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Kahlschlag im Kletterwald Dresdner Heide

Dutzende Bäume mussten nach Borkenkäfer-Befall gestutzt werden. Geklettert werden kann zwar noch - wegen der Corona-Krise bleibt die Anlage aber zu.

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Gekürzte Fichten stehen auf dem Gelände des Kletterwaldes in der Dresdner Heide. Schuld daran ist der Borkenkäfer.
Gekürzte Fichten stehen auf dem Gelände des Kletterwaldes in der Dresdner Heide. Schuld daran ist der Borkenkäfer. © Sebastian Kahnert/dpa

Dresden. Ein Hauch von Frühling im Kletterwald in der Dresdner Heide: Blauer Himmel, erste Knospen an den Bäumen, irgendwo hämmern Spechte. Die Vorbereitungen für den geplanten Saisonbeginn im April laufen schon auf Hochtouren. Doch wegen der Ausbreitung des Coronavirus bleiben sämtliche Freizeitparks zunächst geschlossen - auch die Kletterwälder in Sachsen. "Wir müssen schauen, wie es für uns weitergeht", sagt Parkleiter Thomas Risz.

Eigentlich wollte er die Anlage auf rund 24.000 Quadratmetern mit den neun Parcours in luftiger Höhe am ersten Aprilwochenende öffnen. Viel Arbeit haben er und sein kleines Team in den vergangenen Monaten schon in den Kletterwald gesteckt: Zahlreiche Bäume mussten bis auf zehn Meter gekürzt, das Holz gehäckselt oder abtransportiert werden. Schuld daran ist der Borkenkäfer, der in den vergangenen Monaten in den sächsischen Wäldern enormen Schaden angerichtet hat. Allein 30 Fichten sind unmittelbar in der Kletteranlage betroffen - und abgestorben. Im gesamten Areal waren es mehr als 60 Bäume.

"Im Mai letztes Jahr ging es los, da haben wir Bohrmehl an den Kletter-Plattformen gefunden", berichtet Risz. Beim Klettern regnete es dann regelrecht Nadeln. Erst waren nur wenige Bäume befallen. "Und dann es uns regelrecht überrannt." Die Borkenkäfer der zweiten und dritten Generation hätten sich "rasend schnell" vermehrt, so Risz.

Die Spuren sind heute deutlich sichtbar: Von den bis zu 30 Meter hohen Fichten, die im vergangenen Jahr noch in den Himmel ragten, sind nur noch zehn Meter hohe kahle Stämme geblieben. Die Rinde hat Risz mit seinen Helfern sorgfältig abgeschält, weil die Schädlinge gern darin brüten. So soll eine weitere Vermehrung verhindert werden. Zwischen den Bäumen winden sich Leitern, Seile, Gerüste und hölzerne Plattformen für Kletterfans. Jedes Jahr kommt ein Baumsachverständiger, der die Bäume genau unter die Lupe nimmt. Derzeit sind sie standsicher, sagt Risz. Es sei aber "eine Frage der Zeit", wie lange sie durchhalten.

Thomas Risz, Parkleiter, steht auf dem Gelände des Kletterwaldes in der Dresdner Heide.
Thomas Risz, Parkleiter, steht auf dem Gelände des Kletterwaldes in der Dresdner Heide. © Sebastian Kahnert/dpa

Extreme Trockenheit, Stürme und Schädlingsbefall haben den sächsischen Wäldern in den vergangenen Monaten extrem zugesetzt. Allein im vergangenen Jahr fielen nach Angaben des Sachsenforst rund 3,4 Millionen Kubikmeter Schadholz an. Eine "immense Menge", sagte Sachsenforst-Sprecherin Carolin Wertholz. Hinzu komme, dass durch den milden Winter vermutlich mehr Schädlinge als normalerweise überlebt haben. Ab einer Temperatur von rund 16 Grad schwärmen die Käfer, die überwintert haben, dann aus. "Sie befallen neue Bäume und legen bei diesen unter der Rinde ihre Eier ab." Der Sachsenforst will in diesem Jahr rund 1660 Hektar Wald in Sachsen aufforsten.

Auch Alexander Jahn hat seine Erfahrungen mit dem Borkenkäfer gemacht. Er betreibt den Kletterwald im vogtländischen Schöneck und erinnert sich noch gut an das Jahr 2018: In dem extrem trockenen und warmen Sommer breitete sich der Schädling rasch aus, zehn Bäume mussten in seiner Anlage gefällt werden. "Ein großer Schaden", sagte Jahn. Ganze Parcours mussten dran glauben und neu aufgebaut werden. Allein das Material für die neuen Kletterstrecken habe sich auf rund 6000 bis 7000 Euro belaufen.

In diesem Frühjahr wollte Jahn zeitiger als geplant eröffnen, damit die Kids in den unfreiwilligen "Corona-Ferien" sich im Freien austoben könnten. Durch die Verfügung der Regierung, neben Kinos, Bars, öffentliche Einrichtungen und auch Freizeitparks zu schließen, wird nun nichts aus den Plänen. "Nun müssen wir schauen, wo wir Unterstützung herbekommen."

Erst die Schäden durch den Borkenkäfer, nun noch die Ausfälle durch die Corona-Pandemie. "Für uns ist das enorm", sagt Thomas Risz vom Kletterwald in der Dresdner Heide. Trotz allem versucht er optimistisch zu bleiben. "Wir hoffen, dass sich die Situation schnell wieder entspannt." Bis dahin, sagt der Parkleiter, wollen er und sein Team die Zeit für kleine Bauprojekte nutzen. (dpa)

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