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„Grün, grün, grün sind alle meine Kleider …“

Die Musikalische Früherziehung in der Musikschule bedient sich verschiedener Mittel, um Kindern Neugier aufs Musizieren zu machen.

Von Juliane Mietzsch
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Katja Röthig kommt zur Musikalischen Früherziehung an die Musikschule Hoyerswerda. Daran können Kinder, meist ab 3 Jahren, teilnehmen und beispielsweise mit Rhythmusinstrumenten ein Gefühl für Musik entwickeln.
Katja Röthig kommt zur Musikalischen Früherziehung an die Musikschule Hoyerswerda. Daran können Kinder, meist ab 3 Jahren, teilnehmen und beispielsweise mit Rhythmusinstrumenten ein Gefühl für Musik entwickeln. © Foto: Juliane Mietzsch

Hoyerswerda. Was Pferde essen, wo Hasen leben, dass Igel im Winter schlafen und wie farbenfroh Schmetterlinge sind, das haben die Kinder so nebenbei gelernt. Denn eigentlich geht es weniger um Inhalte des Sachunterrichts, als viel mehr um den spielerischen Zugang zum (gemeinsamen) Musizieren. Die Musikalische Früherziehung ist ein Angebot der Musikschule Hoyerswerda, das sich an Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren richtet.

„In diesem Alter sind die Kinder selbstständig und können auf Fremde reagieren“, erklärt Katja Röthig, die die Kurse in diesem Bereich gestaltet. Diese bewusste Heranführung an die Musik wird nicht nur über Gesang und Tanz gestaltet; auch einfache Rhythmen und Instrumente spielen dabei eine Rolle.

Schon früher Angebot im Vorschulalter

Ein Blick in die Chronik der mittlerweile 60-jährigen Musikschule verrät, dass es erste ähnliche Ansätze schon Ende der 60er-Jahre gab. Für 1969 ist der Beginn der instrumentalen Vorerziehung vermerkt. Über die Vorschulerziehung am Stützpunkt Lauchhammer/Schwarzheide findet sich die Information, dass zu dieser Zeit musikalisch interessierte Kinder im Vorschulalter von fünf bis sechs Jahren für das Instrumentalspiel Klavier beziehungsweise Violine vorbereitet wurden. Heute kann die Musikalische Früherziehung ebenso als Grundlage für einen späteren Instrumentalunterricht gesehen werden und als Vorbereitung dienen. Aber selbst für das Schulleben kriegen die Kinder etwas mit.

Musik- und Sportwissenschaften hat Katja Röthig studiert und verbindet bei der Musikalischen Früherziehung gleich beide Richtungen. „Kinder bewegen sich in dem Alter viel und gerne“, so die Kursleiterin über die günstigen Voraussetzungen in dieser Lebensphase. Und darauf lässt sich aufbauen. Während der 45 Minuten wird dennoch hauptsächlich gesungen – wenn auch vor allem von Katja Röthig.

Sprache, Bewegung, Musik

Zu Beginn der Stunde wird jedes Kind von dem Plüsch-Löwen Leopold begrüßt – alle klatschen im Takt mit. Ein Legespiel schließt sich an und es werden beiläufig Inhalte zu Naturthemen vermittelt. Ein neues Lied folgt, und eine Strophe für jedes Tier. Das wird mit rhythmischem Klopfen verbunden und soll gleichzeitig das Verständnis für Wortsilben schulen: Maus, Lö-we, Pin-gu-in. Was bei den Drei- und Vierjährigen durch Sprechen und Klatschen vermittelt wird, bekommen die Fünf- bis Sechsjährigen schon mit einfacher Notenschrift gezeigt. Da sind halbe und Viertelnoten zu sehen, darunter die Silben. Lesen kann das freilich noch niemand, aber so ein Notenbild hat einen Wiedererkennungswert, wenn auch noch erklärt wird, wie die Notation zu lesen ist. Da gibt es ausgefüllte und leere Kullern, manche haben ein Schwänzchen am Hals. Dafür können die älteren Kinder schon ein Verständnis entwickeln, wie schnell deutlich wird.

Es kommen einfache Mittel zum Einsatz, wenn Katja Röthig ihr Equipment auspackt oder nur schwer verbergen kann, welche Kuscheltiere sie noch im Schlepptau hat. Wenn sich jedes Kind ein buntes Tuch wählt, wird zunächst gemeinsam schwungvoll getanzt. Danach wird die Kenntnis der Farben abgefragt, was alle gut hinkriegen. Der Kinderliedklassiker „Grün, grün, grün sind alle meine Kleider“ darf dabei nicht fehlen. Wessen Farbe besungen wird, der/die darf um die im Kreis sitzende Gruppe herumlaufen.

Orff-Instrumente bei Heranführung

Eine Grundlage der Musikalischen Früherziehung ist die Einbeziehung von sogenannten Orff-Instrumenten. Sie gelten als intuitiv bespielbar und zählen zu der Gruppe der Rhythmikinstrumente. Komponist Carl Orff (1895-1982) stellte bei seinem musikpädagogischen Engagement eher Rhythmus, Ton und Geräusch in den Vordergrund, denn Laute und Klänge können selbst von Kindern und beinahe überall erzeugt werden. Es geht um die Selbstbetätigung, das Tun und Probieren.

Neben den Instrumenten kommt auch die Umgebung zum Einsatz. Welchen Klang macht da eine Wand oder Fensterbank, wenn darauf getrommelt wird? Über die Sitzmatten streichen macht dann wieder ein anderes Geräusch als das Klopfen auf den Oberschenkel. All das wird gemeinsam probiert; Unterschiede werden so spielerisch vermittelt.

Die Zeit vergeht recht schnell, bis alle Kinder wieder im Kreis beieinander sitzen und die Abschlussrunde singen, sich Leopold wieder von allen bis zur nächsten Woche verabschiedet. Altersunterschiede sind teilweise spürbar, aber Zögerlichkeit legt sich recht schnell. Eine Probestunde beziehungsweise der Einstieg in die Musikalische Früherziehung ist jederzeit möglich. Immer mittwochnachmittags folgen die beiden Kinder-Gruppen unter Anleitung von Katja Röthig in der Musikschule aufeinander. Und vielleicht zeigt sich ja dabei das Interesse für ein Instrument.