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Kamenz bekommt eine neue Buchhandlung

2021 wurde das Geschäft von Sandra Kretzschmar in Großröhrsdorf mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnet. Jetzt expandiert sie nach Kamenz und bietet mehr als Bücher.

Von Ina Förster
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Das Team von Sandra Kretzschmar (M.) startet demnächst in Kamenz mit einer Filiale. Kristin Gocht (r.) übernimmt weiter die Geschicke in Großröhrsdorf. Susan Worm wird mit Heike Petzold (v.l.) in Kamenz für die Kunden da sein.
Das Team von Sandra Kretzschmar (M.) startet demnächst in Kamenz mit einer Filiale. Kristin Gocht (r.) übernimmt weiter die Geschicke in Großröhrsdorf. Susan Worm wird mit Heike Petzold (v.l.) in Kamenz für die Kunden da sein. © Anne Hasselbach

Kamenz. Kamenz bekommt eine neue Buchhandlung. Mitten in der Altstadt - in exponierter Lage am Markt. Während die Bücherstube Zeiger aus Pulsnitz in wenigen Wochen ihre Kamenzer Filiale schließt und sich aus der Lessingstadt zurückzieht, siedelt sich so neues Leben an. Zur Freude vieler.

Denn der Neuzugang verspricht einiges. Mit Sandra Kretzschmar kommt eine engagierte Buchhändlerin in die Stadt, die mit ihrem Team am Stammsitz Großröhrsdorf schon bei den Kunden punktet. Diese kommen seit Jahren auch von weiter her zum Einkauf. Was sicherlich neben Sandra Kretzschmars Leidenschaft für Bücher vor allem an ihrer Kreativität liegt. Bücher-Straßenfest, Lesenächte mit Liegestühlen und Livemusik im Freien, Lesewerkstatt für Kinder, dazu ein kunsthandwerkliches Angebot im Geschäft - das kommt an.

Im Juli 2021 erhielt ihr Geschäft für Ideen und Engagement den Deutschen Buchhandlungspreis. Damit würdigt die Bundesregierung jährlich unabhängige und inhabergeführte Buchhandlungen, die sich in besonderer Weise für das Buch, ein lebendiges Kulturangebot vor Ort oder ein vielfältiges Verlagssortiment engagieren.

Schon seit 14 Jahren in der Buchbranche

Vor 14 Jahren machte sich Sandra Kretzschmar in Großröhrsdorf selbstständig. Und bereute es bisher nicht einen Tag. In der Robert Philipp Buch-und Spielwarenhandlung - so der offizielle Name des Geschäftes - ist der Kunde Suchender, Findender und oft Entdecker.

Früher befand sich vor Ort ein Gemischtwarenladen, der seit Anfang des 20. Jahrhunderts bis zum Ende der DDR auch Spielwaren anbot. Letztere hat Sandra Kretzschmar heute noch im Angebot. "Und ich werde im neuen Laden das gleiche Portfolio anbieten", so die 38-Jährige. Sie möge selbst kein Plastik-Spielzeug. Eher ausgesuchte Produkte. "Für Kinder, die eigentlich schon alles haben", schmunzelt sie.

Dass sie sich in Kamenz neben einem angestammten Spielwarenhändler niederlässt, sieht sie positiv. "Ich denke, man kann miteinander über das Repertoire sprechen. Es geht nicht gegeneinander, sondern darum, das Beste für die Stadt zu testen", sagt sie.

Citymanagerin ergriff Initiative

Doch wie kommt die Großröhrsdorferin dazu, eine Filiale in Kamenz zu öffnen? War das ein lange gehegter Wunsch? "Nee", lacht Sandra Kretzschmar. "Ich hatte das überhaupt nicht auf dem Schirm." Sie sei selbst immer noch erstaunt, welche Eigendynamik der Plan in nur wenigen Wochen entwickelt habe.

Natürlich wurde dabei ein bisschen nachgeholfen. Citymanagerin Anne Hasselbach kreuzte Ende August mit der Chefin der City-Initiative, Henriette Braun, und dem Kamenzer Wirtschaftsreferenten Erik Weidner in der Buchhandlung auf. "Diese geballte Power konnte ich nicht so einfach ignorieren", meint sie.

Anne Hasselbach wurde im Vorgang über verschiedene Medien auf die rührige Buchhändlerin aufmerksam. Und habe sie einfach im August spontan angerufen. Damals habe die Bücherstube Zeiger signalisiert, dass sie ihre Filiale in Kamenz schließt. "Mein erster Gedanke war, im Umkreis zu schauen, wer für eine neue Buchhandlung infrage kommt. Denn die Lessingstadt ohne Buchladen - das geht nicht", sagt die Citymanagerin.

Das Erstgespräch der Kamenzer Abordnung beeindruckte Sandra Kretzschmar. "Ich bin froh, dass wir die Sache so direkt angegangen sind", sagt Anne Hasselbach. Das Projekt kam ins Rollen. Und wenige Wochen später besichtigte Sandra Kretzschmar leer stehende Läden in der Kamenzer Altstadt.

Spielzeug und Schmuck gehören zum Sortiment

Verliebt habe sie sich letztendlich in den von Familie Böttcher am Markt, in dem bisher Elektrowaren verkauft wurden. "Die alte Gewölbedecke, die tolle Lage - das hat mich überzeugt", schwärmt die Buchhändlerin. Auf etwa 90 Quadratmetern werde hier etwas Schönes entstehen. Und immerhin sei das sogar mehr Platz als in Großröhrsdorf. Ein gut sortiertes Literatur-Sortiment, ausgesuchtes Spielzeug, regional und handgefertigter Schmuck, Kunsthandwerk aus der Region - darauf können sich die Kunden freuen.

Im Geschäft müsse einiges umgebaut werden. Der Vermieter stehe dem Projekt sehr wohlgesonnen gegenüber. "Einziges Manko ist der nicht behindertengerechte Zugang, denn es gibt ein paar Stufen zu überwinden. Hier werden wir uns Gedanken machen", so die Citymanagerin. Möglicherweise könne ein Förderprogramm genutzt werden.

Neben dem Verkauf vor Ort betreibt Sandra Kretzschmar auch einen Online-Shop. Und die Buchbestellung per WhatsApp wird ebenfalls für Kamenz gelten. Außerdem freue sie sich, das kulturelle Leben der Stadt mitgestalten zu können.

Auch ein bekanntes Gesicht werden die Kamenzer Kunden wieder sehen: Verkäuferin Heike Petzold aus der Bücherstube gehört künftig mit zum fünfköpfigen Team. "Es wird zudem einen regen Austausch zwischen Großröhrsdorf und Kamenz geben", so Sandra Kretzschmar. Sie selbst pendelt. Die Eröffnung des neuen Kamenzer Buchladens ist für Anfang Dezember anvisiert.