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In Mortka und Weißkollm sollen Photovoltaik-Anlagen entstehen

Der Lohsaer Gemeinderat hat die Aufstellungsbeschlüsse gefasst. Für und Wider sind abzuwägen.

Von Andreas Kirschke
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Photovoltaikanlagen verwandeln Sonnenlicht in Strom – diese Form der Energiegewinnung wird neben der Windkraft aktuell in Deutschland favorisiert.
Photovoltaikanlagen verwandeln Sonnenlicht in Strom – diese Form der Energiegewinnung wird neben der Windkraft aktuell in Deutschland favorisiert. © Foto: www.pixabay.com

Lohsa. Größere Photovoltaik-Anlagen sollen auf Freiflächen in Mortka und Weißkollm entstehen, in intensiver Abstimmung mit der Gemeinde Lohsa, versteht sich. Der Gemeinderat fasste in seiner vergangenen Sitzung die Aufstellungsbeschlüsse für zwei vorhaben bezogene Bebauungspläne.

In Mortka will die Firma MN projects GmbH Hamburg südwestlich des Mortka-Sees investieren. Auf 23 Hektar Fläche soll eine Photovoltaik-Anlage mit einer Spitzenleistung von 30 Megawattpeak (Mwp) entstehen. „Teile des Flurstücks 1/13 befinden sich im geotechnischen Sperrbereich. Eine Präzisierung der Fläche wird daher unter Beachtung aller naturschutzrechtlichen Auflagen und unter Auslassung der Flächenanteile des geotechnischen Sperrbereiches erfolgen“, schrieb Jens Kieschnick, Leiter Sachgebiet Bau und Immobilienmanagement der Gemeinde Lohsa, in der Beschlussvorlage. „Mit der Aufstellung des Bebauungsplanes sollen die baurechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden. Die Gemeinde Lohsa verfügt über einen rechtskräftigen Flächennutzungsplan.“

Jährlich will MN projects einen Stromertrag von 30 Gigawattstunden erzeugen. Als Fakten nannte Geschäftsführer Bernd Neitzel die Versorgung von 8.600 Haushalten, die CO2-Einsparung von 21.200 Tonnen im Jahr und von 526.000 Tonnen über die Laufzeit 25 Jahre. „Wir streben eine umfangreiche Aufforstung von Ausgleichsflächen an, ebenso umfangreiche naturfachliche positive Zusatzeffekte für besonders bedrohte oder ausgestorbene Bodenbrüter“, so Bernd Neitzel weiter. „Unser gemeinsames Ziel ist, mehr hoch qualitative Waldflächen durch zusätzliche Aufforstung und zusätzliche erneuerbare Energie-Projekte für die Gemeinde zu erreichen.“

Vor einem Jahr hat MN projects beim Landkreis Bautzen die Bauvoranfrage gestellt. Dort gab es keine grundsätzlichen Einwände. MN projects, so der Hinweis von Bernd Neitzel, hat über 20 Jahre Erfahrung mit erneuerbaren Energien. Bundesweit betreut die Firma 40 Photovoltaik-Dachanlagen. Projekte mit über 1.000 Megawatt Gesamtleistung sind in Bearbeitung. „Naturschutz, Artenschutz und erneuerbare Energien sind miteinander vereinbar“, versichert Bernd Neitzel. Die Gemeinde Lohsa, so rechnete er vor, könnte durch die Anlage jährlich rund 50.000 Euro Einnahmen erzielen (durch die Einspeisung ins Netz) sowie durch die Gewerbesteuer.

Lokaler Ansprechpartner vor Ort

„Fakt ist: Wir als Gemeinde Lohsa haben die Planungshoheit. Es gibt private Grundstückseigentümer und Investoren im Bereich erneuerbare Energien, die auch die Planungskosten tragen. Demgegenüber besitzen wir nur eingeschränkt eigene Flächen und geringe finanzielle Möglichkeiten“, sagt Bürgermeister Thomas Leberecht. Trotzdem müsse zügig mit dem Ausbau erneuerbarer Energien begonnen werden. Gemeinderat Udo Steglich (Linke) merkte an: „Ich halte das Vorhaben für notwendig und reell. Das Für und Wider sollte sorgfältig abgewogen werden“, meinte er. Gemeinderat Felix Brückner (AfD) fragte nach der Betriebsführung für die mögliche PV-Anlage Mortka. Dafür, so Bernd Neitzel, soll es künftig eine Projektgesellschaft geben mit lokalem Ansprechpartner vor Ort. Die technische Betriebsführung soll durch MN projects geregelt werden.

Kritisch sieht Gemeinderat Marko Zischewski (Wählervereinigung für die Einheitsgemeinde Lohsa) das Vorhaben. „Keine Frage ist: Wir brauchen erneuerbare Energien. Ob das gerade an dieser Stelle sein muss, ist zu bezweifeln.“ Wie er stimmte auch Steffen Mühl (Freie Wähler Lohsa) gegen den Aufstellungsbeschluss. Dieser bezweifelt, ob 90 Meter Abstand der Anlagen zum Seeufer eingehalten werden. Dies ist eine Randbedingung, die sich die Projektentwicklungsgesellschaft selbst auferlegt hatte, erklärte Steffen Mühl.

Kein Zugriff auf viele Flächen

Zudem verwies er darauf: Der zu nutzende Wald für die PV-Anlagen gehört zum Landschaftsschutzgebiet Silbersee. Nach Flächen-Rodung (für die PV-Anlagen) würde vor allem karger, offener Boden zurückbleiben, befürchtet Steffen Mühl. „In der Gemeinde Lohsa sind große Flächen, die keiner besonderen Nutzung unterliegen oder noch lange bergtechnisch nicht nutzbar sind, für die Belegung von PV-Anlagen vorhanden“, erläuterte er. Damit meint er die Flächen des ehemaligen Tagebaus Lohsa II. „Das ist soweit richtig. Allerdings haben wir dort eigentumsrechtlich und bergtechnisch überhaupt keinen Zugriff. Eine Betrachtung dieser Flächen kann somit gar nicht stattfinden, da nicht einmal der Sanierungszeitraum bekannt ist“, entgegnete Bürgermeister Thomas Leberecht.

Bei Realisierung des Vorhabens in Mortka, so Steffen Mühl, wäre eine schiffbare Verbindung des Knappensees zum Silbersee endgültig unmöglich. Sein Fazit ist: „Ich befürchte, dass in der aktuellen Zeit die Verantwortlichen der Träger öffentlicher Belange zu übergroßen Zugeständnissen bereit sind und beschlossene Werte nicht mehr gelten“. Mit acht Ja-, drei Nein-Stimmen und einer Enthaltung fasste der Gemeinderat den Aufstellungsbeschluss.

Ortschaftrat hat keine Einwände

Einstimmig votierten die Räte indes für den Aufstellungsbeschluss in Weißkollm. Dort möchte die Firma Solar Netzker Steinitz auf Abstell- und Lagerflächen der Landwirtschaft auf 5,8 Hektar Photovoltaik-Anlagen installieren. „Im Plangebiet soll eine Anlage ebenerdig auf der Freifläche aufgestellt werden. Die Erschließung ist über die Geißlitzer Straße möglich“, erläuterte Bauamtsleiter Jens Kieschnick. Eine Photovoltaik-Anlage ist seiner Einschätzung nach genehmigungsfähig. Der Ortschaftsrat Weißkollm, so Gotthard Kowark, hat keine Einwände gegen das Vorhaben. Inhaber der Flächen ist die Agrargenossenschaft Weißkollm. „Wir haben dort eine Voranfrage gestellt“, sagte Ingo Netzker, Geschäftsführer der Firma Solar Netzker Steinitz. „Grundsätzlich wäre die Nutzung der Flächen für Photovoltaik-Anlagen möglich. Wir rechnen mit einem Planungs- und Genehmigungsprozess von anderthalb Jahren. Insgesamt wollen wir eine Stromleistung von 5,6 Megawattpeak im Jahr erzeugen.