wochen durch den Sachsenforst entlang der Serpentinen bei Hohnstein gefällt. Grund war der starke Borkenkäferbefall. Außerdem sorgten Trockenheit und die Winter- und Frühlingsstürme dafür, dass das gesamte Areal nun viel heller und auch durchsichtiger ist. Noch stehen viele Bäume, die eigentlich auch noch gefällt werden müssten. Doch schon jetzt werden ganz neue Sichtachsen frei und es lohnt sich durchaus, etwas genauer hinzuschauen. Dazu gehört unter anderem, dass die kurvenreiche Strecke so übersichtlich ist, wie nie. Auch kann man nun von der Straße aus auf das Gasthaus am Polenztal blicken. Das war sonst nicht möglich. Es lag versteckt hinter dichtem Baumbewuchs. Die Wirtin und die Gäste unten im Tal wird es freuen, endlich mehr Licht und mehr Sonne.

Freie Sicht gibt es auch auf die Hocksteinaussicht, und zwar von allen Seiten. Und hier zeigt sich ein ganz besonderer Blick, einen, den es so eben noch nie gegeben hat. Schon in der ersten Kurve nach dem Polenztal ist seit Kurzem die berühmte Teufelsbrücke an der Hocksteinaussicht wieder zu sehen. Ein in den letzten Tagen bereits viel bestauntes Phänomen. Und deshalb lohnt ein Blick in ältere Unterlagen zur Geschichte der Brücke.

Hohnsteins Oberförster ließ erste Brücke errichten

Der jetzt ebenfalls von allen Seiten gut einsehbare Hockstein gegenüber der Burg Hohnstein ist ein markanter alleinstehender Sandsteinfelsen. Auf- und Abstieg führten im Mittelalter durch den Blümelgrund und die Wolfsschlucht. Sicherlich war die Lage auch ausschlaggebend dafür, dass hier eine Burganlage errichtet wurde. Von der ist allerdings kaum noch etwas zu sehen.

Die Aussicht vom Hockstein war wohl schon in früheren Zeiten berühmt. Im Zuge der touristischen Entwicklung der Sächsischen Schweiz wurde 1821 auf Veranlassung des Hohnsteiner Oberförsters von Carlowitz eine Holzbrücke gebaut. Er wird in historischen Unterlagen mit folgenden Worten zitiert: "So ist nunmehr der Weg gänzlich gefahrlos und bequem gemacht worden. Doch kann man sich eines Schauers nicht erwehren, wenn man die mehr als 100 Fuß (ca. 30 Meter) tiefen Abgründe überschreitet." So soll wohl auch der Name Teufelsbrücke entstanden sein. Übrigens geht die Historie auch davon aus, das der spektakuläre Zugang vom Polenztal aus durch die Wolfsschlucht als Vorlage für die Oper "Der Freischütz" von Carl-Maria von Weber gedient haben soll.

1843 wurde die morsche Holzbrücke durch eine Sandsteinbrücke ersetzt. Diese wurde 1870 mit einem zweiten Sandsteinbogen untermauert. Für Hohnstein alles historisch bedeutsame Daten. Wenn man schon im vergangenen Jahr das 200-jährige Bestehen der Holzbrücke übersehen musste, könnte zumindest im kommenden Jahr das 180-jährige Bestehen der Sandsteinbrücke gefeiert werden, wo sie doch jetzt so schön zu sehen ist. Und möglicherweise kann dann auch schon der Auftakt für die Realisierung von Hohnsteins großen Plänen, dem Bau einer Hängebrücke sein. Diese soll eben an dieser Stelle das Polenztal überspannen. Aus Naturschutzgründen hatte das Projekt bislang keine Chance.