Merken

Hurra, hurra die Schule kommt

Das Gymnasium Wilsdruff richtet sich vorerst in Kleinnaundorf ein. Für Direktorin Katja Laetsch gibt es viel Arbeit.

Teilen
Folgen
NEU!
© Karl-Ludwig Oberthür

Von Annett Heyse

Drei Männer stehen an der Bürotür. Wohin denn der Kopierer soll, wollen sie wissen. Katja Laetsch zeigt nach nebenan. „Gleich rechts, da, wo der Zettel auf dem Fußboden klebt. Da steht auch ‚Kopierer‘ drauf“, sagt sie. Und noch während sie zum Tisch zurückkehrt, steht schon wieder jemand an der Tür. Die Lieferung mit dem Bastelmaterial sei gekommen. „Erst mal in den Gang stellen“, sagt Laetsch. Die 47-jährige muss in diesen Tagen ein Schulhaus einräumen – das alte Kleinnaundorfer Schulgebäude.

Ab dem kommenden Montag lernen hier drei fünfte Klassen. Die Mädchen und Jungen gehören zum ersten Jahrgang des neugegründeten Gymnasiums Wilsdruff. Weil der Schulneubau erst im August 2019 bezugsfertig ist, müssen die Kinder übergangsweise ein Jahr in Kleinnaundorf zur Schule gehen. Wilsdruff mietet so lange das Gebäude von der Stadt Freital. Die 59 Schüler werden von Katja Laetsch, die Sport und Geografie gibt, sowie acht weiteren Pädagogen unterrichtet. Bevor es soweit ist, müssen die Zimmer eingerichtet sein. Es entstehen drei Klassenräume, dazu ein Fachkabinett für Biologie und Geografie sowie zwei Zimmer für Musik und Kunst. Im Kellergeschoss wird ein Raum Technik und Werken vorbereitet. Im Erdgeschoss entsteht der Speiseraum. Die Firma Sodexo wird hier die Mittagsversorgung übernehmen. Statt des zunächst angekündigten Essens aus der Assiette wird es jetzt doch Frischkost geben.

Für den Sportunterricht können die Wilsdruffer die Halle der SG Kleinnaundorf nutzen – sie befindet sich nur einen Steinwurf entfernt. Auf dem Weg dahin liegt der Pausenhof, in diesem Falle eine riesige Wiese mit Kletterhaus, Schaukeln und Obstbäumen. In Sichtweite befindet sich zudem das ehemalige Freibad, heute ein Teich-Biotop, das sich wunderbar für den Biologieunterricht eignet. „Wir haben schon Kescher angeschafft“, verrät die Schulleiterin.

Laetsch ist zuversichtlich, dass es den Wilsdruffer Kindern trotz des weiten Schulweges und der bröckeligen Fassade gefallen wird: „Im Inneren sieht die Schule viel besser aus als von außen. Alle Räume wurden gemalert und gereinigt.“ Die Möbel werden für ein Jahr gemietet. In Wils-druff will man sich dann komplett neu einrichten.

Katja Laetsch zeigt eines der Klassenzimmer. Noch sind die Wände kahl. Auf den zusammengerückten Tischen liegt ein riesiges, flaches Paket – eine digitale Tafel. Für den Deutschunterricht lagern auf den Fensterbänken Bücherstapel und Arbeitshefte. Gleich ganz vorn liegt eine handliche Ausgabe von Tom Sawyer – die Fünftklässler können sich schon mal auf ein spannendes Abenteuerbuch freuen.

Abenteuer für Lehrer und Schüler

Ein Abenteuer wird die Schulgründung auch für die Pädagogen. In dieser Woche will das gesamte Kollegium zusammenkommen und ein Konzept erstellen. „Wir wollen diskutieren, wie wir uns die Schule vorstellen. Welches Leitbild haben wir, welche Methoden und Didaktiken wenden wir an, was ist unsere Philosophie?“, zählt Kaja Laetsch auf. Sie habe da ihre Vorstellungen, wolle sie den neuen Kollegen aber nicht überstülpen. „Wir haben die Chance, gemeinsam mit den Kindern etwas ganz Neues aufzubauen. Es gibt noch keine Traditionen, keine Gewohnheiten, keine Projekttage, keine feststehenden Feierlichkeiten oder Jugendherbergsfahrten. Das können wir alles selbst erfinden und gestalten“, freut sich die Schulleiterin.

Katja Laetsch wohnt in einem Wilsdruffer Ortsteil. Sie hat unter anderem am Weißeritzgymnasium gearbeitet, zuletzt war sie stellvertretende Schulleiterin in Nossen. Das ist insofern bemerkenswert, weil es um die Einrichtung des Gymnasiums in Wilsdruff zuletzt einen Rechtsstreit mit dem Landkreis Meißen gab. Der Landkreis klagte und gab vor, ein Wilsdruffer Gymnasium würde dem Gymnasium Nossen schaden und dort die Schülerzahlen massiv senken. Katja Laetsch will dazu nicht viel sagen. „Ich denke, dass wir mit Nossen und auch mit dem Freitaler Weißeritzgymnasium eine gute Zusammenarbeit pflegen werden.“ Ein Konkurrenzdenken zwischen den Schulen sei ihr fremd.

Vielmehr lobt sie die Stadt Wilsdruff, die beharrlich ihren Traum vom eigenen Gymnasium verfolgt. „Egal, ob es um Finanzen, Ausstattung oder Organisatorisches geht – wir bekommen volle Unterstützung aus dem Rathaus.“