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Irrwege an der neuen Albertbrücke

Radfahrer haben am Neustädter Ende der neu eröffneten Albertbrücke in Dresden einige Probleme. Für Linksabbieger ist es schwer, einen sicheren Radweg zu finden.

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© Peter Hilbert

Von Peter Hilbert

Jonas Bechtel freut sich, dass die Albertbrücke endlich wieder offen ist. Fast täglich fährt der Student darüber. Im vergangenen Jahr war das äußerst komfortabel, da Radfahrer die freigegebene Fahrbahn nur mit Straßenbahnen teilen mussten. Doch die Zeiten sind seit der Eröffnung am Montag vorbei. Das wird dem 25-Jährigen schlagartig klar, als er vom Sachsenplatz über die Brücke rollt und nach links zur Wigardstraße abbiegen will. Auf der Straße geht das schlecht. Denn da müsste der junge Mann mit seinem Rad einen kühnen Sprung über die Bordsteinkante wagen, was ihm jedoch zu riskant ist.

Das Schild entdeckt kaum ein Radfahrer.
Das Schild entdeckt kaum ein Radfahrer. © SZ/Peter Hilbert
Am Altstädter Brückenende war im Berufsverkehr wieder Stau angesagt. Die Stadt hofft darauf, dass sich der Verkehr in den nächsten Tagen einpendelt.
Am Altstädter Brückenende war im Berufsverkehr wieder Stau angesagt. Die Stadt hofft darauf, dass sich der Verkehr in den nächsten Tagen einpendelt. © SZ/Peter Hilbert

An der ersten Ampel drängen sich indes Radler, die links abbiegen wollen. Das dürfen sie eigentlich nicht. Denn die Verkehrsinsel am Rosa-Luxemburg-Platz ist in dieser Richtung nur für Fußgänger vorgesehen. Nur ein Zusatzschild zeigt, dass Radler erst vorbei am Carusufer müssten, um dann einen scharfen Linksschwenk zu vollziehen. Doch das erkennt keiner. „Das ist völlig verwirrend“, sagt Bechtel. Zumal die ausgewiesene Verbindung nicht ganz ungefährlich ist. Die Hoyerswerdaer Straße ist für Autos gesperrt, das letzte Stück der einspurigen Fahrbahn bis zum Carusufer durch Warnbaken eingeengt. Kurz vor Bechtel braust ein Rechtsabbieger auf dem Radweg durch die Kurve. „Glück gehabt“, sagt der junge Mann erleichtert. Er findet, dass dies ein regelrechter Irrgarten ist.

So wie ihm geht es auch Corinna Lehmann. „Ich wusste nicht, wo ich hier langfahren soll“, sagt die 19-Jährige. Die Striesener Studentin fährt oft mit dem Fahrrad zum Nebenjob in die Neustadt. „Diese Verkehrslösung macht nicht viel Sinn.“ Dem pflichtet auch Patricia Westerholz bei, die sich am Neustädter Brückenende gerade in die Schlange der radelnden Falschabbieger einreiht. „Die Autofahrer fahren doch auch nicht mit der Kirche ums Dorf“, schimpft die 50-jährige Künstlerin. So ein Verwirrspiel sei typisch für Dresden. „Viele andere Städte würden sich so etwas nie erlauben.

Die SZ hakte bei Straßenbauamtschef Reinhard Koettnitz nach, ob es eine bessere Lösung für Radfahrer gibt. „Das werden wir noch einmal überprüfen“, versichert er.

Eine Gefahrenstelle für Radler gibt es auch am anderen Brückenende, berichtet Rolf Leonhardt vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC). Auf dem schmalen Radweg fahren in Spitzenzeiten rund 800 Radler stündlich Richtung Sachsenplatz. Einige hätten ihm berichtet, dass sie beim Überqueren der Ampelkreuzung schon durch rechtsabbiegende Autos gefährdet wurden. Leonhardt hält es für nötig, dass Radfahrer einen breiteren Aufstellplatz bekommen, damit sie in einer größeren Gruppe gleichzeitig die Straße überqueren könnten. So hätten die Rechtsabbieger auch noch während der Grünphase Zeit, Richtung Terrassenufer zu fahren.

Leonhardt moniert zudem, dass die 1,60 Meter breiten Wege ohnehin zu schmal für den starken Radverkehr sind. Mehr zusätzlicher Platz zum Aufstellen kann an den Brückenköpfen nicht geschaffen werden, hält Koettnitz dagegen. Zumal der Radweg auf der gegenüberliegenden Seite am Sachsenplatz auch nicht breiter ist und Radfahrer sich nicht wieder einfädeln könnten. Der Straßenamtschef hätte sich auch eine noch breitere Brücke gewünscht. Doch es sei schon sehr schwer gewesen, die jetzige Verbreiterung von insgesamt 3,60 Metern beim Denkmalschutz durchzubekommen.

Nicht nur Radler, sondern auch Kraftfahrer haben Probleme. Zumindest am Käthe-Kollwitz-Ufer. Im Berufsverkehr hat es am Dienstag erhebliche Staus gegeben. Wegen der Vollsperrung der Bautzner Straße standen Kraftfahrer bereits am Montag im Superstau. An den Ampel-Schaltzeiten wurde nichts geändert, erklärt Koettnitz. Auch die Straßenbreite am Kollwitzufer sei so geblieben. Der Verkehr müsse sich nach der Wiedereröffnung der Albertbrücke erst einmal einspielen. Aufgrund der knappen Zeiten könnten kaum andere Ampel-Programme eingestellt werden. Staus habe es dort aber auch schon zuvor gegeben.