Pulsnitzer Genusswerkstatt ist das beste Lokal in Sachsen

Pulsnitz. Die Urkunde hat noch gar keinen Ehrenplatz im Restaurant gefunden, so frisch ist sie. Noch frischer sind nur die Schnitzel, die die Mannschaft von Schumanns Genusswerkstatt in Pulsnitz gerade für den Mittagstisch vorbereitet. Mit der Oktober-Ausgabe des Feinschmecker-Magazins kam jetzt auch der brandaktuelle Gourmetführer ins Haus. Dort werden die Top 500 der „Restaurants für jeden Tag“ deutschlandweit vorgestellt.
Unter die hatte es die Genusswerkstatt schon geschafft – und jetzt hat das Pulsnitzer Restaurant sogar die Höchstbewertung erreicht. Für Promi-Wirt Armin Schumann eine Sensation: Sein Restaurant ist damit die Nummer 1 in Sachsen. „Die Auszeichnung ist nicht nach Dresden oder Leipzig gegangen, sondern nach Pulsnitz“, sagt der Inhaber stolz.
Lob fürs ganze Team vom Azubis bis zum Chefkoch
Und das kann auch sein ganzes Team sein, denn der Restaurant-Führer spart nicht mit Lob für die Mannschaft: „Familiär, aber professionell agiert das gesamte Personal vom Azubi bis zum Chefkoch“, ist da zu lesen. Wie eine Familie sei das Team, sagt auch der Chef. Vielleicht auch ein Grund dafür, dass er keine Personalsorgen hat. Bis auf eine Küchenhilfe, die er noch suche.
Bemerkt habe er den oder die Restaurant-Tester nicht, sagt Schumann. Das laufe alles inkognito. Da komme keiner im Anzug mit Krawatte und mache sich Notizen oder frage viel. Es sei ihm auch kein besonders wissbegieriger Gast aufgefallen. Nach Details zu seinen Spezialitäten würden schließlich viele fragen. Zur Limonade aus eigener Produktion zum Beispiel oder zu Kräutern, die er verwendet.
Armin Schumann denkt, dass das Gesamtpaket ausschlaggebend für die besonders gute Bewertung war. Da spiele sicher auch der Bauerngarten am Restaurant mit hinein, der Kräuter wie Wasabi-Rauke, Gemüse und mehr liefert.
Gasthaus hat sogar einen Selbstbedienungsautomaten
Dem Restaurantkritiker ist nichts entgangen – weder die Kaninchen, die unweit des Lokals im Stall hoppeln und frisch verarbeitet werden, noch die Rezepte aus Großmutters Kochbuch, die auf der Speisekarte zu finden sind. Oder die Außenküche für Grillabende, der Blumenschmuck und die saisonale Küche, in der es gerade um Kürbis und Esskastanien geht.
Es gehöre auch dazu, immer wieder neue Ideen zu entwickeln, sagt Schumann. Manchmal auch aus der Not geboren, wie in Corona-Zeiten, als das Restaurant schließen musste. „Wir sind krisensicherer geworden“, blickt Armin Schumann auf die Erfahrungen aus dieser Zeit zurück. Das Restaurant könnte von heute auf morgen wieder auf Betrieb im Abholmodus übergehen, sagt er.
Seit der Corona-Zeit gibt es zum Beispiel auch einen Selbstbedienungsautomaten. So können Passanten Delikatessen aus eigener Produktion des Hauses mitnehmen, zum Beispiel Blaubeer-Lavendel-Aufstrich.
Innenhof des Restaurants wird jetzt umgestaltet
Vielleicht ist auch das ein Punkt auf der Liste der Restauranttester - die Experimentierfreude. Dass es eben nicht die schlichte Pflaumenmarmelade ist, sondern die mit einem Hauch von Pfefferkuchengewürzen. Oder die herzhafte Gorgonzola-Pannacotta und Hirschleber frisch aus der Region.
Auch am Gasthaus wird es bald wieder etwas Neues zu entdecken geben. Derzeit wird der Innenhof mit Parkplatz und Warenannahme neu gestaltet. Es ist der letzte Teil des Grundstücks, den Schumanns umgestalten. Damit wird neue Lagerfläche geschaffen, und es entstehen auch zwei zusätzlich Stellplätze. Ein Lastenaufzug gehört noch mit zum Projekt: „Für Mitarbeiter und Lieferanten entfällt Schlepperei, es wird eine große Arbeitserleichterung“, sagt der Wirt.
Die Auszeichnung gebe jetzt einen zusätzlichen Schub und komme auch noch im Jubiläumsjahr: „20 Jahre sind wir jetzt selbstständig – zuerst im Dresdner Luisenhof, jetzt seit sechs Jahren in Pulsnitz.“
Alte und neue Stammgäste kommen nach Pulsnitz
Stammgäste aus der Zeit auf dem „Balkon von Dresden“ seien ihnen immer noch treu, erzählt Schumann, darunter auch Entertainer Gunther Emmerlich, der ihm auch ein persönliches Kloßrezept für sein Kochbuch verriet. Zugleich seien viele neue Stammgäste aus Pulsnitz und Umgebung dazugekommen.
Er sei trotz Energie-Krise und Inflation zuversichtlich, sagt der Wirt. „Wir haben Corona als Herausforderung genommen und werden auch die Energiekrise schaffen.“ Auf die steigenden Kosten müsse auch die Genusswerkstatt reagieren. Gänse zum Beispiel hätten sich um 60 Prozent im Einkaufspreis verteuert. Trotzdem wolle er in der kommenden Saison wieder über 2.000 Gänse in die Röhre schieben. Es koste etwas mehr, „aber wir wollen ja nicht in der Qualität nachlassen“, sagt Schumann.
Er geht davon aus, dass die Gastronomie ein fester Bestandteil der Gesellschaft bleibt. Um sich zum Geburts- oder Hochzeitstag etwas zu gönnen oder einfach einen tollen Abend: „Es ist wie ein Kurzurlaub“, sagt der Wirt.