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Darum schließt das Akustik-Center in Kamenz

Erst vor fünf Jahren zogen die Veranstaltungstechniker an die Nordstraße in Kamenz. Nun hat der Chef andere Pläne.

Von Ina Förster
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Chris Gasch (l.) gibt das Akustik-Center in Kamenz Ende 2023 auf und widmet sich künftig seinen weiteren Firmen. Sein Azubi Franz Jehring lernt aktuell gerade aus.
Chris Gasch (l.) gibt das Akustik-Center in Kamenz Ende 2023 auf und widmet sich künftig seinen weiteren Firmen. Sein Azubi Franz Jehring lernt aktuell gerade aus. © Foto: Anne Hasselbach

Kamenz. Drehende Spots, Scheinwerfer, Tonpulte, LED-Stripes, Lautsprecheranlagen: Alles steht gut präsentiert im großen Laden des Akustik-Centers Kamenz bereit - für den Ausverkauf. Das Unternehmen schließt zum Jahresende 2023. Erst kürzlich gab Chef Chris Gasch dies in den Sozialen Medien bekannt und sorgte damit für einige Verwirrung bei den Kunden.

Die kommen aus dem gesamten Landkreis Bautzen, aber auch bis aus Dresden, Meißen oder dem Oberland. Doch nun hat der 43-Jährige andere Pläne - vor allem für sich und sein Leben. "Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber es lebt sich jetzt sehr gut damit", sagt Chris Gasch.

Inhaber hat Firma erst vor fünf Jahren übernommen

Erst vor knapp fünf Jahren übernahm er die Geschäfte vom früheren Besitzer Frank Waury, der unverhofft und viel zu früh gestorben war. Besser gesagt von dessen Frau, die das Akustik-Center noch geraume Zeit als Vermächtnis ihres Mannes weitergeführt hatte. "Sie hatte mich darum gebeten, die Firma in eigener Regie auszubauen. Ich komme eigentlich mehr aus der Car-Hifi-Branche", erzählt der Firmenchef.

Verkauf, Planung und Installation von Navigation, Car-Hifi, Sicherheit, Freisprecheinrichtungen, Multimedia, GPS-Ortung oder Rückfahrkameras standen für Chris Gasch bis dahin im Fokus. Doch er war flexibel und dachte um.

Das Akustik-Center zog vor viereinhalb Jahren dann vom Ortsteil Gelenau nach Kamenz um. An der Nordstraße fand man großzügige Räume in einem ehemaligen Autohaus. Aber damals schlugen die Uhren eben auch noch ein bisschen anders, meint Gasch. Da sei von Corona-Pandemie, Energiekrise und aufkommender Inflation noch nichts zu ahnen gewesen. Das änderte sich kurz darauf.

Inhaber braucht mehr Zeit für zwei weitere Firmen

Die Entscheidung, nun das Geschäft aufzugeben, sei dennoch zum großen Teil eine private Entscheidung, sagt Gasch. "Ich habe einfach mit meinen zwei anderen Firmen noch genug zu tun und will Prioritäten setzen." Sein Car-Hifi-Unternehmen sowie ein Folien-Fahrzeugservice liefen bestens. Die Arbeit sei umfangreich und bedürfe einfach noch mehr Aufmerksamkeit.

Bereits vor Monaten schied zudem Romano Meinert aus der Firma aus, der als DJ in der Region unterwegs und sehr bekannt ist. Azubi Franz Jehring lernt gerade zu Ende. Der 21-Jährige hat sich drei Jahre lang bei Chris Gasch die praktischen Grundlagen eines Einzelhandelskaufmannes geholt. Mit seinem Abschluss beschließt auch das Akustik-Center sein jahrzehntelanges Bestehen.

In Corona-Zeiten Live-Streams aus Akustik-Center

Freilich spiele ein bisschen auch die Lage in der Veranstaltungsbranche eine Rolle fürs Umdenken. "Wir sind noch lange nicht auf dem Stand von vor Corona", so Chris Gasch. "Wenn man heute bei einem Event, einer Party tausend Gäste zusammenbekommt, ist das viel für den Veranstalter", weiß der Fachmann.

Das Akustik-Center musste in den letzten Jahren ebenfalls umdenken. Zu ganz schwierigen Zeiten wurde es beispielsweise zum professionellen Streaming-Ort für DJs. Als alles schließen musste, kein Club, keine Disco öffnen durfte, übertrugen die DJs von der dortigen Home-Bühne aus und gingen so auf Sendung.

"Wir haben auch viel in Sachen Licht- und Ton-Installation gearbeitet - für Schulen, Fitnessstudios, Ämter, Gastronomie, aber auch immer mehr für privat", erzählt Chris Gasch. So wollten einige Kunden eine besondere, gemütliche Lichtstimmung daheim im Bad oder Wohnzimmer haben, andere ihr Heimkino tontechnisch perfekt ausstatten lassen. Zu Corona seien die Menschen einfach mehr daheim gewesen und hätten es sich zu Hause hübsch gemacht.

Der Branche fehlt es an Fachkräften und Nachwuchs

Außerdem nahmen Reparaturen einen immer größeren Rahmen der Arbeit ein. Und als die Clubs wieder öffneten, große Open Airs und Partys anliefen, da gab es wieder mehr Verleih- und Ausgestaltungsanfragen, aber damit eben auch Personalprobleme. "Kaum einer will heute noch an den Wochenenden oder Feiertagen durcharbeiten, mit Nachwuchs ist es in der Branche ohnehin schwer bestellt", sagt Gasch. Man müsse dafür richtig brennen. "Und auch das hat mich zum Umdenken bewogen", gesteht er.

Mit den Kollegen der Complex Veranstaltungstechnik GmbH in Kamenz beispielsweise pflegt Chris Gasch ein gutes Verhältnis. "Hier auf dem flachen Land kennt sowieso jeder jeden, hat jeder schon mal mit dem anderen zusammengearbeitet", sagt er. Die DJ-Szene sei ebenfalls gut vernetzt. Er denkt, dass die Kollegen beim nun anstehenden Ausverkauf noch einmal vorbeischauen werden.

Privatleute werden sicherlich ebenfalls noch fündig. Denn: "Alles muss raus, zum Jahresende will ich Laden und Lager geräumt haben!", sagt Chris Gasch. Ab Januar 2024 kümmert er sich dann wieder etwas intensiver um seine anderen beiden Firmen, dann vom heimatlichen Trado aus. Und vielleicht ist künftig mal wieder Zeit, selbst wegzugehen an einem Sonnabend.