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Die Westlausitz bekommt einen Klimamanager

Hitzeperioden, schwere Unwetter und ihre Folgen beschäftigen zunehmend auch Städte und Gemeinden. Rund um Großröhrsdorf arbeiten dazu jetzt elf Kommunen zusammen.

Von Heike Garten
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Lang anhaltende Trockenheit - eine Folge des Klimawandels. Aber auch Starkregenereignisse  werden häufiger. Kommunen in der Westlausitz wollen gegensteuern und einen Klimamanager einstellen.
Lang anhaltende Trockenheit - eine Folge des Klimawandels. Aber auch Starkregenereignisse werden häufiger. Kommunen in der Westlausitz wollen gegensteuern und einen Klimamanager einstellen. © Sina Eichler

Großröhrsdorf. Der Klimawandel ist nicht zu leugnen. Trockenere Sommer und Hitzeperioden, Hochwasserkatastrophen, schwere Unwetter – die Auswirkungen sind auf der ganzen Welt zu spüren. Das Thema bewegt Privatpersonen genauso wie Staaten oder einzelne Kommunen. So ist es nur folgerichtig, dass sich auch Gemeinden jetzt intensiv damit beschäftigen und überlegen, wie sie zum Klimaschutz beitragen können.

In der Westlausitz haben sich jetzt elf Kommunen zusammengeschlossen, um ein gemeinsames Konzept zu erarbeiten. Federführend verantwortlich dafür ist die Stadt Großröhrsdorf.

Großröhrsdorfs Bürgermeister Stefan Schneider (parteilos) setzt sich dafür ein, dass die Westlausitz einen Klimamanager bekommt. In seiner Stadt soll er angestellt sein.
Großröhrsdorfs Bürgermeister Stefan Schneider (parteilos) setzt sich dafür ein, dass die Westlausitz einen Klimamanager bekommt. In seiner Stadt soll er angestellt sein. © Matthias Schumann

Sächsische.de sprach mit Bürgermeister Stefan Schneider (parteilos) über die konkreten Ziele und darüber, wie das Ganze ablaufen soll.

Herr Schneider, warum ist es notwendig, dass für die Region ein Klimaschutzkonzept erstellt wird?

Deutschland hat sich ein Ziel für die CO2-Reduzierung gesetzt. Da müssen wir als Kommunen neben den großen Industriebetrieben natürlich auch unseren Beitrag leisten und überlegen, welche Maßnahmen sinnvoll und machbar sind. Sinnvoll ist es in diesem Zusammenhang auch, dass sich mehrere Gemeinden zusammentun, weil ja alle vor den gleichen Herausforderungen stehen.

Die Herausforderungen betreffen vor allem auch die Folgen des Klimawandels. Inwieweit sind die Kommunen damit konfrontiert?

Auch in unserer Region sind die Folgen zu spüren. Ich denke da nur an Starkregen-Ereignisse, Gewässerschutz und lange Trockenperioden, die die Menschen auch hier zu spüren bekommen.

Das sind alles große globale Themen. Doch was kann man denn hier vor Ort dagegen tun?

Wir müssen überlegen, welche Maßnahmen zum Beispiel für den Hochwasserschutz zu ergreifen sind, wie Gewässer zukünftig bewirtschaftet werden sollen oder wie ein Waldumbau erfolgen kann, um den Folgen von Starkregen oder langen Trockenperioden zu begegnen.

Sind das denn Aufgaben von Kommunen?

Ja, auf jeden Fall. Gerade wir als Kommunen können und müssen etwas für den Hochwasserschutz tun. Da braucht es auch zukünftig Konzepte, die sich zum Beispiel damit beschäftigen, Überflutungsflächen oder Dämme zu schaffen. Und auch beim Waldumbau sind die Kommunen gefordert, die ja häufig selbst Eigentümer von Wald sind.

Schutzmaßnahmen sind die eine Seite, aber es geht doch auch um andere Aufgaben?

Ja, das ist richtig. So müssen sich die Kommunen überlegen, wie es zum Beispiel möglich ist, Energie einzusparen, sei es bei der Heizung kommunaler Gebäude oder der Straßenbeleuchtung. Dies ist vor allem aber auch eine finanzielle Notwendigkeit angesichts der schwierigen Haushaltsituation.

Es haben sich mehrere Gemeinden zusammengeschlossen, um das Klimaschutzkonzept Westlausitz umzusetzen. Welche sind das?

Neben der Stadt Großröhrsdorf sind das die Städte Bischofswerda und Elstra sowie die Gemeinden Arnsdorf, Großharthau, Burkau, Frankenthal, Rammenau, Steina, Wachau und Lichtenberg. In Pulsnitz hat sich der Stadtrat dagegen entschieden, der Kooperation beizutreten.

Die Umsetzung soll bei der Stadt Großröhrsdorf angesiedelt sein. Haben Sie die personellen Kapazitäten dafür?

Für die Erstellung des Konzeptes werden wir eine fachlich geeignete Person in der Stadt Großröhrsdorf befristet einstellen. Um diese Stelle zu finanzieren, wurde eine Förderung beantragt, die über zwei Jahre läuft. Wir streben eine 100-prozentige Förderung an, sodass keine Eigenanteile von den Kommunen zu leisten sind.

Welche Aufgaben soll der Klimamanager dann konkret umsetzen?

An erster Stelle soll eine Analyse für jede einzelne Gemeinde erstellt werden, die unter anderem die Schwerpunkte erneuerbare Energien, Abwasser, eigene Liegenschaften, Mobilität und IT-Infrastruktur enthält. Außerdem geht es um eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit, ein gemeinsames Energiemanagement und ein Schulungs- und Beratungsangebot.

Der zweite Teil der Aufgabe wird es sein, ein Konzept zu erstellen, was jede Gemeinde tun kann, um den Fragen des Klimaschutzes und -wandels Rechnung zu tragen. Dieses Konzept ist auf der einen Seite wichtig für das Handeln in der Kommune, zum anderen aber auch Voraussetzung, um Fördermittel für solche Maßnahmen zu beantragen.

Wann wird der Klimamanager seine Arbeit aufnehmen?

Ein Zeitpunkt kann im Moment nicht genannt werden. Erst nach Abschluss des Kooperationsvertrages war es uns möglich, die Fördermittel beim Bund zu beantragen. Kommt von dort eine Zusage, können wir die Stelle ausschreiben. Die Empfehlung vom Bund dafür ist, dass es ein Fachmann für Umwelttechnik und Natur sein soll. Ich hoffe, dass es uns gelingt, Anfang 2024 mit der konkreten Arbeit beginnen zu können.