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Wenn es Kabuli Palaw, Mantu und Ferni gibt

Bei einem Kochkurs an der Volkshochschule konnte nicht nur die afghanische Küche kennengelernt werden.

Von Juliane Mietzsch
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Kristina Niemz (l.) aus Bröthen hat mit ihrem Mann Dietmar den Pudding nach Najia Karimis (r.) Rezept vorbereitet. Er hat einen Kuchenboden und ist dekoriert mit frischem Obst sowie Trockenfrüchten und Nüssen.
Kristina Niemz (l.) aus Bröthen hat mit ihrem Mann Dietmar den Pudding nach Najia Karimis (r.) Rezept vorbereitet. Er hat einen Kuchenboden und ist dekoriert mit frischem Obst sowie Trockenfrüchten und Nüssen. © Foto: Juliane Mietzsch

Hoyerswerda. Wer an diesem Abend den Weg in die Küche der Volkshochschule (VHS) Hoyerswerda gefunden hat, zeigt sich neugierig und interessiert, wenn Najia Karimi von ihrer Geschichte, ihrem Land und einigen traditionellen Speisen erzählt. Vor etwa einem Jahr kam die junge Frau aus Kabul nach Deutschland – über Pakistan und Leipzig ist die 28-Jährige mit ihrer Familie in Hoyerswerda gelandet, scheint hier angekommen zu sein.

In ihrem Heimatland Afghanistan war die studierte Germanistin beim Goethe-Institut beschäftigt. Als sogenannte „Ortskraft“ hat sie es geschafft, den Taliban zu entkommen – mit ihrer Mutter und ihrem Bruder, was zunächst einige Zeit nicht klar war.

In Afghanistan hat Najia Karimi Deutsch und Englisch unterrichtet, hält jetzt an der örtlichen VHS Englischkurse, gibt Nachhilfe in verschiedenen Fächern und absolviert nun seit Kurzem eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement. Bei der Helpline Ostsachsen der RAA Sachsen hilft sie ebenso. Das ist ein mehrsprachiges Hilfetelefon für Menschen ohne oder mit wenig Deutschkenntnissen, die in Notfällen Unterstützung brauchen. Sie ist jederzeit auf Englisch, Arabisch und Deutsch erreichbar – weitere Sprachen sind zu Sprechzeiten ebenfalls verfügbar. Das Angebot gibt es erst seit etwa einem Viertel Jahr.

Als Najia Karimi ihr Heimatland bei einer Veranstaltung in der Stadtbibliothek Hoyerswerda vorstellte, reichte sie auch Speisen. Das kam gut auf Anhieb an. Und der daraus entstandene Kochkurs an der VHS hat ebenfalls sein Publikum gefunden, war ausgebucht und wird im kommenden Semester gleich wiederholt. Es kamen Menschen, die schon andere Koch- bzw. VHS-Kurse besucht hatten, aber auch Neulinge. Die anfangs ausgeteilten Rezeptzettel waren am Ende teilweise mit einer Menge an Notizen gefüllt, um Kabuli Palaw (ein Reisgericht), Mantu (Teigtaschen) und Ferni (Pudding) dann auch zu Hause authentisch zubereiten zu können.

Elke Kern nimmt regelmäßig den Weg aus Spremberg auf sich und hat auch an diesem Abend Spaß, weil „alle so motiviert sind – Teilnehmer und Dozenten“. Bei Kristina und Dietmar Niemz wird täglich gekocht, auf Reisen waren sie schon in Syrien und Tunesien, ließen sich dort häufig von der Kochkultur inspirieren. Nicht selten kauften sie sich im Anschluss ein passendes Kochbuch. Zu Afghanistan hatten sie bisher wenig Berührung, sind deshalb in den Kurs gekommen. „Gespannt auf einen anderen Geschmack“, war Rosemarie Bredemann im Vorfeld. Ihre Tochter Heike hat ihr den Kurs vorgeschlagen, sie kochen häufig zusammen, nehmen sich auch gerne viel Zeit dafür und sind ein eingespieltes Team. Besonders die vielen kleinen Handgriffe und Details hat Heike aufmerksam beobachtet, nachgefragt und aufgesogen. Denn das findet sich selten in Kochbüchern und Rezepten wieder. Auf der Suche nach Input war auch Steffi Paul, die viel für die arabische Küche übrig hat. Zu Hause baut sie selber Gewürze an und trocknet sie. Das Ehepaar Robardet aus Wittichenau ist zum zweiten Mal bei einem Kochkurs und möchte die Gerichte anschließend zu Hause probieren, wie der Großteil der Teilnehmenden. Zwölf Personen haben Platz in einem Kurs, das gibt vor allem die Größe der VHS-Küche vor.

Für VHS-Sprecherin Christiane Noack-Klein ist dieser Abend so aufschlussreich, weil hier authentisch vom Leben und der Esskultur in Afghanistan erzählt wird. Najia Karimi wählte dazu Gerichte aus, die eher nicht so alltäglich sind, sondern vielmehr Gästen zu besonderen Anlässen, wie sogar Hochzeiten, gereicht werden.

Birgit Radeck, Koordinatorin des Bürgerbündnisses „Hoyerswerda hilft mit Herz“ bei der RAA Hoyerswerda/Ostsachsen e. V., stand schon bei anderen Kochkursen geflüchteter Menschen beim Anleiten zur Seite. Doch ihre Hilfe bei der Verständigung wird diesmal kaum benötigt. Najia verfügt über sehr gute Kenntnisse. Ihre Mutter Masooma Karimi verständigt sich mit einigen Brocken Deutsch, aber auch einfach mit den Händen.

Weitere internationale Kochkurse an der VHS:
Mazedonische Küche – Landestypische Backwaren, (21. März),
Indische Küche (23. März),
Irische Küche (27. April),
Koreanische Küche (10. Mai),
Afghanische Küche (24. Mai),
Spanische Küche (9. Juni),
Syrische Köstlichkeiten (14. Juni),
Afrikanische Küche (15. Juni),
Südamerikanische Küche (27. Juni)