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Sächsische Schweiz: Naturpark-Initiative übergibt Petition

Mit einigen spektakulären Aktionen wie an der Basteibrücke hat die BI bereits für Aufregung gesorgt. Und es soll noch weitere geben.

Von Anja Weber
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Das Hissen eines Banners an der Basteibrücke war eine der ersten Aktionen der BI "Naturpark Sächsische Schweiz".
Das Hissen eines Banners an der Basteibrücke war eine der ersten Aktionen der BI "Naturpark Sächsische Schweiz". © Sven Scholz

Mit dem Aufziehen eines Banners an der weltberühmten Basteibrücke hatte die Bürgerinitiative "Naturpark Sächsische Schweiz" im Oktober 2022 kurz nach ihrer Gründung ein erstes großes Achtungszeichen gesetzt. Damals noch belächelt, ist sie heute nach eigenen Angaben ein fester Bestandteil des öffentlichen Diskurses, wenn es um die Gestaltung des Lebensraumes Elbsandsteingebirge geht. Vor wenigen Tagen wurde die von der BI angeschobene Petition an den Sächsischen Landtag übergeben. In dieser fordern die Initiatoren die Schaffung eines Naturparks Sächsische Schweiz durch Änderung der sächsischen Naturschutzgebung. 8.502 unterstützende Unterschriften konnten sie überreichen. Damit haben die Mitglieder ein weiteres Etappenziel erreicht. "Das Wichtigste ist, dass wir etwas bewegen", sagte Hanka Owsian die Sprecherin der Bürgerinitiative unlängst.

Strategie: "Schutz durch Nutzung"

Die Bürgerinitiative, welche sich nach dem verheerenden Waldbrand im Nationalpark gegründet hatte, verlangt unter anderem eine Änderung der Schutzgebietskategorie für das Gebiet der Sächsischen Schweiz, damit für Bewohner und Besucher wieder „Alltags- und Freizeitwerte“ geschaffen werden. Sie fordern eine klimagerechte, nachhaltig und naturverträglich ausgerichtete "Schutz-durch-Nutzung-Strategie" für den Landschaftsraum Sächsische Schweiz. Die Landschaft habe zuletzt viele Gefahrenpotenziale offenbart. Das liege vielfach am Status der Sächsischen Schweiz als Nationalpark, sagt die BI. Das Gebiet der Sächsischen Schweiz sei als jahrhundertealte Kulturlandschaft mit seiner Siedlungs- und Waldstruktur geprägt durch die Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt.

Was sich seit der Gründung der Bürgerinitiative im Spätsommer 2022 alles getan hat, hat die SZ hier zusammengetragen.

In den ersten Monaten nach der Gründung waren es vor allem öffentliche Gesprächsforen die Hauptaktivität, zu denen die Bürgerinitiative eingeladen hatte. Kontrovers wurden Ziele und Ideen sowohl eines Nationalparks als auch ein Naturpark diskutiert.

Neues Format: Wandern mit der Bürgerinitiative

In einem zweiten Schritt ging es für die Mitglieder Bürgerinitiative und ihrer Mitstreiter dann hinaus in die Natur. Ein neues Format war gefunden. Begonnen wurde mit einer Wanderung oberhalb des Totwaldes im Kirnitzschtal im Januar 2023. Eine mit 120 Teilnehmer besetzte und viel beachtete Veranstaltung. Ins Gespräch kommen und die Forderungen vor Ort zu erklären, das gehört zum Programm der Initiative.

Im Oktober wurde zu einer Wanderung in den Wald um Hohnstein eingeladen. Ziel dieser Aktion war es zu demonstrieren, wie ein aktiver Waldumbau zum Mischwald stattfinden kann. Das Hohnsteiner Gebiet ist dabei eines von 13 ausgewählten Beispielrevieren in ganz Sachsen, die zeigen sollen, wie aktive Waldbewirtschaftung funktionieren kann.

Nach dem Waldbrand werden im Nationalpark Sächsische Schweiz die Selbstheilungskräfte der Natur beschworen und es wird immer wieder auf entstehende neue Vegetation hingewiesen. Die Bürgerinitiative sagt: Das Ganze sei erwartbar gewesen, weil es sich um natürliche Prozesse handelt. Das führe allerdings nicht automatisch zu einer gesunden Waldstruktur.

Soll der Nationalpark sogar erweitert werden?

"Die Rechtsgrundlagen des Nationalparks sehen einen unberührten Naturraum vor, aus welchem der Mensch zurückgedrängt und in dem touristische Nutzung weitgehend ausgeschlossen ist", bemängelt die Bürgerinitiative. Die Strategie des Nationalparks "Natur Natur sein lassen" widerspreche den Tatsächlichkeiten im Naturraum. Die Sächsische Schweiz sei eine jahrhundertealte Kulturlandschaft, die durch die Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt bis heute maßgeblich geprägt sei.

Vertreter der Bürgerinitiative haben ihre Petition an den zuständigen Ausschuss im Landtag übergeben.
Vertreter der Bürgerinitiative haben ihre Petition an den zuständigen Ausschuss im Landtag übergeben. © Bürgerinitiative

Kritisch werden zudem die Strukturveränderungen beim Sachsenforst mit der Bildung eines Nationalpark- und Forstamtes Bad Schandau beobachtet. Die Initiative befürchtet, dass dies eine Vorstufe zur Erweiterung des Nationalparks Sächsische Schweiz sein könnte. Zu dieser Entwicklung kam es, nachdem der Chef des Forstbezirks Neustadt, Uwe Borrmeister, Leiter der Nationalparkverwaltung wurde. Nun fusionieren beide Behörden, ohne aber dass dabei Veränderungen im Schutzstatus einzelner Gebiete geplant wären.

Der Petitionsausschuss wird jetzt die Unterlagen prüfen und dann entscheiden, ob der Petition stattgegeben wird oder nicht. Ein Ergebnis liegt noch nicht vor.