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„Ich habe gezittert“

Anne Pührer aus Moritzburg spielt erstmals in der 2. Frauen Bundesliga. Zunächst schien der Aufstieg jedoch in weiter Ferne.

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© Uta Büttner

Von Uta Büttner

Coswig/Moritzburg. Ein Traum geht für Anne Pührer in Erfüllung. Die 20-jährige Moritzburgerin spielt das erste Mal in der 2. Schach-Frauenbundesliga. Die Premiere mit ihrem Verein TuS Coswig, in dem sie seit zehn Jahren Mitglied ist, steigt am Samstag und Sonntag mit den Duellen gegen Weiß-Blau Allianz Leipzig und Leipzig Lindenau. „Ich wollte schon immer mal 2. Bundesliga spielen“, sagt Anne voller Vorfreude. Dieser ging jedoch ein wochenlanges Zittern um das Aufstiegsrecht voraus. Aufgrund einer ansonsten unüblichen neuen Regelung, die es nur im Deutschen Schachbund gibt, mussten die Coswigerinnen bangen, ob sie als Regionalliga-Staffelsieger auch aufsteigen. „Als ich hörte, dass wir als Erster nicht aufsteigen dürfen, hätte ich mich am liebsten gleich beim Staffelleiter beschwert“, beschreibt Anne ihre damaligen Gefühle. Letztlich wurde aber alles gut.

Bereits mit vier Jahren war Anne neugierig auf die Schachfiguren. Der Springer – das Pferd – hatte es dem kleinen Mädchen angetan. „Zum Glück war mein Papa so schlau und hat mir als Erstes die anderen Figuren erklärt“, sagt Anne lachend. Ansonsten hätte sie aufgrund der komplizierteren Gangart des Springers vielleicht gleich die Lust wieder verloren. In der Grundschule besuchte sie dann die Schach-AG, wurde bei TuS Coswig Mitglied. Mehrmals kam sie bei Deutschen Vereinsmeisterschaften der Kinder und Jugend zum Einsatz. Ihr bislang größter Erfolg ist der 3. Platz bei der Offenen Sächsischen Fraueneinzelmeisterschaft im Mai dieses Jahres. „Das war ziemlich unerwartet“, sagt Anne.

Als großer Dynamo Dresden-Fan spielte sie als Kind auch Fußball. Doch aus Zeitgründen musste sie sich zwischen den königlichen Figuren und dem Ball entscheiden. Ihre Wahl bereut sie bis heute nicht, auch wenn „Schach manchmal richtig blöd ist“, sagt Anne. „Man spielt die ganze Zeit, steht gut und nach vielleicht viereinhalb Stunden macht man einen Fehler und verliert die eigentlich schon gewonnene Stellung. Das ist frustrierend.“ Doch die Faszination der Kombinationen auf den 64 Feldern ließ die Moritzburgerin trotzdem nie los. Neben dem Spaß am Spiel hatte der Schachsport auch einen positiven Nebeneffekt: „Bei Prüfungen konnte ich vier Stunden hintereinander konzentriert arbeiten. Das war im Gegensatz zu den anderen kein Problem für mich“, erzählt Anne.

Körperlich fit hält sie sich heute im Fitnessstudio und mit Wandern. „Zu mehr habe ich keine Zeit“, sagt Anne, die im nächsten Jahr ihre Ausbildung als Rechtsanwaltsfachangestellte beenden wird.

Für die Zweitbundesliga-Saison hat Anne Pührer ein ganz klares Ziel: Klassenverbleib. „Doch dieser wird sehr schwer“, schätzt Mannschaftsleiterin Antje Moldenhauer ein. Mindestens zwei Begegnungen müssen wir gewinnen. „Mit ein bissel Glück können wir es vielleicht schaffen“, sagt sie.