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Auf der Suche nach dem Klang des Wandels

Felix Räuber war erneut für Dreharbeiten in der Region und besuchte dabei auch wieder den Bürgerchor Hoyerswerda.

Von Juliane Mietzsch
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Die Dreharbeiten zu „Wie klingt Heimat?“ mit Felix Räuber (l.) führten auch in die gleichnamige Musikschule von Andre Bischof (r.) in Hoyerswerda.
Die Dreharbeiten zu „Wie klingt Heimat?“ mit Felix Räuber (l.) führten auch in die gleichnamige Musikschule von Andre Bischof (r.) in Hoyerswerda. © Foto: Gernot Menzel

Hoyerswerda. Zu einer Heimreise ist Felix Räuber aufgebrochen, wie er es nennt. Es geht dem Sänger, der einst mit der Band Polarkreis 18 bekannt geworden ist, dabei um den Klang seiner Heimat Sachsen. Danach sucht er. Eine zehnteilige Serie entsteht, die ihn auf diesem Weg begleitet und wobei verschiedene Protagonisten aus dem Freistaat zu Wort kommen, die meist irgendeine Verbindung zu Musik haben.

„Lied der Raumschiffe“

Das Musik- und Filmprojekt führt somit auch in die von der Braunkohle geprägte Lausitz. Hier werden nicht nur der Sound der Bagger im Tagebau eingefangen oder die Geräusche der Seenlandschaft. Diese Erkundung führte das Team um Autor Marc Oliver Rühle mittlerweile schon mehrfach zum Bürgerchor Hoyerswerda. So war bei einer Probe kürzlich höchste Konzentration gefordert, denn gemeinsam mit dem Dresdener Sänger wurde ein Lied aufgenommen. Denn mit allen Protagonisten wird schließlich ein neues Musikstück eingespielt.

Mit der tonangebenden Fragestellung „Wie klingt Heimat?“ wurde dazu ebenso das Orchester Lausitzer Braunkohle besucht wie Handwerker im Musikwinkel, sorbische Osterreiter oder ein Kantor.

Ein besonderes Werk hat der Bürgerchor für dieses Projekt in den letzten Wochen geprobt. Es handelt sich um ein bisher nicht veröffentlichtes Lied, das von Gerhard Gundermann und Alfons Förster stammt. Es wurde immer mal wieder aufgeführt, aber eine offizielle Aufnahme existiert eben nicht. Es ist als das „Lied der Raumschiffe und Kosmonauten“ bekannt.

Somit stand während der vergangenen Drehtage in der Region auch ein Besuch bei Reinhard „Pfeffi“ Ständer auf dem Plan. Er pflegt und verwaltet das im Bürgerzentrum aufbewahrte Gundermann-Archiv. Dort sind noch über zweihundert unveröffentlichte Songs zu finden, wie Pfeffi erklärt. Das „Lied der Raumschiffe und Kosmonauten“ scheint zu den Eindrücken zu passen, die Felix Räuber und sein Team bei den Dreharbeiten gesammelt haben.

Es heißt darin zu Anfang: „Höret zu, wir sehen doch diese Erde von fern. Höret zu, wir wissen doch keinen anderen Stern. Keinen anderen Landeplatz bietet uns das Weltenall. Wenn er auseinanderplatzt – dieser Erdenball.“

Mehrere Anläufe sind nötig, damit alle zufrieden sind. Ein wenig Aufregung ist den Bürgern und dem Sänger doch anzumerken. Das anwesende Team, die Kameras und das Mikrofon, tragen ihren Teil dazu bei, aber fügen sich schnell ein. Das ganze Filmteam scheint gut in der Runde aufgenommen. Das zeigt sich spätestens in der auf die Probe folgenden Runde, die kleiner und intimer ausfällt. Felix Räuber sucht das Gespräch zu den Hoyerswerdaern. Denn es geht doch um etwas mehr als den Klang der Heimat.

Wenn Technik auf Natur trifft

Beim Besuch der Region und der hier lebenden Menschen ist nämlich klar geworden, dass sich hier zwischen Kohleabbau und Tagebaufolgelandschaft noch eine ganz andere Frage stellt: Wie klingt Wandel? Und so baut diese Folge auf den vorangegangen auf, die sich über Betrachtungen der Natur, Kultur und Zivilisation genau zu diesem widersprüchlichen Punkt des Lausitzer Reviers hin entwickelt haben. „Wo ist die Bruchstelle von Natur und Mensch?“, fragt diese Folge „Lausitz“.

Gefragt nach der Bedeutung des Wortes Heimat kommen die Chormitglieder zu Wort, teilen ihre persönlichen Eindrücke. Dabei geht es häufig um Identifikation und das Wohlfühlen in ihrer Gemeinschaft. Die Beteiligung am Chor bedeutet für eine Sängerin eine Steigerung ihrer Lebensqualität; eine andere findet sich genau in den Texten des Liedermachers Gundermann wieder: „spricht aus der Seele“. Es scheint auch um Trost zu gehen. Einige Zugezogene haderten zunächst mit der Stadt, aber fühlen sich angekommen. Eine Bischofswerdaerin kommt montags in das Bürgerzentrum und meint, dass sich dadurch ihre Heimat territorial und emotional vergrößert habe. Der Wandel der Region, die Schrumpfung der Stadt wird von den meisten vorteilhaft beschrieben, wenn auch schmerzvoll mit Blick auf Umsiedlungen und abgebaggerte Dörfer. Doch es scheint die Chance für Neues zu sein, so der Tenor.

Die Musik und das gemeinsame Musizieren scheinen ein wahrer Türöffner in diesem Projekt zu sein, ist von den Machern zu vernehmen.