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Treffpunkt „Zur Post“ – für Junge, für Ältere, für alle

Die Kneipe ist seit einigen Wochen mit neuem Betreiber und Konzept geöffnet. So läuft es.

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Was er sich vor einiger Zeit noch nicht vorstellen konnte, gehört für Thomas Blochwitz (M.) als Bar-Betreiber jetzt zum Alltag: Bier zapfen in der Kneipe „Zur Post“, die er seit November führt.
Was er sich vor einiger Zeit noch nicht vorstellen konnte, gehört für Thomas Blochwitz (M.) als Bar-Betreiber jetzt zum Alltag: Bier zapfen in der Kneipe „Zur Post“, die er seit November führt. © Foto: Angela Donath

Von Angela Donath

Hoyerswerda. „Ich wäre wohl Stammgast hier“, sagt Thomas Blochwitz, Jahrgang 1979 und seit dem 11. November 2022 Betreiber der Kneipe „Zur Post“ in der Hoyerswerdaer Altstadt. Dort, gegenüber der ehemaligen richtigen Post in der Friedrichsstraße, war gefühlt schon immer ein Lokal – die nasse Post genannt. Ihre Geschichte reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Stammkunden gingen hier immer ein und aus, Laufkundschaft gab es eher seltener.

Als Gastronomiebetriebe nach dem Lockdown wieder öffnen durften, fand sich trotz engagierter Suche für längere Zeit niemand, der hier einen Neuanfang wagen wollte. Jens Britschka, Vermieter des Hauses Lange Straße 21, wollte jedoch nach umfangreicher Sanierung des Gebäudes dort gerne wieder Gastlichkeit sehen.

Im Frühjahr 2022 hörte Thomas Blochwitz davon. Der ehemalige Hoyerswerdaer lebte damals in Stuttgart, hatte eine kleine Handwerksfirma, es ging ihm gut im „Schwabenländle“. Seine Wurzeln aber hatte er in Hoyerswerda, hier besuchte er regelmäßig seine Familie, hier traf er alte Freunde. „Die Frage war nur immer wieder, wo man sich hier auf ein Bier trifft.“

Um die Kneipenszene in Hoyerswerda sieht es bekanntermaßen nicht so gut aus. Hier, in der Post, könnte man einen Treffpunkt schaffen. Zwei Nächte lang ließ dieser Gedanke Thomas Blochwitz nicht los, dann stand der Entschluss fest: Ich gehe zurück, ich mach das.

„Meine Familie hat mir zuerst mal, na ja, den Vogel gezeigt. Ich hatte noch nie ein Bier selber gezapft. In der 9. Klasse hatte ich mal ein Schulpraktikum im Hackerstübel. Nie habe ich daran gedacht, selber einmal eine Kneipe zu übernehmen.“

Aber der Gedanke an so einen Treffpunkt für alle, der war scheinbar stärker. Doch erst einmal standen Handwerkerarbeiten auf dem Programm und damit kennt sich Thomas Blochwitz schließlich aus. Der Vermieter übernahm Elektrik und Schallschutz, Thomas Blochwitz gemeinsam mit der Familie und den Freunden den Rest. Und der war nicht klein.

Alte, nikotinlastige Tapetenschichten mussten runter, Wände und Tresen wurden verschliffen, Möbel, wo es noch ging, auch. Im Internet wurde nach Vintage- und Retro-Teilen gesucht und gefunden, die Beleuchtung wurde vollkommen neu erfunden und, und, und.

Der für September des vergangenen Jahres geplante Eröffnungstermin erwies sich als zu kurzfristig. Wenig Firmen, viele Eigenleistungen, gemeinsam mit Freunden, die auch noch einer anderen Arbeit nachgehen, und mit Unterstützung der Familie brauchte das seine Zeit.

Was sich bis zum November dann getan hat, kann sich sehen lassen. Urgemütlich ist es. Kleine Tische mit Sesseln, größere mit Bestuhlung. Es gibt einen Extraraum, den das Jungvolk für sich entdeckt hat und alles wirkt wie zufällig zusammengewürfelt – Neues und Altes – und einfach stimmig. Kein Wunder, dass Thomas Blochwitz hier gerne Stammgast wäre.

Kann er aber nicht sein. Er steht hinter dem Tresen, bedient seine Gäste. Bier zapfen kann er jetzt, ein Weinchen oder einen Kaffee mit einem Stückchen Kuchen serviert er auch. Die benachbarten Fleischer und Bäcker freuen sich über einen zuverlässigen Abnehmer ihrer Produkte. Regionale Zusammenarbeit, so, wie man sich das vorstellt. Die Hoyerswerdschen freuen sich, viele haben die Post schon als Treffpunkt entdeckt. Es läuft, sagt Thomas Blochwitz und lächelt bescheiden.