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Jetzt Bestattungen im Wald

Ab September gibt es regelmäßig Führungen durch den Wald. Die Urnenplätze unterm Baum sind schon jetzt gefragt.

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© Norbert Millauer

Von Peggy Zill

Coswig. Die ersten „Kunden“ wird Daniel von Sachsen Mitte September durch seinen Bestattungswald führen. Neugierige können sich dabei ganz unverbindlich über diese Art der Bestattung informieren. Eilige haben die Wahl zwischen knapp 400 Bäumen im Friedewald, den für sie schönsten auszuwählen, wo sie ihre letzte Ruhe finden wollen.

An den Bäumen können nach der Beisetzung kleine Schilder angebracht werden, auf denen die Namen der Verstorbenen stehen.
An den Bäumen können nach der Beisetzung kleine Schilder angebracht werden, auf denen die Namen der Verstorbenen stehen. © Norbert Millauer

Wie läuft so eine Bestattung im Wald bei Friedewald ab?

Nicht viel anders als auf dem Friedhof. Man sucht sich zu Lebzeiten einen Platz aus. Die Urnen werden mindestens in 60 Zentimeter Tiefe um den Baum herum beigesetzt. Wenn gewünscht, kommt an den Baum eine Tafel mit Name und Lebensdaten. Grabpflege ist nicht nötig und auch nicht gestattet. Die übernimmt der Wald. Welcher Religion die Verstorbenen angehören, spielt keine Rolle. Zurzeit wird der Andachtsplatz gestaltet. Daniel von Sachsen lässt gerade von einem Steinmetz den Sandstein für die Sitzbänke bearbeiten. Auch ein Rednerpult soll es geben.

Die Gründe für eine Naturbestattung sind laut Daniel von Sachsen vielfältig. Es kann die Liebe zur Natur sein oder ein Ort, an welchem man zu Lebzeiten schon gerne ist. Oder man will den Angehörigen den Pflegeaufwand des Grabes ersparen.

Was kostet ein Urnenplatz unter der Baumwurzel?

Mindestens 450 Euro werden für einen Urnenplatz verlangt. Am Gemeinschaftsbaum ist Platz für zwölf Urnen. Maximal 2 500 Euro zahlt, wer einen Baum exklusiv mit nur zwei Urnenplätzen reserviert. „Der Preis hängt zum Beispiel von der Lage, der Größe und der Erreichbarkeit des Baumes ab“, erklärt von Sachsen. Bei einem Wahlbaum erwerben die Kunden nicht nur das Anrecht auf einzelne Urnenplätze, sondern das Anrecht an einem bestimmten Baum. Hier können also auch der Partner, Familienangehörige oder Freunde beigesetzt werden. Dabei gibt es Bäume mit bis zu zwei, fünf oder acht Urnenplätzen. Zwischen 20 und 99 Jahre beträgt die Ruhezeit der Gräber.

Was geschieht, wenn ein Baum von einer höheren Gewalt beschädigt wird?

Es wurden Bestattungsbäume ausgewählt, welche mindestens die nächsten hundert Jahre, vermutlich und wahrscheinlich noch sehr viel länger leben werden, sagt Daniel von Sachsen. Das sind im ersten Teil des Waldes meist Eichen und Buchen, die zwischen 50 und 70 Jahre alt sind. Beide Baumarten werden ohne Probleme weit über 200 Jahre alt und weisen eine hohe Stabilität und Resistenz gegenüber äußeren Schadfaktoren auf.

Sollte ein Sturm einen Baum beschädigt haben, muss dieser entfernt werden. „Dass ein Bestattungsbaum auf natürliche Weise stirbt, ist durch gezielte Auswahl des Försters nahezu ausgeschlossen“, sagt von Sachsen. Falls doch einer dieser Fälle eintritt, dürfen sich die Betroffenen oder Angehörigen kostenlos einen neuen Baum aussuchen.

Wann gibt es die ersten Bestattungen?

Schon jetzt rufen Interessierte fast täglich bei Daniel von Sachsen an. Doch die Vorbereitungen werden erst im September abgeschlossen sein. Im Wald werden noch Bänke aufgestellt, am Kreyernweg kommt eine Karte und Informationstafel hin. Die hölzernen Schilder, die die Besucher darauf hinweisen sollen, dass sie sich in einem Bestattungswald befinden, sind bereits fertig. Auch die Bäume und ihre Standorte sind alle zentimetergenau erfasst. Die Wege durch den Wald haben Namen wie Grünspecht-, Blaumeisen- oder Amselpfad erhalten.

Welche Alternativen zum Baum gibt es für die Interessenten?

Wer im Wald bestattet werden möchte, aber etwas Besonderes wünscht, der kann sich auch an einem Findling bestatten lassen. Von diesen sogenannten Landschaftselemente gibt es acht. In den Quartieren, die als nächstes erschlossen werden sollen, sind auch alte Steinbrüche, die mit ihren Felswänden laut von Sachsen eine schöne Kulisse bilden.

Wer noch ein paar Jahre Zeit hat, kann auch seinen eigenen Baum pflanzen. Dafür werden etwa 100 Quadratmeter im Wald freigehalten. „Das können wir aber im Moment noch nicht anbieten, weil wir die Bäume erst noch großziehen lassen müssen“, erklärt von Sachsen.

Wann gibt es Führungen durch den Bestattungswald?

Jeden ersten und dritten Freitag plant Daniel von Sachsen kleine Gruppen von maximal 20 Personen durch den Bestattungswald zu führen, um die Fragen der Teilnehmer zu beantworten. Dafür muss man sich telefonisch oder auf der Internetseite vorher anmelden. Die Teilnahme ist kostenlos.

naturruhe-friedewald.de