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Leag und Bernsdorf wollen zusammenarbeiten

Für die Transformation der Energieregion Lausitz werden jetzt die Pflöcke eingerammt.

Von Uwe Schulz
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Harry Habel (2.v.l.), Bürgermeister von Bernsdorf, Thorsten Kramer, Vorstandsvorsitzender Leag, mit der unterzeichneten Absichtserklärung der Zusammenarbeit. Landtagsabgeordneten Aloysius Mikwauschk (l.) und Leag-Regionalentwicklungschef Marco Bayer (r.)
Harry Habel (2.v.l.), Bürgermeister von Bernsdorf, Thorsten Kramer, Vorstandsvorsitzender Leag, mit der unterzeichneten Absichtserklärung der Zusammenarbeit. Landtagsabgeordneten Aloysius Mikwauschk (l.) und Leag-Regionalentwicklungschef Marco Bayer (r.) © Foto: Uwe Schulz

Bernsdorf. Absichtserklärungen sind immer etwas unkonkret. Müssen sie ja, denn sie zielen meist auf eine Zusammenarbeit ab, die noch kein konkretes Projekt umfasst, aber Pflöcke einrammt für die Zeit, da es konkret werden wird. Harry Habel, Bürgermeister der Stadt Bernsdorf, und Thorsten Kramer, Vorstandsvorsitzender der Lausitz Energie Bergbau AG (Leag), haben am Montag im Bernsdorfer Rathaus eine Absichtserklärung unterzeichnet, die den Weg ebnet für ein gemeinsames grünes Energiekonzept. Solche Absichtserklärungen gibt es in der Lausitz bereits zwischen mehreren Städten und der Leag.

Die Leag, nach eigenen Angaben deutschlands zweitgrößter Energieerzeuger, wandelt sich selbst im Rahmen der Dekarbonisierung und hat nichts Geringeres vor als die Transformation der Energieregion Lausitz zum künftigen Grünen Powerhouse Deutschlands. Das Leag-Zukunftsvorhabens GigawattFactory mit bis zu 7 Gigawatt installierter Leistung aus Wind und Photovoltaik bis 2030 bildet dabei das Herzstück. Und in diesem Zusammenhang prüfen das Energieunternehmen und die Stadt Bernsdorf Entwicklungsmöglichkeiten für grüne Strom- und Wärmeerzeugung im Umfeld der Stadt. Die beiden Parteien wollen unter anderem für die Weiterentwicklung des Gewerbe- und Industriegebietes Straßgräbchen die lokale Erzeugung und Speicherung von Wasserstoff im industriellen Einsatz als sächsisches Modellprojekt entwickeln. Dabei verständigen sich die Partner darauf, mögliche relevante Flächen von Dritten oder geeignete Flächen aus dem Bestand der Partner für die Errichtung von Grünstrom-Erzeugungs- und Speicheranlagen gemeinsam zu suchen und zu qualifizieren. Auch den möglichen Aufbau einer grünen Wärmeversorgung für Industrieansiedlungen haben die Partner im Blick. Ebenso steht der mögliche Aufbau von notwendigen elektrischen Speichern bzw. Wasserstoff als Energiespeicher, insbesondere für den Schienenverkehr, auf der Agenda, die sich Stadt und Leag im Rahmen der Absichtserklärung vorgegeben haben.

Das Gewerbe- und Industriegebiet, bislang vom Klimakompressorenwerk TDDK mit seinen über 900 Mitarbeitenden geprägt, liegt direkt an der Staatsstraße 94 und dem Bahnanschlussgleis des Schotterwerks Oßling, Harry Habel spricht von 33 Hektar Größe und weiteren 7 Hektar in einem weiteren Gebiet neben der Einmündung der S 94 auf die B 97.

Als ein besonderes Ziel, das die Partner im Rahmen der regionalen Fachkräftesicherung betrachten wollen, wurde das Bernsdorfer Zukunftsprojekt „AnkerGlasZentrum“ mit dem Schwerpunkt der digitalen Aus- und Weiterbildung in die Absichtserklärung aufgenommen. Denn dem Thema Fachkräftemangel, das bei weitem nicht nur in der Region eine Rolle spielt, will man sehr wohl regional entgegenwirken. Harry Habel geht es dabei nicht ums Leuchtturmdenken, sondern um die Attraktivität der Region an sich – von der Kita und der Schule vor Ort über attraktive Baulandpreise bis zu den Annehmlichkeiten des Lausitzer Seenlandes an sich. Kramer geht davon aus, dass die Gigawatt-Angebote Ansiedlungen perspektivisch von sich aus anziehen werden. „Wir streben hier am Standort Bernsdorf gemeinsam mit der Stadt eine ganzheitliche Lösung von der Erzeugung über die Speicherung und bedarfsgerechte Bereitstellung erneuerbarer Strom- und Wärmeerzeugung an“, sagt Thorsten Kramer.

Der Bernsdorfer Bürgermeister Harry Habel erklärte: „Wenn es uns gelingt, auf den Zug der Innovationen wie grüne Energieerzeugung und Digitalisierung im ländlichen Raum aufzuspringen, haben wir viel für die Zukunft von Bernsdorf und der Region erreicht.“ Marco Bayer, Leiter Regionalentwicklung bei der Leag sagte, man müsse einerseits energieeffizient sein und andererseits bei dieser Herausforderung über den Tellerrand hinausschauen.

Wenn dann also das Industriegebiet erschlossen ist und sich Investoren dafür ernsthaft interessieren, dann wollen Bernsdorf und Leag gemeinsam an sie herantreten, um sie für regionale Energielösungen zu begeistern. Laut Bayer könne man dann in einer Art Baukastenprinzip maßgeschneiderte und bedarfsgerechte Lösungen anbieten. Wenn das alles klappt, trägt die am Montag unterzeichnete Absichtserklärung reale Früchte für alle Beteiligten.