Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Merken

„Ich habe es nie bereut“

Wie sieht der Alltag mit E-Auto im Landkreis Görlitz aus? Dirk Naumburger ist seit fast einem Jahr privater Nutzer eines Elektroautos.

Teilen
Folgen
NEU!
© A. Schulze

Herr Naumburger, Sie fahren seit vergangenem Herbst einen VW Golf als Elektroauto. Haben Sie diesen Kauf inzwischen bereut?

Nein. Ich würde mir immer wieder ein Elektroauto kaufen. Vielleicht wird’s auch schon bald ein neues, da die Hersteller in Sachen Reichweite gut vorankommen.

Wie weit kommen Sie denn mit Ihrem?

Im Sommer um die 200 Kilometer. Da ist ja keine Heizung an, und die Klimaanlage kostet nicht so viel Energie. Im Winter, wenn verschiedene Heizungen wie Scheiben- und Sitzheizung laufen, sinkt die Reichweite auf 130 bis 150 Kilometer.

Wie viele Kilometer fahren Sie am Tag?

Ich arbeite bei der Bundespolizeiinspektion in Ludwigsdorf, also 35 Kilometer hin und 35 zurück. Dann reicht der Akku noch, um einkaufen zu fahren.

Wie machen Sie das mit dem Aufladen?

Ich hänge das Auto bei mir zu Hause an eine normale Steckdose. Im Fahrzeug kann ich einstellen, wann ich wieder losfahren möchte, sodass es den Ladevorgang von selbst anpasst. Das kommt mir sehr gelegen, weil ich eine Photovoltaikanlage auf dem Dach habe und das Auto hauptsächlich mit Solarstrom laden kann, gerade an Tagen wie jetzt. Als Schichtarbeiter kann ich das große Stromaufkommen tagsüber oft nutzen.

Und wenn Sie mal nicht zu Hause aufladen können?

Ich hatte erst in dieser Woche das erste Erlebnis dieser Art. Ich war bei einem Termin im Rathaus Weißwasser, das Auto war nicht vollgeladen und ich musste danach weiter nach Görlitz. Da war es ideal, den Wagen am Marktplatz anschließen zu können. Zudem ging es doppelt so schnell wie zu Hause, sodass er zum Ende des Termins wieder fast komplett aufgeladen war. Ich war sehr zufrieden. Von solchen Möglichkeiten wünsche ich mir mehr.

Kennen Sie denn alle Standorte von Ladestationen im Landkreis?

Einige, aber ich weiß nicht, ob das alle sind. Es gibt leider keine einheitliche Internetseite oder Veröffentlichung, wo alle Stationen und die dortige Bezahlweise auf einen Blick zu finden sind. Das ist sehr schade. Insgesamt scheint es mir aber, dass der Landkreis Görlitz zu wenige Ladestationen hat. Gäbe es mehr, hätte man als Fahrer eines Elektroautos mehr Sicherheit. Und ich finde die Standorte mancher Station nicht ideal.

Wie meinen Sie das?

Ich möchte nicht extra zu einer Säule fahren müssen und dort warten. Viel schöner wären Ladestationen an Stellen, wohin ich sowieso fahre. Beispiel Einkauf: Als Kreba-Neudorfer fahre ich nach Niesky oder Görlitz einkaufen. Also wären Ladesäulen am Rewe in Niesky und bei Marktkauf oder Hornbach in Görlitz schön, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Orte, wo man sich sowieso eine Stunde oder länger aufhält. Oder auf Arbeit.

Eine Ladestation bei der Bundespolizei?

Es gibt sogar schon Pläne dafür. Auf dem Rastplatz bei Ludwigsdorf könnte bald eine Säule stehen, auch für Bedienstete und Fahrzeuge der Bundespolizei. Elektroautos sollen ja bald 20 Prozent des Fuhrparks ausmachen, auch wenn es da noch Probleme mit der Reichweite gibt. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich dieses oder nächstes Jahr auch eine Lademöglichkeit in Ludwigsdorf nutzen kann. Als Bürgermeister von Kreba bin ich zudem im Gespräch mit der Enso.

Gespräch: Jenny Thümmler