Hoyerswerda. Da ist von Begrüßungsgeld die Rede, was aus der DDR einreisende Bürger von der Bundesrepublik erhalten haben, und der Bogen wird bis in die Pandemiezeit gespannt, wenn die Verwandtschaft mittels Videotelefonie Kontakt hält. Kabarettist Nils bringt diese und weitere Themen in kurzen Erzählungen in seiner Neuerscheinung „Wir heißen hier alle Ronny, auch die Jungs“ unter. Einige Auszüge gab er bei einer Lesung im Sommergarten der KulturFabrik zum Besten. Auf 176 Seiten beschreibt er seine ersten Eindrücke der Wendezeit, macht sich Gedanken, wie es gewesen wäre, wenn „alle neu angefangen hätten. Denn „für die Wessis hat sich nichts geändert – nur die Postleitzahl“. Ein Gedankenspiel beschreibt einen verpflichtenden Zivildienst, der „Wessis im Osten und für Ossis im Westen“ abzuhalten sei.

Doch bei der Rückbesinnung soll es nicht bleiben. Da spielt auch die Zeit der Kontaktbeschränkungen mit rein. Als Freiberufler ist das Zuhause der Arbeitsplatz – wo sich auf einmal dauerhaft die ganze Familie aufhält. „Sind wir denn eine Bürogemeinschaft?“, fragt sich der Autor.

Weiterhin wird das Bahnfahren thematisiert. Die Nutzung der S-Bahn in Berlin (!), wobei Lebenszeit vergeudet wird, aber im Zuge der Klimakrise nimmt er das auf sich und ist fest davon überzeugt: „Ich bin nicht schuld.“

Und alltägliche Probleme sollen auch nicht fehlen: die Familienversicherung bei der Krankenkasse, das Telefonat mit dem Technik-Support den Drucker betreffend. Das Publikum fand sich augenscheinlich in einigen Schilderungen selbst wieder.

Das Buch ist im Eulenspiegel Verlag erschienen.
Für 12 Euro ist es erhältlich: ISBN 978-3-359-03001-0