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Jubel im Konfettiregen

Samuel Rösch ist „The Voice of Germany“. Sächsische.de sprach mit seinem Musikprofessor an der Evangelischen Hochschule Moritzburg.

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Emotionen pur: Samuel Rösch bejubelt seinen Sieg.
Emotionen pur: Samuel Rösch bejubelt seinen Sieg. © dpa/Jörg Carstensen

Von Ines Scholze-Luft und Sven Görner

Moritzburg. In Moritzburg wird gefeiert. Mit gefühlvoller Stimme und deutschen Songs hat der angehende Religionslehrer Samuel Rösch die achte Staffel der Castingshow „The Voice of Germany“ gewonnen. Der 24-Jährige bekam am Sonntagabend rund 55 Prozent der Zuschauerstimmen und bejubelte seinen Sieg.

„Es ist unbeschreiblich. Ich kann es noch gar nicht fassen, weil ich tatsächlich nicht damit gerechnet habe“, sagte der Student der Evangelischen Hochschule Moritzburg. „Ich danke Gott dafür, dass er mich so weit geführt hat und mir die Gabe gegeben hat, Musik zu machen.“

Einer, der das Finale hautnah miterlebt hat, ist Jens Seipolt, der Musikprofessor des Siegers. „Wir haben ihm die ganze Staffel über immer als sein Fanclub zur Seite gestanden“, sagt Seipolt. Zu den etwa 30 Unterstützern gehörten die Familien, Mitglieder von Röschs Band Paperclip und Kommilitonen aus Moritzburg.

Bei den Übertragungen waren sie nach den Auftritten des Studenten stets gut zu hören. „Wir haben aber auch gemerkt, dass mit dem Ausscheiden anderer Talente immer mehr Unterstützer in unser Lager gewechselt sind“, erzählt Seipolt. „Im Finale gab es dann in jeder Ecke im Saal Fans von Samuel.“

Der Professor hatte daher auch ein sehr gutes Gefühl. „Bei den vorangegangenen Shows hatte ich immer Sorge, dass es für Samuel nicht reichen könnte. Aber vor dem Finale war ich mir ganz sicher, dass er es schafft.“

Jens Seipolt erklärt auch warum: „Im Finale entscheidet nicht mehr der Juror und auch nicht der Moment. Ich war mir sicher, dass Samuel mit seiner Selbstdisziplin, seiner Bodenständigkeit und Entspanntheit und den deutschsprachigen Liedern eine große Zielgruppe erreicht.“ Das eindeutige Ergebnis der Abstimmung gab dem Professor schließlich recht.

Ihm ist es auch zu verdanken, dass Samuel Rösch überhaupt den Schritt gegangen ist, sich bei „The Voice of Germany“ zu bewerben. Dass er das Potenzial dafür hat, war sich Jens Seipolt schon im ersten Semester Gesangsunterricht sicher. Trotzdem dauerte es noch sieben weitere bis zur Bewerbung. „Samuel hatte Zweifel an diesem Format. Schließlich ist da eine Firma, die mit den Talenten Geld verdienen will.“ Doch nach dem Motto „Steter Tropfen höhlt den Stein“ ließ der Professor nicht locker. Dass der Auftritt in der Show eine gute Möglichkeit ist, seine Band aus dem Erzgebirge bekannter zu machen, gab schließlich den Ausschlag. „Damit habe ich ihn dann so weit bekommen“, sagt Seipolt.

Darum freut sich der Professor auch, dass Samuel Rösch bei der Show ein Superteam hatte, bis hin zur Psychologin hinter der Bühne. „Er ist bei Castingshow ordentlich betreut worden und konnte mit so vielen Profis zusammenarbeiten, mit Künstlern, unter denen sehr viele spirituelle Menschen sind.“

Unter denen, die sich über Samuel Röschs Sieg besonders freuen, sind auch Beate und Olaf Hofmann, Dozenten an der Evangelischen Hochschule Moritzburg. Das Lied, das der junge Musiker vor einiger Zeit für sie geschrieben hat, bezeichnet Olaf Hofmann als ein persönliches Geschenk. Es beschäftigt sich mit dem Thema, das auch die Hofmanns in ihrem Buch „Leben mit tausend Sternen“ aufgreifen, nämlich in der Rushhour des Lebens zu stecken und zu spüren: Da bleibt etwas auf der Strecke. 

Was aber lässt sich tun, um Träumen und Wünschen Raum zu geben, egal, in welchem Alter? Hinein ins Leben, hinein in die Natur, sagt Olaf Hofmann. Samuel Rösch hat das musikalisch umgesetzt, nach dem Motto 24-7. 24 Stunden, sieben Tage – rund um die Uhr in Aktion. Dazu hat er den Text geschrieben, dann die Musik druntergelegt und das Ganze reduziert eingespielt, sagt der Buchautor. Mit Gesang und Klavier.

Das beherrscht der junge Mann fantastisch, so Hofmann. Für ihn ist Samuel Rösch liebenswert, dezent, ein Sympathieträger, der jungen Leuten Mut macht und Ältere auch dadurch anspricht, dass er vor allem auf Deutsch singt. Olaf Hofmann weiß: Samuel will Menschen berühren.

Der junge Sänger selbst muss mit dem großen Erfolg erst einmal klarkommen. „So richtig verkraften werde ich das erst in den nächsten Wochen und Monaten“, sagt der Student der Evangelischen Religionspädagogik. Der 24-Jährige aus dem erzgebirgischen Großrückerswalde war der einzige Finalist, der deutsche Lieder sang. Im dreistündigen Finale, das live auf Sat.1 ausgestrahlt wurde, überzeugte Rösch drei Mal. Die emotionale Ballade des verstorbenen Musikers Roger Cicero, „In diesem Moment“, brachte Zuschauern Gänsehaut.

Im Duett mit seinem Coach Michael Patrick Kelly sang der frisch verheiratete Sänger den Andreas-Bourani-Hit „Auf uns“. Am Ende wagte sich der Student erstmals in der Show auf fremdes Terrain. Mit dem dänischen Songwriter Lukas Graham („7 Years“) performte er auf Englisch, obwohl ihm die Aussprache bei den Proben nicht leicht gefallen war – besonders das „V“ und das „W“. 

„Ich habe es gewagt und hatte viele Leute, die mir bei der Aussprache geholfen haben“, sagte Rösch. Mit seinen Darbietungen ließ er die weiteren Finalisten klar hinter sich: den facettenreichen Benjamin Dolic aus Slowenien, die 17-jährige Jessica Schaffler aus Österreich und den Abiturienten Eros Atomus Isler aus Flensburg.

Dieser Erfolg kommt übrigens nicht von ungefähr. Vor genau vier Jahren hatten Samuel Rösch und die vier anderen Mitglieder der Band Paperclip von sich reden gemacht. Wie die Freie Presse schreibt, setzten sie sich da beim Musikwettbewerb einer Burkhardtsdorfer Filmproduktionsfirma in einem Online-Votum mit Abstand gegen sachsenweite Konkurrenz durch. Und bekamen einen professionellen Videodreh als Preis.

Eines verwundert dennoch: Wieso motiviert eine evangelische Hochschule Studenten, an der Castingshow eines Privatsenders teilzunehmen? „Musik spielt an unserer Hochschule eine große Rolle“, sagt Professor Seipolt. „Gesangsunterricht sehen wir als persönlichkeitsbildende Maßnahme.“ Und natürlich profitiert auch die Hochschule vom Erfolg ihres Studenten. „Auf unserem Facebookprofil ist derzeit so viel Bewegung wie sonst nicht“, freut sich Seipolt, der seit 2012 auch stellvertretender Rektor der Evangelischen Hochschule Moritzburg ist. (mit dpa)

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