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Nationalparkbrand: Sind drei Bäume wichtiger als Löschwasserspeicher?

Die Städte Hohnstein, Sebnitz und Bad Schandau bauen Löschwasserzisternen im Nationalpark. Doch eben darum gibt es vor Baubeginn schon richtig Knatsch.

Von Anja Weber
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Hohnsteins Bürgermeister kann über die Diskussionen um Standorte für Löschwasserzisternen nur den Kopf schütteln.
Hohnsteins Bürgermeister kann über die Diskussionen um Standorte für Löschwasserzisternen nur den Kopf schütteln. © Daniel Schäfer

Mit dem verheerenden Waldbrand im Nationalpark Sächsisch-Böhmische Schweiz kam immer wieder die Frage nach Löschwasserspeichern auf. Diese werden dringender denn je gebraucht. Kaum vorstellbar, was passiert wäre, wenn die Hubschrauber kein Wasser aus der Elbe hätten schöpfen können. Vor allem in der Hinteren Sächsischen Schweiz ist Löschwasser Mangelware.

Das haben auch die Waldbrände kleineren Ausmaßes davor bereits gezeigt. Die Städte Sebnitz, Bad Schandau und Hohnstein hatten reagiert und sich im Jahr 2021 für den Bau von Löschwasserzisternen im Nationalpark entschieden. Eigentlich sollten die bis Ende 2022 auch schon gebaut sein. Der Termin ist nicht mehr einzuhalten. Doch das ist offenbar nicht das einzige Problem, wie es das Hohnsteiner Beispiel zeigt, das nun für Kopfschütteln sorgt.


Die Stadt Hohnstein ist mit ihren Planungen am weitesten. Deshalb gab es am 2. August auch ein Abstimmungsgespräch zum weiteren Vorgehen. Nur wenige Kilometer entfernt waren da noch immer ganz viele Feuerwehrleute im Einsatz, um Flammen und Glutnester zu bekämpfen. Was dann allerdings in Hohnstein passierte, bringt Bürgermeister Daniel Brade (SPD) zur Verzweiflung. Er habe sich mächtig auf die Zunge beißen müssen, um nicht zu explodieren. Zum einen ist er sauer, dass der Nationalparkverwaltung jetzt immer davon spreche, selbst solche Speicher bauen zu wollen. "Wir drei Städte machen das, von der Planung bis zum Bau. Und wir bezahlen auch dafür", sagt er. Insgesamt rund 600.000 Euro sollen wohl investiert werden. 90 Prozent davon gibt der Freistaat als Fördermittel dazu. Den Rest müssen die drei Städte selbst bezahlen.

Den Bürgermeister ärgert aber noch mehr. Beim Beratungsgespräch mit am Tisch waren Vertreter von der Nationalparkverwaltung und der Landesdirektion, als oberste Naturschutzbehörde. Sie müssen unter anderem bei der Standortfrage zustimmen. Und das ist offenbar nicht einfach. Bürgermeister Brade ärgert das. Seit September 2021 kämpft die Stadt unter anderem für die Umwandlung des Nationalparks in einen Naturpark, ähnlich dem im Zittauer Gebirge. Erst vor wenigen Tagen hatte sich dazu auch eine Bürgerinitiative gegründet. Die jetzigen Diskussionen um die Löschwasserzisternen im Nationalpark sieht der Bürgermeister auch als Beweis dafür, dass Hohnstein den richtigen Schritt gegangen sei. "Es wurde um jeden Baum gefeilscht, der für die Zisternen gefällt werden muss. Und in zwölf Kilometer Luftlinie entfernt brennt der Wald", sagt er. Dabei sei es lediglich um drei Bäume gegangen.

So sieht eine Löschwasserzisterne aus, die 100 Kubikmeter speichern kann.
So sieht eine Löschwasserzisterne aus, die 100 Kubikmeter speichern kann. © Egbert Kamprath

Die Stadt Hohnstein wird drei Zisternen an den Standorten Brandstraße, kurz vor der Brand-Baude, am Ziegenrücken an der S163 Richtung Waltersdorf und am Waldtorweg in Waitzdorf errichten. An den beiden erstgenannten müssen besagte drei Bäume gefällt werden. Die Zisternen fassen 100 Kubikmeter beziehungsweise 50 Kubikmeter Wasser. Schon jetzt stehe fest, dass die ausgewiesenen Bausummen nicht ausreichen werden und möglicherweise die Städte noch eine Schippe drauflegen müssen oder der Freistaat.

Die Stadt Sebnitz wird insgesamt drei Löschwasserspeicher bauen lassen, einen in Hinterhermsdorf und zwei im Bereich Thorwalder Wände und Richterschlüchte. Die Standorte wurden generell so ausgewählt, dass von ihnen jeweils noch Schlauchstrecken in besonders unzugängliche gefährdete Gebiete des Nationalparks gelegt werden können. Außerdem müssen die Zisternen mit Fahrzeugen erreichbar sein.

Sicher ist aber, dass das keine der drei Städte das Ziel einer Inbetriebnahme 2022 erreichen wird. Aus diesem Grund hat der Fördermittelgeber die Bewilligung der Zuschüsse bis Ende 2023 verlängert.