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Kamenz: Anwohner empört über Kahlschlag

An der Elsteraue ist der Bau eines Eigenheimes geplant. Dafür wurden jetzt Bäume gefällt. Mehr als erlaubt.

Von Reiner Hanke
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Wo an der Elsteraue in Kamenz gerade noch stattliche Eichen standen, ist nun ein Kahlschlag. Darüber sind Anwohner empört. Ein Teil der Fällungen war offenbar für ein Bauprojekt erlaubt, aber es fielen weitere Bäume.
Wo an der Elsteraue in Kamenz gerade noch stattliche Eichen standen, ist nun ein Kahlschlag. Darüber sind Anwohner empört. Ein Teil der Fällungen war offenbar für ein Bauprojekt erlaubt, aber es fielen weitere Bäume. © Anne Hasselbach

Kamenz. An der Elsteraue in Kamenz kreischten am Mittwoch die Kettensägen. Anwohner - darunter Dr. Rudolf Reimann - schlugen sofort Alarm und verständigten auch die Redaktion von Sächsische.de. Er sei fassungslos. Zehn, vielleicht noch mehr Eichen seien umgesägt worden. Die Anwohner hätten sich immer an den Bäumen und dem Blick in dieser Richtung erfreut. "Alle reden über das Klima und die Umwelt und wie wichtig Bäume dafür seien", so Rudolf Reimann.

Es sei ein Skandal, und man könne nur mit dem Kopf schütteln, wie mit der Natur umgegangen wird. Teilweise seien wohl sogar auf städtischer Fläche Bäume gefällt worden. Er habe auch die Stadt informiert, sei sich aber nicht sicher, ob die Tragweite verstanden wurde.

Die Stadtverwaltung hatte nach ihren Aussagen sofort eine Mitarbeiterin zum Ort des Geschehens geschickt, um der Sache auf den Grund zu gehen. Allerdings hatten die Arbeiter mit der Kettensäge bereits für vollendete Tatsachen und Kahlschlag gesorgt. Der war wohl zumindest teilweise genehmigt. Dazu erklärt die Stadt, dass dieses Grundstück mit einem Einfamilienhaus bebaut werden soll. Dazu gebe es einen Bauantrag und einen positiven Vorbescheid.

Sächsische Regierung will Baumschutz verbessern

Da sich das Areal im Innenbereich der Stadt befinde, sei es für eine Bebauung grundsätzlich geeignet. Außerdem sei der Baumschutz vor Jahren in Sachsen von der damaligen CDU-FDP-Regierung stark zurückgenommen worden, was das Fällen insbesondere auf Privatland erleichtere. Die jetzige Regierung in Sachsen plant das zu ändern, hat es aber noch nicht getan.

Also sei zwischen Baurecht und dem öffentlichen Interesse am Baumschutz abzuwägen. Letzterer dürfe aber nicht dazu führen, ein Bauvorhaben grundsätzlich zu verhindern, so der Kamenzer Oberbürgermeister Roland Dantz (parteilos). Etwas anderes wäre es, wenn sich dort seltene Tiere angesiedelt hätten oder ein Biotop entstanden wäre. Das sei aber nicht festgestellt worden.

Fällungen seien nur in einem bestimmten Bereich der für den Hausbau benötigten Fläche genehmigt worden; für insgesamt 19 Bäume, unter anderem Eichen, Linden und Ebereschen. Die sind durch 19 Neupflanzungen auf dem Areal oder einem anderen Grundstück des Investors zu ersetzen. Dabei sollen einheimische Bäume nachgepflanzt werden, wobei ein Drittel Obstbäume erlaubt seien. Alle weiteren Baumbestände auf dem Grundstück müssen erhalten bleiben.

Fäll-Aktion kann für Eigentümer teuer werden

Allerdings fielen über die Erlaubnis hinaus weitere Bäume auf städtischem Grund in der Nachbarschaft der Kettensäge zum Opfer: "Diese Baumfällung wurde nach dem jetzigen Kenntnisstand ohne Erlaubnis der Stadt Kamenz und ohne Genehmigungen nach der Baumschutzsatzung der Stadt Kamenz durchgeführt", heißt es aus dem Rathaus.

Mindestens vier Eichen seien illegal gefällt worden. Gegenwärtig sei die Stadtverwaltung noch dabei, den genauen Schaden zu ermitteln. Auch ein Zaun sei beseitigt worden.

Er habe für die unerlaubten Fällungen keinerlei Verständnis, so Dantz, und er könne sich auch nicht erinnern, so einen Vorfall in den letzten Jahren erlebt zu haben. Der Eigentümer werde sehr deutliche Post bekommen. Die Stadt bereite Sanktionen vor. So werde die Forderung nach Schadensersatz geprüft.

Außerdem werde die Stadt ein Verbot verhängen, die städtische Fläche zu betreten. Da es sich bei dem Vorfall auch um eine Ordnungswidrigkeit handelt, werde ein entsprechendes Verfahren eingeleitet. Das könne für den Eigentümer teuer werden.