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Hohnsteins Kasperprojekt fehlt der Kopf

Die Stadt Hohnstein bekommt Geld für ein neues Imageprojekt. Das könnte sofort starten, aber es gibt Schwierigkeiten.

Von Anja Weber
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Die Stadt Hohnstein will den Kasper familienfreundlich vermarkten. Das soll nicht nur Touristen anlocken.
Die Stadt Hohnstein will den Kasper familienfreundlich vermarkten. Das soll nicht nur Touristen anlocken. © Steffen Unger

Der Hohnsteiner Kasper belebt das Land, so heißt das neue Image-Projekt von Hohnstein. Die Stadt erhofft sich damit eine Langzeit-Außenwirkung vor allem für den Tourismus. Alles scheint perfekt. Sogar das Geld ist da. Mit dem Projekt hatte sich die Stadt mit einem Wettbewerbsbeitrag im Ministerium für Regionalentwicklung beworben und dafür 200.000 Euro Preisgeld erhalten.

Doch nun der Schock. Der zum 1. Januar 2021 für zwei Jahre eingestellte Kaspermanager verlässt die Stadt. Er hat gekündigt. Hohnsteins Bürgermeister Daniel Brade (SPD) ist jetzt auf der Suche nach Ersatz, ob männlich oder weiblich. Die Stelle muss neu besetzt werden. Eine entsprechende Ausschreibung hat die Stadt auch schnellstens auf den Weg gebracht, um keine Zeit zu verlieren. Schließlich soll der Hohnsteiner Kasper als Markenbotschafter den Ruf der Stadt in die Welt tragen. Und Tourismus ist der einzige Wirtschaftszweig, von dem man in Hohnstein und Umgebung lebt. Betont wird, dass dies auch ein Angebot für die Einwohner ist. Es soll gelingen, mit den verschiedenen Projektteilen die Stadt familienfreundlicher zu gestalten und regionaltypisches Handwerk erlebbar zu machen.

Kasperriesen und eine Schauwerkstatt

Mit dem Projekt soll es gelingen, den Besuchern wieder zu zeigen, wie eine Kasperpuppe überhaupt entsteht. Nach dem Tod von Kasper-Puppenschnitzer Gerhard Berger gab es dazu keine Gelegenheit mehr. Um das Erlebnis kleinen und großen Kasperfreunden nahezubringen, wird eigens dafür eine Schauwerkstatt eingerichtet. Ein Gebäude dafür ist bereits gefunden. Das ehemalige "Gewandhaus" an der Rathausstraße soll dafür umgebaut werden. Das Gebäude wurde einst von den Hohnsteiner Blasmusikanten als Probenraum genutzt. Nach deren Auflösung hatte die Stadt nach neuen Verwendungsmöglichkeiten gesucht. Diese sind damit gefunden. Auch Schnitzlehrgänge wären denkbar, um speziell für Kinder und Erwachsene ein zusätzliches Angebot zu schaffen. Neben der Werkstatt könnte in den Räumlichkeiten noch ein kleines Café inklusive einem Regionalladen dafür sorgen, den Aufenthalt in Hohnstein angenehmer zu machen.

Das ehemalige "Gewandhaus" in Hohnstein wird zur Schauwerkstatt umgebaut. Hier sollen Interessierte sehen, wie Kasperköpfe geschnitzt werden.
Das ehemalige "Gewandhaus" in Hohnstein wird zur Schauwerkstatt umgebaut. Hier sollen Interessierte sehen, wie Kasperköpfe geschnitzt werden. © Steffen Unger

Ein Ziel des Projektes ist auch, den bereits bestehenden Kasperpfad zu erweitern. An verschiedenen Stationen werden hier Geschichten über Kasper & Co. erzählt, Rätsel gelöst und Fragen beantwortet. Künftig soll der Pfad auch die Burg und den Marktplatz mit einschließen. Gleichzeitig will man den Rundwanderweg, den Röhrenweg, als Teil des Kasperpfades in einen ordentlichen Zustand versetzen. Dafür sollen noch gesondert Fördermittel eingeworben werden.

Bislang gibt es jeweils an den Stadteingängen eine Kasperfigur. Diese sollen jetzt noch "Geschwister" erhalten, mannshoch und aus Holz gefertigt. Fünf dieser Figuren sind vorgesehen. Sie werden interaktiv gestaltet und auf Knopfdruck erzählt der Holzkopf seine Geschichten. Die Figuren gibt es noch nicht. Die Stadt Hohnstein will mehreren Künstlern die Möglichkeit geben, sich an dem Projekt zu beteiligen. Die Kasper-Figuren sollen am Gewandhaus, am Spielplatz Eiche, am Max-Jacob-Theater und am Hohnsteiner Bad aufgestellt werden. Mit der Sanierung des Röhrenwegs sollen dann dort weitere Mitglieder der Kasperfamilie, ebenfalls aus Holz, errichtet und mit anderen interaktiven Spielgeräten kombiniert werden.

Gegenwind für das Tourismusprojekt

Ganz unumstritten ist das Projekt nicht. Auch im Stadtrat wurde mehrmals kritisiert, dass es in Hohnstein möglicherweise zu viel kaspere. Vor allem in der Fraktion der Unabhängigen Wählervereinigung sitzen die Skeptiker. Dass sich die Begeisterung des Stadtrates in Grenzen hält, kann Bürgermeister Brade nicht verstehen. Er finde das Projekt toll, und offenbar einige andere Hohnsteiner auch. So wurde unlängst sogar ein Kasperkopf aus Schnee "geschnitzt".

Im Stadtrat machte zuletzt Tilo Müller seinem Herzen Luft. Ihm wird offenbar zu viel Geld für die großen Kasperfiguren ausgegeben. "Ich sehe nicht ein, dass wir überallhin große Kasper stellen sollen. Das sind Steuergelder. Für mich ist das nicht nachvollziehbar", empörte er sich.

Es gibt aber auch Befürworter, wie unter anderem Bernhard Steinert (Bündnis90/Grüne). "Ich finde, das ist keine Geldverschwendung. Wenn Geld da ist, sollten wir das auch nutzen. Ich denke, wir können davon nur profitieren. Das ist für Hohnstein eine gute Nachricht", sagt er. Und für Stadtrat Lux gehört der Kasper nur zu Hohnstein, nicht zu den Ortsteilen. Vielmehr müsse man untersuchen, weshalb die Gäste die Ortsteile besuchen, wie sie übernachten wollen. Kasperort sei kein Alleinstellungsmerkmal. Es gebe noch mehr Kommunen, die mit dem Kasper werben würden.

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