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Groß Särchens Orgel erklingt wie neu

Fast zwei Jahre haben die Arbeiten an der Orgel in der Kirche St. Barbara gedauert. Am Sonntag findet die große Wiedereinweihung statt.

Von Andreas Kirschke
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Dass die Restaurierung jetzt geschafft ist, freut Pfarrer Christian Huth (l.) und Jens Gerber, den Vorsitzenden des Gemeindekirchenrates der Evangelischen Kirchengemeinde Groß Särchen.
Dass die Restaurierung jetzt geschafft ist, freut Pfarrer Christian Huth (l.) und Jens Gerber, den Vorsitzenden des Gemeindekirchenrates der Evangelischen Kirchengemeinde Groß Särchen. © Foto: Andreas Kirschke

Groß Särchen. Erstaunen weckt der Blick auf die 21 Register. „Holzflöte“, „Gemshorn“, „Posaune“, „Zimbel“ und viele weitere Klänge kann die Orgel in der Kirche St. Barbara der Evangelischen Kirchengemeinde Groß Särchen erzeugen. „Diese Musik berührt tief in der Seele. So erfährt das Gotteslob starke Dimension“, sagt Pfarrer Christian Huth. Er freut sich über die restaurierte Orgel. Seit Mai 2022 liefen die aufwendigen Arbeiten. An diesem Sonntag, dem 10. März, ist nun die offizielle Wiedereinweihung.

Rund 70.000 Euro hat die Restaurierung gekostet. Davon flossen 40.000 Euro durch Spenden. Förderung kam mit 6.500 Euro vom Sächsischen Landesamt für Denkmalschutz und 12.500 Euro gab der Evangelische Kirchenkreis Schlesische Oberlausitz. Den Rest von rund 11.000 Euro finanzierte die Kirchengemeinde Groß Särchen aus dem laufenden Haushalt und aus Rücklagen. „Ein wichtiges Projekt ist jetzt abgeschlossen. Und eine große Last fällt von uns“, sagt Jens Gerber, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates. Gemeinsam mit seinem Vorgänger Michael Spyra und zahlreichen weiteren Engagierten in der Kirchengemeinde brachte er sich rege durch Eigeninitiative mit ein – vor allem beim Reinigen der Pfeifen. Dank der Ehrenamtlichen konnte die Kirchengemeinde die hohen Kosten etwas senken.

Ursprünglich war nur eine grundlegende Reinigung aller 1.200 Pfeifen der Orgel geplant. Doch beim Ausbau zeigte sich viel Reparaturbedarf. Dies betraf sowohl Orgelwerk als auch Prospekt. Die Firma Orgelbau Ekkehard Groß aus Waditz bei Kubschütz restaurierte das Orgelwerk. Die Firma Höhne und Steude aus Leisnig, spezialisiert auf die Konservierung und Restaurierung historischer Instrumente, nahm sich der Orgelhülle an. Der Blasebalg wurde gereinigt und abgedichtet. Die großen Prospektpfeifen erhielten nach der Reinigung eine neue Lackierung. Mit Sand geschliffen und lackiert wurde das Orgel-Gehäuse. Gereinigt und umgebaut wurden zugleich die Zimbeln. „Am Ende gab es drei Nachträge. Die Fachleute mussten drei Mal nachbessern“, schildert Jens Gerber. „Das betraf zum Ersten die Lackierung der Prospektpfeifen. Zum Zweiten mussten einige der Holzpfeifen verlängert oder erneuert werden. Zum Dritten gab es einige Überraschungen in der Mechanik, zum Beispiel an den Registern. So etwas sehen selbst Fachleute erst beim Innenblick in der Orgel“, so Gerber weiter.

Umgebaut werden musste die Elektrik. Bei einigen Holzpfeifen galt es, den Holzwurm zu bekämpfen. Im Innern der Orgel entstanden neue, größere Standflächen. Die Luftdurchlässe des Gehäuses mussten neu abgedichtet werden. Einen langen Atem verlangte die Restaurierung. „So eine Orgel ist ein diffiziler, komplizierter Mechanismus auf kleinstem Raum. Bei der Restaurierung waren Fachkenntnis, Fingerspitzengefühl und Übersicht gefragt. Ich habe hohen Respekt vor dem Gewerbe“, unterstreicht Pfarrer Christian Huth.

Als Orgel-Sachverständiger des Kirchenkreises begleitete Pfarrer Albrecht Bönisch aus Kreba-Neudorf das Projekt. Die Orgelpfeifen der 1960er-Jahre, so erläutert er, konnten beibehalten werden. „Es sollte jedoch das klangliche Gleichgewicht auf den Prüfstand gestellt werden. Durch Bearbeitung fast aller Pfeifen konnten so Schärfen und Unstimmigkeiten ausgeglichen werden“, verdeutlicht er und betont: „Der Hauptteil der Arbeiten geschah durch Reinigung, Überholung und Regulierung der technischen Anlage.“ Die Orgel ist jetzt in bestmöglichem Zustand. Sie steht unter Denkmalschutz.

Die Geschichte der Groß Särchener Orgel begann vor mehr als 150 Jahren. Die Orgel mit zwei Manualen und Pedal entstand in der Zeit von 1867 bis 1868 als Ersatz für ein Vorgänger-Instrument und als Kooperationsarbeit von Friedrich Ladegast aus Weißenfels und Conrad Geissler aus Eilenburg. „Vermutlich handelte es sich um einen Subauftrag von Ladegast an Geissler“, sagt Albrecht Bönisch.

Die Orgel der Kirche St. Barbara in Groß Särchen wurde von 2022 bis 2024 aufwendig restauriert. Insgesamt 70.000 Euro kostete die Maßnahme. Sie zog sich länger als geplant, weil beim Ausbau der Orgel ungeahnte Überraschungen zutage traten.
Die Orgel der Kirche St. Barbara in Groß Särchen wurde von 2022 bis 2024 aufwendig restauriert. Insgesamt 70.000 Euro kostete die Maßnahme. Sie zog sich länger als geplant, weil beim Ausbau der Orgel ungeahnte Überraschungen zutage traten. © Foto: Andreas Kirschke

Die Prospektpfeifen (Zinnpfeifen) wurden 1917 zu Kriegszwecken abgeliefert und nach dem Ersten Weltkrieg durch Zinkpfeifen ersetzt. Darauf verweist Chronist Dietmar Neß. Von 1993 bis 2001 war er Pastor der Evangelischen Kirchengemeinde Groß Särchen. Insgesamt, so schätzt er ein, sind noch 50 Prozent des Pfeifenbestandes der Orgel original erhalten. „Reparaturen sind mir bekannt von 1943, 1963/64 und letztmalig 1981. Der Orgelmotor wurde 1931 eingebaut“, erläutert er.

Nach Monaten des Verstummens – aufgrund der Restaurierung – war die Orgel zu Weihnachten 2023 das erste Mal wieder bespielbar. Organist Andreas Miersch begleitete am Instrument feierlich den Gottesdienst am Heilig Abend. Tiefe Freude empfanden die Gemeindemitglieder. „Mit der Restaurierung ist eine offene Wunde in der Kirche geschlossen“, so Gemeindepfarrer Christian Huth. „Wenn die Orgel spielt, singt das ganze Haus mit.“

Die offizielle Einweihung der Orgel ist im Gottesdienst am 10. März um 10.30 Uhr mit Kirchenchor und Kreiskantor Johannes Leue. Ein besonderes Orgelkonzert findet mit Organist und Klavierlehrer Nico Wieditz aus Thüringen statt. Er spielt auf der Orgel Klassik, Rock, Pop und Filmmusik. Der Konzert-Termin am 23. März ist ausverkauft. Ein zusätzlicher Termin in der Kirche Groß Särchen ist am 22. März um 19 Uhr. Einlass ist ab 18 Uhr. Karten zu je 25 Euro gibt es im Kirchenbüro Groß Särchen (Wittichenauer Straße), im Blumenladen Zschorlich in der Hauptstraße 20 sowie in der Groß Särchener Bäckerei Bleschke in der Hauptstraße 15.