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DDR-Schriftstellerin Brigitte Reimann: „Ich war ein gutgläubiger Narr“

Die DDR-Schriftstellerin Brigitte Reimann, die vor 50 Jahren starb, ist überraschend neu zu entdecken – und das nicht nur in Sachsen.

Von Karin Großmann
 6 Min.
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Brigitte Reimann bei einer Diskussion in Suhl mit Dorothea Kleine, später Krimiautorin in Cottbus (l.), und Rolf Gozell (3. v. li), Mitglied in ihrem Zirkel Schreibender Arbeiter in Schwarze Pumpe und dann Verfasser von Kinderhörspielen.
Brigitte Reimann bei einer Diskussion in Suhl mit Dorothea Kleine, später Krimiautorin in Cottbus (l.), und Rolf Gozell (3. v. li), Mitglied in ihrem Zirkel Schreibender Arbeiter in Schwarze Pumpe und dann Verfasser von Kinderhörspielen. © Museum Hoyerswerda

Wütend schreibt Brigitte Reimann quer über die linke Seite ihres Heftes dreimal das Wort Scheiße. Sie hadert mit dem ersten Kapitel ihres neuen Romans. Der Titel „Die Geschwister“ steht von Anfang an fest und auch die Geschichte. Es ist fast ihre eigene. Ihr jüngerer Bruder ging kurz vor dem Mauerbau in den Westen. Es sei traurig, „dass eine Familie auf diese Weise auseinandergerissen wird, menschlich und politisch“, schreibt sie an die Eltern. „Mir ist heute wieder die ganze Bitterkeit des gespaltenen Deutschlands bewusst geworden.“ Die Spaltung wird zum Zentrum des Romans. Als er 1963 erscheint, wird er so heftig diskutiert wie im selben Jahr Christa Wolfs Erzählung „Der geteilte Himmel“.

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