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In der Backstube mit dem Stollenmädchen

Am Riesenstollen für den Striezelmarkt wird auch in Radebeul gearbeitet.

Von Nina Schirmer
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Blitzlichtgewitter in der Backstube: Um festzuhalten, wie der XXL-Striezel für das Dresdner Stollenfest entsteht, kamen am Dienstag viele Journalisten in die Radebeuler Bäckerei von Heiko Trepte. Seine Tochter, Stollenmädchen Lina, posierte geduldig für d
Blitzlichtgewitter in der Backstube: Um festzuhalten, wie der XXL-Striezel für das Dresdner Stollenfest entsteht, kamen am Dienstag viele Journalisten in die Radebeuler Bäckerei von Heiko Trepte. Seine Tochter, Stollenmädchen Lina, posierte geduldig für d © Norbert Millauer

Radebeul. So einen Menschenauflauf hat es wahrscheinlich noch nie in der Backstube von Heiko Trepte gegeben. Um die 20 Leute tummeln sich dicht an dicht zwischen Ofen und Rührmaschinen. Fotoapparate, Mikrofone und Fernsehkameras sind auf den Bäcker und seine Tochter gerichtet. Für die beste Perspektive auf das Vater-Tochter-Duo wird schon mal ein bisschen gedrängelt. „Jetzt zu mir gucken“, ruft der eine Fotograf. Bitte den Stollen noch mal in den Ofen schieben“, der Nächste. Heiko und Lina Trepte erfüllen geduldig alle Wünsche.

Zum ersten Mal ist die Radebeuler Bäckerei an der Herstellung des Riesenstollens für den Dresdner Striezelmarkt beteiligt. Kein Wunder, schließlich ist die 18-jährige Lina in diesem Jahr das Gesicht des Dresdner Christstollens. Als Stollenmädchen präsentiert sie das Traditionsgebäck.

Für den Giganten, der zum Stollenfest am Samstag vor dem zweiten Advent auf dem Altmarkt angeschnitten wird, liefern verschiedene Bäcker aus der Region die Einzelteile. Zehn Platten bereiten die Treptes aus Radebeul vor. Jede ist 42 mal 62 Zentimeter groß und wiegt acht Kilo.

Den Teig hat Heiko Trepte schon angerichtet. Die Zutaten unterscheiden sich nicht von denen seines kleinen Christstollens, den er im Laden verkauft. Auch der Riesenstollen soll schließlich ein Original werden. Einfach Zusammenschütten, reicht aber nicht. Zuerst werden Mehl, Hefe und Milch vermischt, erklärt der Bäckermeister. Dann muss der Teig eine Stunde ruhen, ehe die anderen Zutaten dazu kommen. Sind Rosinen, Butterschmalz, Orangeat und Co eingerührt, ruht der Teig erneut, bevor es ans Ausrollen geht. Normalerweise kommt das Nudelholz beim Stollenformen zwar nicht zum Einsatz. Für die Platten, aus denen der Riesenstollen zusammengesetzt wird, muss es aber sein. Lina Trepte übernimmt diesen Job – ausnahmsweise. Denn normalerweise steht sie als angehende Bäckereifachverkäuferin vorn im Geschäft und bedient die Kunden.

Für den nächsten Schritt kommt Papa Heiko Trepte zu Hilfe. Er stülpt das Blech über den ausgerollten Teig, der noch auf einem großen Holzbrett liegt. Dann dreht er das Ganze gekonnt um und schon landet der Teig in der Form. Darüber wird eine Warmhaltedecke gelegt. Jetzt muss der Teig eigentlich noch einmal bei warmen Temperaturen eine Stunde ruhen, aber für die Schaulustigen in der Backstube hat der Bäckermeister natürlich schon den nächsten Schritt vorbereitet. Stollenbacken im Zeitraffer. Für rund 55 Minuten kommt der schon vorbereitete Stollen in den Ofen und wird bei 180 bis 190 Grad gebacken. Dann wird er mit heißer, zerlaufener Butter bestrichen und bekommt eine Schutzschicht aus klarem Zucker. „Damit ist er isoliert“, sagt der Bäcker.

Mit ihren zehn Stollenplatten fahren die Treptes am Sonntag in die Messe nach Dresden. Dort wird der XXL-Striezel zusammengesetzt. Welche Größe er letztendlich erreicht, wird erst zum Stollenfest bekannt gegeben. Dann hat der Riese perfekt in Form geschnitten, gebuttert und gepuderzuckert seinen großen Auftritt.

Für Stollenmädchen Lina gibt es aber schon vorher die nächsten Termine. In der Bäckerei ihrer Eltern in der Winzerstraße 1 findet am Samstag von 10 bis 16 Uhr ein Stollenverkauf statt mit gratis Sekt und Kaffee für die Kunden. Einen Tag später steht die 18-Jährige dann auf dem Radebeuler Weihnachtsmarkt. Denn auch dort gibt es einen Riesenstollen, der von der Bäckerei Dolze gebacken wird. Lina darf ihn am Sonntag um 16 Uhr gemeinsam mit dem Oberbürgermeister anschneiden.