SZ + Hoyerswerda
Merken

Seit 75 Jahren verbandliche Caritas in Hoyerswerda

Die Dienststelle wurde einst 1947 gegründet und hat sich seitdem mit den Zeiten gewandelt und stets angepasst.

Von Juliane Mietzsch
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
© Archivfoto: Juliane Mietzsch

Hoyerswerda. Während der Deutsche Caritasverband in diesem Jahr auf sein 125-jähriges Bestehen schauen kann, so besteht die Hoyerswerdaer Dienststelle mittlerweile auch schon seit 75 Jahren. Als Gründungstag ist der 15. März 1947 bekannt, als Anna Hundek den Dienst im Caritsverband aufnahm. Diese Tätigkeit führte sie bis Ende des Jahres 1974 aus.

Seit Anbeginn hat die Caritas in Hoyerswerda verschiedene Phasen durchschritten, ist immer mit der Zeit gegangen. So haben sich die Aufgaben stets an aktuellen Bedarfen orientiert. Heute wird also ganz anders gearbeitet als damals – aber immer im gleichen Sinn. Denn der Wohlfahrtsverband agiert im christlichen Geiste, das Motto lautet „Not sehen und handeln“.

Heute mit 60 Mitarbeitenden

Heute, und bereits seit Anfang 1992, ist Ursula Wilkowski als Dienststellenleiterin tätig, ab 1981 war sie als Sozialarbeiterin im Bereich Senftenberg/Finsterwalde tätig. Mit der Wende kam die Landesgrenze dazwischen, und die Arbeitsweise veränderte sich. 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gilt es heute mittlerweile in den verschiedenen Bereichen zu koordinieren. Die Dienststelle hat Ursula Wilkowski maßgeblich mit aufgebaut. Die größte Abteilung ist die Sozialstation „St. Franziskus“ – der ambulante Pflegedienst. Ergänzend dazu der Seniorenklub in Lauta sowie das betreute Seniorenwohnen in Leippe-Torno. In der Dienststelle in der Ludwig-van-Beethoven-Straße 26 sind weiterhin verschiedene Beratungsangebote angesiedelt: die allgemeine soziale Beratung, die soziale Beratung für Schuldner, die Insolvenzberatung, die Hilfen zur Erziehung, die Ehe-, Familien- und Lebensberatung, das ambulant betreute Wohnen sowie die psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle. All das vereint eine ganze Bandbreite an Themen, die hilfesuchende Menschen bewegen und besorgen könnten. „Es war uns immer wichtig, dass die Dienste ineinandergreifen“, erklärt Ursula Wilkowski den Vorteil, dass sich alles Tür an Tür befindet, so schnell mal an eine andere Stelle vermittelt werden kann. Doch bis dahin war der Weg alles andere als vorgezeichnet.

Kriegsfolgen bestimmen Arbeit

In den Nachkriegsjahren gab es ganz andere Schwerpunkte in der Arbeit. Damals wurden Menschen mit Lebensmitteln versorgt, wurde versucht, Angehörige ausfindig zu machen, und wurden Waisen vermittelt. Das war in den Anfangsjahren grundlegend. Damals bestand die Dienststelle auch nur aus einer Person, die enge Zusammenarbeit mit Helfenden aus den Kirchengemeinden war eine wichtige Grundlage. Mit dem Hauptamt konnte noch gezielter gewirkt werden – aufbauend auf das Engagement, das grundlegend schon vorher im christlichen Miteinander bestand und noch immer besteht. „Noch heute benötigen wir die Kirchengemeinden als Impulsgeber.“ Denn an der Basis seien die Fragen und Nöte zu erkennen, worauf die verbandliche Caritas in ihrer Arbeit reagieren kann.

„Wir möchten schon an den Problemlagen der Menschen bleiben“, ist der heutigen Dienststellenleiterin ein wichtiges Anliegen, womit sie auch die Bewegung und Veränderungen in ihrer Arbeit begründet. Dennoch ist sie auch der Überzeugung, dass jeder Christ ein „Caritäter“ ist, wie sie unumwunden beschreibt.

„Das Ehrenamt ist nie weggebrochen, diese Unterstützung im Kleinen ist ganz wichtig“, macht Ursula Wilkowski deutlich und betont, dass stets im Ehrenamt Tätige gesucht werden. Sie denkt an Gruppenangebote und Besuchsdienste, die diese Unterstützung benötigen. In anderen Bereichen, wie bei den Beratungsangeboten, ist hingegen die Professionalität unabdingbar.

Aufkommen des Pflegebedarfes

In den 1990er Jahren haben beispielsweise erst die Pflegedienste an Bedeutung gewonnen. „Die Sozialstation gab es zu DDR-Zeiten nicht“, erinnert sich Ursula Wilkowski. Das hatte auch zur Folge, dass die Dienststelle um 1991/92 gewachsen ist, sich das Team erheblich vergrößert hat, weil in diesem Bereich nur mit einigen Mitarbeitern etwas bewirkt werden kann – anders als bei den Beratungsangeboten. Denn auch die Einzelfallhilfe hat etwas bewirkt.

Mit der Zeit geriet auch immer mehr die Beratung und Begleitung von Familien und anderen Gruppen in den Fokus der Arbeit. Von 1993 bis 2010 beispielsweise gab es den Kindertreff. Dass Angebote auch wieder geschlossen werden müssen, liegt vor allem am veränderten Bedarf, der Auslastung und Finanzierung. Das Angebot eines Seniorentreffs in Hoyerswerda bestand von 1994 bis zum Jahr 2008. Das Älterwerden der Nutzer und das Entstehen neuer Angebote in der Stadt führten zur Beendigung dieses Bereiches.

Ursula Wilkowski macht sich insofern Sorgen um die Zukunft, da es zunehmend mehr Alleinstehende und ältere Menschen geben wird, und demgegenüber Menschen fehlen, die bestimmte Arbeitsbereiche abdecken. „Wie kriegen wir es hin, ein gutes Niveau bei den notwendigen Hilfen und Unterstützungen zu halten“, fragt sie sich mit Blick in die Zukunft. Daraus leitet sie eine klare Herausforderung ab, dass Menschen nicht auf der Strecke bleiben dürfen, auch, wenn Abläufe verändert oder durch andere ersetzt werden müssen.

In dem Zusammenhang macht sie darauf aufmerksam, wie wichtig es ist, dass beispielsweise unbegleitete Jugendliche oder andere geflüchtete Menschen hier gut Fuß fassen. „Es nützt der Gesellschaft, wenn diese Menschen hier leben. Das müssen wir erkennen.“

Dienststelle für alle offen

Aber in welche Richtung sich die Arbeit der Caritas entwickeln wird, kann erst die Zeit zeigen. Einige Themen werden an Gewicht gewinnen, andere verschwinden, und mancher Bedarf wird sich neu zeigen. Menschen, die sich mit ihren Fragen alleine fühlen, finden in den Caritas-Mitarbeiten immer einen Ansprechpartner. Zuletzt hat sich eine massive Zunahme im Bereich der Schuldnerberatung gezeigt.

Heute sind all die Beratungsangebote in der Dienststelle unter einem Dach vereint, was das Vermitteln vereinfacht. „Jeder ist eingeladen, uns aufzusuchen“, macht Ursula Wilkowski die Offenheit der Dienststelle mit ihren Beratungs- und Hilfsangeboten deutlich.

Am Samstag, dem 19. November, ist die Vorabendmesse um 18 Uhr in der katholischen Pfarrkirche, Liebknecht-/Dillingerstraße, dem Caritasjubiläum in Hoyerswerda gewidmet. Alle sind herzlich dazu eingeladen. Dienststelle: Ludwig-van-Beethoven-Straße 26