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Drei Jahrzehnte Natur- und Artenschutz

Mehr oder weniger im Stillen hat die Nabu-Gruppe Wittichenau ein Jubiläum begangen.

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Vom Nabu auf traditionelle Art bewirtschaftete Feucht- und Nasswiesen mit seltenen Pflanzen sind teils im Eigentum der Wittichenauer Gruppe, teils gepachtet.
Vom Nabu auf traditionelle Art bewirtschaftete Feucht- und Nasswiesen mit seltenen Pflanzen sind teils im Eigentum der Wittichenauer Gruppe, teils gepachtet. © Foto: Nabu

Wittichenau. Naturschutz ist Arbeit, jedenfalls, wenn man sich die Aktivitäten der Wittichenauer Gruppe des Naturschutzbundes Nabu näher ansieht. Seit dem gerade vergangenen Jahr handelt es sich nach einer Satzungsänderung um eine Regionalgruppe. „Dadurch soll der Tatsache stärker Rechnung getragen werden, dass die nunmehr 230 Mitglieder nicht nur aus Wittichenau, sondern auch aus den Nachbargemeinden kommen“, berichtet im Namen des Vorstands der Vorsitzende Hagen Rothmann.

Drei Jahrzehnte aber handelte es sich um eine Ortsgruppe. Mehr oder weniger im Stillen ist jetzt der 30. Geburtstag begangen worden. Die Gründung, damals durch gerade einmal neun Personen, wurde am 20. Dezember 1991 im Keller eines Keulaer Wohnhauses vollzogen. „Ziel war es, etwas für den Natur- und Artenschutz in der Umgebung zu tun und dem Naturschutzgedanken auch in der öffentlichen Wahrnehmung eine Stimme zu geben, da der Umweltausschuss der Stadt Wittichenau [...] aufgelöst wurde“, so Rothmann.

Zu tun ist immer

Die Zahl der Mitstreiterinnen und Mitstreiter wuchs schnell. Unter anderem traten Menschen bei, die zuvor den zerfallenen Fachgruppen Ornithologie und Botanik des Kulturbundes angehört hatten. Nicht zuletzt sorgte die während der 1990er für ältere Arbeitslose staatlicherseits eingerichtete „Aktion 55“ für viele Helferinnen und Helfer. Eine ganze Reihe blieb auch dann, als die geförderte Beschäftigungsmaßnahme auslief. Und bis heute wird die Wittichenauer Nabu-Gruppe bei ihren Aktivitäten von Freiwilligen unterstützt, die keine Nabu-Mitglieder sind.

Zu tun, scheint es, ist immer. Ob Nisthilfen für Wiedehopfe, Eulen, Schellenten und Schwalben geschaffen oder ob als Laichgewässer für Amphibien wichtige Kleingewässer vor dem Zuwachsen bewahrt werden: Die Wittichenauer Nabu-Freunde packen tatsächlich an, und beschränken sich dabei keineswegs auf das Wittichenauer Stadtgebiet. Zu den erwähnten Kleingewässern gehören zum Beispiel die fünf Schwarzkollmer Pechteiche ebenso wie der Große und der Kleine Streichteich in Bernsdorf. Um Orchideen gute Bedingungen zum Gedeihen zu geben, mähen und beräumen die Umweltschützer regelmäßig Wiesen zum Beispiel auch in Zeißholz oder in Michalken.

Zwischen Michalken und Dörgenhausen, am Rand des Dubringer Moors, fand die Nabu-Gruppe auch ihr erstes Domizil. Ein Häuschen in der Kleingartenanlage am Blauen See war als Naturschutzstützpunkt Anlaufstelle für diverse Veranstaltungen. „Die Immobilie war vom Landratsamt Hoyerswerda, später Kamenz gepachtet worden. Mit der Kreis- und Funktionalreform 2008 erfolgte der Verkauf des Objektes in Privathand. Es stand somit nicht mehr zur Verfügung“, erklärt Hagen Rothmann. Man wich auf Lokale aus, insbesondere auf die Gaststätte „Zum Mühlengrund“ in Michalken. Seit deren Schließung 2019 wird verstärkt das evangelische Friedrich-Forell-Zentrum in Wittichenau genutzt.

Exkursionen ins Moor

Vor dem „Mühlengrund“ beginnen freilich nach wie vor die seit vielen Sommern etablierten Familienwanderungen durch das Dubringer Moor, bei denen Jung und Alt etwas über Flora und Fauna im Naturschutzgebiet lernen können. Angeboten werden zudem Exkursionen für Kinder und Jugendliche. Unter anderem geht es dabei an die Amphibienschutzzäune, welche die Nabu-Freunde Jahr für Jahr zur Laichzeit an verschiedenen Straßen der Region aufbauen, um die Tiere vor dem Tod durch Überfahren zu bewahren. Zudem stößt die jährliche Nabu-Pilzausstellung zum Erntedankfest auf dem Gelände der Krabat-Milchwelt in Kotten auf reges Interesse.

Allein im vorigen Jahr hat die Wittichenauer Nabu-Gruppe trotz der widrigen Umstände zwei Vorträge und 19 Führungen in ihre Chronik schreiben können. Die Zahl der Arbeitseinsätze im Jahresverlauf bemisst sich sogar auf 60. Und: Man hat mehr als 300 Kröten sicher über die Straße geholfen. Hagen Rothmann dankt allen, die den Naturschützern helfen. „Bleibt dies alles so, können wir den nächsten 30 Jahren unserer Vereinsgeschichte optimistisch entgegensehen“, so der Vorsitzende. (red/MiK)

Dieser Text basiert auf einem Bericht, der in den Nabu-Vereinsnachrichten veröffentlicht wurde.

Ein Schwerpunkt der Arbeit ist der Erhalt der Laichgewässer von Amphibien. Vor allem werden diese Teiche und Tümpel vor dem Zuwachsen bewahrt.
Ein Schwerpunkt der Arbeit ist der Erhalt der Laichgewässer von Amphibien. Vor allem werden diese Teiche und Tümpel vor dem Zuwachsen bewahrt. © Foto: Nabu