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Hoyerswerdas King-Haus wird zur Hörspielkirche

An diesem Donnerstag beginnt im Stadtzentrum eine Reihe von Veranstaltungen für die Ohren und das Vorstellungsvermögen.

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Im Martin-Luther-King-Haus kann man sich in den nächsten Wochen immer donnerstags niederlassen, um sich dort Hörspielen zu widmen – Kino im Kopf. Die Stücke sind zwischen 42 und 65 Minuten lang.
Im Martin-Luther-King-Haus kann man sich in den nächsten Wochen immer donnerstags niederlassen, um sich dort Hörspielen zu widmen – Kino im Kopf. Die Stücke sind zwischen 42 und 65 Minuten lang. © Foto: Mirko Kolodziej

Hoyerswerda. Sozusagen Zweigstellen sucht sich Hoyerswerdas KulturFabrik immer mal mit ihrem Kultursommer-Programm, das seinen Anker seit Anfang Juni im Sommergarten am Bürgerzentrum hat. Wurde zum Beispiel am vorigen Freitag der Woyski-Park an der Friedrichsstraße zum Freiluft-Kino, verwandelt sich am kommenden Sonntag die innere Altstadt wieder zum Open-Air-Theater-Saal in Maximalausdehnung. Von 14 bis 19 Uhr ist nämlich erneut Straßentheaterfest. Und terminlich zwischen diesen beiden Veranstaltungen startet die KuFa einen kleinen Serien-Ableger innerhalb ihrer Kultursommer-Reihe.

Sie wechselt damit auf das andere Ufer der Schwarzen Elster. Als Partner hat sie sich dafür die evangelische Martin-Luther-King-Haus-Gemeinde gesucht. Ab diesem Donnerstag verwandelt sich das Kirchlein im Stadtzentrum insgesamt sechsmal zur Hörspielkirche. Bis Mitte August gibt es im Gebäude immer donnerstags um 18 Uhr ein Hörspiel oder ein Hörbuch. KuFa-Geschäftsführer Uwe Proksch sagt, das Ganze gehe auf eine Initiative des Leipziger Buchfunk-Verlages zurück: „Die Idee war, im Sommer, wenn es draußen heiß ist, mit einem abwechslungsreichen Programm zum Verweilen in die kühlen Räume von Kirchen einzuladen.“ Hier ist das entsprechende Programm:

Spazieren in Berlin

Der Auftakt in dieser Woche geht auf den Autor Franz Hessel (1880 - 1941) zurück. Sein Buch „Spazieren in Berlin“, eine Sammlung von Feuilleton-Texten ist 1929 erschienen. Für das rbb-Kulturradio hat der Regisseur Moritz von Rappard die gut hundert Jahre alten Momentaufnahmen aus der Hauptstadt in eine Reihe von Jazz-Kompositionen eingebettet. Zehn Mitglieder des Berliner Composers Orchestra haben für zehn Texte zehn Stücke entwickelt, die den Rhythmus der Metropole zwischen Vergangenheit und Gegenwart hörbar machen wollen. Wie es heißt, sei es erstaunlich, wie aktuell Franz Hessels Texte noch heute klingen.

„Spazieren in Berlin“, 7. Juli, 18 Uhr, Eintritt frei

Der schöne 27. September

Die Stimme von Schauspieler Lars Eidinger (z. B. „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“) erklingt beim zweiten Hörspiel-Abend in der Kirche. Er leiht sie in diesem Falle dem Autor Thomas Brasch (1945 - 2001). 1980 veröffentlichte er seinen Gedichtband „Der schöne 27. September“ – vier Jahre nach der Übersiedlung aus der DDR in die damalige Bundesrepubik. Im selben Jahr bekam Brasch den FAZ-Literaturpreis mit der Begründung: „ ... Diese Verse, die sich gleichermaßen durch hohe Musikalität wie durch scharfe Intellektualität auszeichnen, tragen zur Erneuerung traditioneller Formen der deutschen Lyrik bei, zumal des Lieds und der Ballade, und weisen Thomas Brasch als poetischen Sprecher seiner Generation aus.“

„Der schöne 27. September“, 14. Juli, 18 Uhr, Eintritt frei

Das Sternenkind

Ein Märchen von Oscar Wilde (1854 - 1900) steht im Zentrum des dritten Hörspiel-Abends. Es geht in der Geschichte mit dem Original-Namen „The Star-Child“ um ein zu stolzes Findelkind, das wegen seiner Art vom schönen zum hässlichen Jüngling wird, allerlei Abenteuer erlebt und nur durch sein Tun zurück verwandelt werden kann. Zum Schluss wird er sogar ein gütiger König. Oscar Wilde hat diese Story in seinem 1891 erschienenen Kunstmärchen-Buch „Ein Granatapfelhaus“ veröffentlicht. Vor ein paar Jahren ist auch eine Märchenoper dazu erschienen.

„Das Sternenkind“, 21. Juli, 18 Uhr, Eintritt frei

Mein Herz

1911 schickte die Autorin Else Lasker-Schüler (1869 - 1945) ihrem durch Norwegen reisenden Mann Herwarth Walden (1878 - 1941) Briefe. Zeitgleich erschienen sie in der von Walden herausgegebenen Zeitschrift „Der Sturm“. Der daraus sowie aus späteren bis zum Ende der Ehe geschriebenen Briefen entstandene Roman „Mein Herz“ gilt als Schlüssel-Buch der Berliner Moderne. Es heißt, er liefere ein atemberaubendes Bild der „Weltfabrik Berlin“ vor dem Ersten Weltkrieg.

„Mein Herz“, 28. Juli, 18 Uhr, Eintritt frei

Die 1.000.000-Pfund-Note

Eine Geschichte des für seinen Humor bekannten Mark Twain (1835 - 1910) dreht sich um die Frage, ob ein armer Schlucker mit einer 1.000.000-Pfund-Banknote überleben kann. Wird er als Fälscher verhaftet oder ist er in der Lage, damit 30 Tage lang als ehrlicher Mensch über die Runden zu kommen? Twain hat eine entsprechende Wette zweier Engländer zum Thema der Erzählung gemacht. Ihre Wahl fällt schließlich auf die Testperson Adam.

„Die 1.000.000-Pfund-Note“, 4. August, 18 Uhr, Eintritt frei

Der Kampf um den Südpol

Stefan Zweig (1881 - 1942) veröffentlichte 1927 die Geschichten-Sammlung „Sternstunden der Menschheit“ mit historischen Kurz-Erzählungen. „Der Kampf um den Südpol“ behandelt das Scheitern der Terra-Nova-Expedition von Robert Falcon Scott (1868 - 1912), bei der der Brite und seine Gefährten den Tod fanden. Scott, der als Erster zum Südpol wollte, kam dort im Januar 1912 nur als Zweiter an. Denn kurz zuvor, nämlich im Dezember 1911, hatte der Norweger Roald Amundsen (1872 - 1928) ihn schon „entdeckt“. Stefan Zweig beschreibt Scott als Sinnbild des zu spät Gekommenen und dessen tragischen Tod „in einer Menschheit, für die der Erste alles ist und der Zweite nichts.“ (red/MiK)

„Der Kampf um den Südpol“, 11. August, 18 Uhr, Eintritt frei