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Ein Start mit gigantischen Schulden

Die Wohnungsgesellschaft Hoyerswerda hat sich in 30 Jahren gut entwickelt.

Von Uwe Schulz
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© Archivfoto: Mirko Kolodziej

Hoyerswerda. Vor 30 Jahren, am 28. Februar 1991, haben Bürgermeister Wolfgang Skoddow und Geschäftsführer Joachim Prüger vor Notarin Heidi Lorenz die Gründung der Wohnungsgesellschaft mbH Hoyerswerda beurkundet. Die Eintragung im Handelsregister Nr. 3346 erfolgte dann fast ein Jahr später am 29. Januar 1992.

Ein Neustart mit Vorgeschichte. Die durch den Einigungsvertrag vom Rechtsvorgänger VEB Gebäudewirtschaft Hoyerswerda auf die Stadt Hoyerswerda übertragenen Sachleistungen, also Gebäude und der dazugehörige Grund und Boden, wurden in voller Höhe in die neue Gesellschaft eingebracht. Der Wohnungsbestand, so recherchierte die Wohnungsgesellschaft (WH) aus Anlass des Jubiläums in ihren Unterlagen, betrug damals rund 15.000 Wohnungen. Das Stammkapital der Gesellschaft wurde mit 511.300,00 Euro ausgewiesen. Wobei die Stadt Hoyerswerda eine Stammeinlage in Höhe des Stammkapitals hält. Der Start war denkbar schwierig. Denn die gesamte Wohnungswirtschaft musste die Altschulden, mit denen der DDR-Staat über die Staatsbank den Wohnungsbau finanziert hat, übernehmen. Die zurückübertragenen Wohngebäude hatten zudem einen hohen Instandsetzungsbedarf und Mietsteigerungsmöglichkeiten waren begrenzt. Bis zum 30. September 1991 hatten die Mieten noch DDR-Niveau, bevor ab 1. Oktober 1991 die 1. Grundmietenverordnung sowie die Betriebskosten-Umlageverordnung in Kraft trat. Die erste Gewinn- und Verlustrechnung 1991 schloss mit einem Minus von rund 34 Mio. DM ab.

Zum 31. Dezember 1991 waren 107 Mitarbeiter beschäftigt. Aktuell sind es 70 Personen, darunter fünf Azubis. Und zum Stamm gehören noch sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die seit eben diesen 30 Jahren dabei sind.

Das 1993 verabschiedete Altschuldenhilfegesetz mit Zinshilfe und Teilentlastung brachten ein wenig Entlastung, bevor ab Mitte der Neunzigerjahre ein deutlich spürbarer Bevölkerungsrückgang in Hoyerswerda zu verzeichnen war. Damit stieg der Wohnungsleerstand und infolge dessen der Mietausfall. Die Leerstandsquote betrug damals 25 Prozent. Vor diesem Hintergrund war auch die mit dem Altschuldenhilfegesetz verbundene Privatisierungsverpflichtung von Wohnungen kostendeckend nicht mehr zu erfüllen.

Damit einher ging die Entscheidung für Abriss von Häusern und Wohnungen in Größenordnungen. Die WH besitzt zum 31. Dezember 2020 7.512 Wohneinheiten. Davon sind 4.275 Wohneinheiten komplexmodernisiert und 3.235 Wohneinheiten teilmodernisiert. Nicht ganz die Hälfte des ursprünglichen Wohnungsbestandes ist abgerissen, ein Teil auch verkauft worden. Der Abriss hat die WH auch finanziell entlastet. Denn gemäß der 2000 erlassenen Altschuldenhilfeverordnung in Verbindung mit einer staatlichen Förderung für Abrisskosten konnten nicht nur die Aufwendungen für Freizug sowie Abriss/Demontage finanziert, sondern auch eine Befreiung von den Altschulden für den abgerissenen Wohnraum erzielt werden.

Bis zum Jahr 2006 musste die WH negative Jahresergebnisse verkraften. Stetig mit konsequent umgesetzter Unternehmensstrategie konnte 2007 endlich ein positives Ergebnis von rund 116.000 Euro erreicht werden. Für das Jahr 2020 ist ein Jahresüberschuss von rund 2 Mio. Euro vorgesehen. Und so hat man auch in den letzten Jahren stets etwas Spielraum, um Vereine und Gruppierungen zu unterstützen.

Bislang hat das Unternehmen drei Geschäftsführer gesehen: Joachim Prüger war es bis 1994. Es folgte Margitta Faßl bis zum 31. Mai 2017. Seitdem ist Steffen Markgraf in der Position aktiv. „Wir legen großen Wert darauf, unsere Immobilien zu erhalten, und somit fließen jährlich Millionenbeträge in Sanierung, Modernisierung und Instandhaltung. Unsere Bestandsbewirtschaftung orientiert sich maßgeblich am individuellen Bedarf an Wohnraum und der Einwohnerzahl der Stadt Hoyerswerda“, sagt Steffen Markgraf zum Jubiläum. Und das Unternehmen hat den Auftrag, für alle Schichten der Bevölkerung sozial verantwortbaren Wohn- und Lebensraum zu schaffen: „Unsere Mieten sind moderat und stabil“.

Man vermietet nicht nur selbst, sondern ist auch Verwalter im Auftrag von Eigentümergemeinschaften. Gegenwärtig hat die WH nach eigenen Angaben 31 Wohnungseigentumsanlagen mit 592 Wohneinheiten in der Verwaltung.

Und eigentlich wäre das 30. Firmenjubiläum ja ein Grund zum Feiern. Doch coronabedingt fällt das aus. Vielmehr plant das Unternehmen, im gesamten Stadtgebiet 30 Bänke zum Verweilen aufzustellen. Einen Aufruf dazu startet die WH in der nächsten Mieterzeitung Ende März. „Wir wollen unsere Mieter mit ins Boot nehmen, indem sie mitbestimmen können, an welchem (Lieblings-) Platz in ihrem Wohngebiet die Bänke ein Zuhause finden“, so Geschäftsführer Steffen Markgraf.