Bergen. Bloß ein halbes Jahr Arbeit hat es die auf Bankrotte spezialisierte Anwaltskanzlei Anchor 2014 gekostet, um die Ludwig Leuchten GmbH & Co. KG wirtschaftlich wieder fit zu machen: Insolvenzplan, Vergleichsrechnung, neue Gesellschafterstruktur – das Schutzschirmverfahren führte zum Erfolg.
Ein Resultat: 2017 wurde auf Basis eines Fortführungs- und Sanierungskonzeptes die gesamte Produktion des in Schwaben beheimateten Leuchten-Spezialisten am Standort im Gewerbegebiet Neuwiese-Bergen konzentriert. In Mering verblieb nur die Verwaltung.
Nun ist Anchor wieder mit Ludwig-Leuchten beschäftigt. Zwischen Weihnachten und Neujahr wurden vom Amtsgericht Augsburg Insolvenzverfahren sowohl für die GmbH & Co. KG wie auch für ihre Mutter, die Ludwig Verwaltungs-GmbH, eröffnet. Die Gründe: Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung. Und dieses Mal sieht es, zumindest aktuell, danach aus, als würden in Bergen wohl Ende Februar die Lichter ausgehen. So berichtet das der Mitteldeutsche Rundfunk, und auch Robert Rys sagt, es werde wahrscheinlich so kommen. Der Chef der Lausitzer Werkstätten hat Ende letzter Woche entsprechende Signale von Ludwig-Leuchten erhalten. Seit vielen Jahren sind die Werkstätten für den Lampen-Bauer tätig. Zuletzt waren 65 Werkstätten-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Montagearbeiten beschäftigt. Laut Rys wird es schwer, den Kunden zu ersetzen.
Verfahren in Eigenverwaltung
Am Freitag der vorigen Woche meldete das Augsburger Amtsgericht, Anchor habe für Ludwig-Leuchten Masseunzulänglichkeit angezeigt. So ganz überraschend ist das nicht. Schon der für 2018/19 veröffentlichte Jahresabschluss spricht von einem Verlust in Höhe von 1,2 Millionen Euro. Im vorherigen Abschluss waren es 2,2 Millionen Euro. Das Loch in der Bilanz wuchs sich auf fast fünf Millionen Euro aus. Die Verschuldung lag mit sechseinhalb Millionen Euro noch höher – bei zwölf Millionen Euro Umsatz. Ende 2019 schossen die beiden Eigentümer Günter und Erich Ludwig noch einmal 900.000 Euro zu. Doch es gab Schwierigkeiten. Schon lange machte Ludwig-Leuchten der Konkurrenz-Druck durch Billig-Produkte aus Asien zu schaffen. Dann ging im Sommer 2019 mit der Eisenmann-Gruppe ein Großkunde pleite. Schließlich kamen noch die Restriktionen zur Eindämmung von Covid 19 hinzu – und Lieferanten verlangen wegen des damit verbundenen Mehraufwands Zuschläge für Bauteile.
Nun sind für das in Eigenverwaltung laufende Insolvenzverfahren Gläubiger aufgerufen, bis zum Ende des Monats ihre Ansprüche geltend zu machen. Und sollte sich nicht ein Käufer finden, so werden in Bälde die aktuell 113 Ludwig-Leuchten-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter ihre Arbeit verlieren 90 davon in Bergen – wo die Firma seit 27 Jahren produziert.