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21 neue Sirenen für Kamenz

In der Stadt gibt es offenbar etliche Schwachstellen, wenn es um die Warnung der Einwohner vor Gefahren geht. Deshalb soll jetzt kräftig investiert werden.

Von Reiner Hanke
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Die Sirene in Kamenz-Wiesa gehört zu den älteren Exemplaren. Die Stadt plant, das Netz an Sirenen deutlich zu verbessern. Ein Förderprogramm des Freistaates soll es möglich machen.
Die Sirene in Kamenz-Wiesa gehört zu den älteren Exemplaren. Die Stadt plant, das Netz an Sirenen deutlich zu verbessern. Ein Förderprogramm des Freistaates soll es möglich machen. © Matthias Schumann

Kamenz. Es könnte bald laut werden in Kamenz – wenn künftig die Sirenen heulen. Sind es zwölf Sekunden, dann war's nur die übliche Signalprobe. In der Kamenzer Kernstadt geht derzeit allerdings gar keine Sirene. Die ohnehin einzige auf dem Lessinghaus des Gymnasiums ist nicht in Betrieb – wegen der Sanierungsarbeiten.

Beim Kamenzer Technischen Hilfswerk THW - zum Beispiel - sieht man durchaus Bedarf beim Ausbau des Sirenennetzes in der Stadt. Das sieht die Stadt genauso und will nun in Sirenentechnik investieren. Den entscheidenden Impuls gab wohl die Hochwasserkatastrophe im Sommer vergangenen Jahres im Westen Deutschlands. Es hagelte heftige Kritik am Alarmsystem. Moderne digitale Warn-Systeme hätten ihre Schwächen gezeigt.

Die digitale Infrastruktur sei teilweise ausgefallen oder erreichte zu wenig Menschen. Weil es zu wenig Sirenen gab, seien Menschen zu spät oder gar nicht gewarnt worden. Die digitalisierte Meldekette habe versagt, war überlastet oder zerstört, stellte der Kamenzer Oberbürgermeister Roland Dantz (parteilos) jetzt fest. Damit sei zugleich die Frage verbunden: Wie ist Kamenz gerüstet, wenn ein Katastrophenfall eintreten sollte?

Stadt rechnet mit hoher Fördersumme

Dass die Stadt sich jetzt mit dem Sirenen-Thema befasst, hat aber noch einen weiteren Grund. Der Freistaat hat gemeinsam mit dem Bund ein Förderprogramm aufgelegt und würde wohl bis zu 90 Prozent der Kosten übernehmen. So hat die Stadt das Sirenennetz unter die Lupe genommen. Dabei wurden offenbar etliche Schwachstellen aufgedeckt.

Das Fördergeld will die Stadt nutzen, um diese zu beseitigen. Immerhin geht es um 300.000 Euro. Es sei eine hohe Investitions-Summe. Roland Dantz: „Wir wollen keine Menschenleben beklagen müssen, wenn es die Stadt hätte anders machen können.“ Außerdem relativiere sich die Summe, wenn man die Milliardenschäden am Rhein sehe. Allerdings rechnet die Stadt auch mit einer hohen Fördersumme. Es sei eine gute Investition, so Stadtrat Jörg Bäuerle (Wählervereinigung), die Abkehr von der Sirene falsch gewesen.

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Die Fachleute haben inzwischen eingeschätzt, wie viele Sirenen angeschafft werden sollten und welche baulichen Voraussetzungen wie Mastanlagen oder Fundamente nötig wären. 13 Sirenen seien vorhanden, inklusive DDR-Modelle. 21 neue Anlagen sollten insgesamt angeschafft werden.

Ein Grund für den Investitionsbedarf sind wohl auch die vielen Ortsteile der Stadt. Petershain, Rohrbach und Liebenau zum Beispiel haben gar keine Sirene. Die in Wiesa sei nicht angeschlossen beziehungsweise laut Stadt auch eine von acht Sirenen aus DDR-Zeiten, die ausgemustert werden sollen. Die seien technisch veraltet. Durchsagen seien damit nicht möglich. Allein für Kamenz wären sechs Sirenen erforderlich, damit der Signalton zu allen Bürgern dringt.

Vielen Älteren nutzen digitale Warnsysteme nichts

Dabei spiele auch die Größe der Anlagen eine Rolle und die Ausbreitung der Schallwellen, erklärt der Kamenzer Katastrophen-Schutz-Experte und stellvertretende Kreisbrandmeister Volker Lutterberg. Er schätzt die Sirenen-Technik, weil es das einfachste Mittel sei, die Bevölkerung zu warnen. Es sei positiv, dass die Stadt jetzt reagiere.

Ringo Berg, der Ortsbeauftragte vom Kamenzer THW begrüßt jede Investition in den Bevölkerungsschutz. Im Sommer waren die Kamenzer selbst zur Hilfe im Katastrophengebiet. Das Netz müsse so ausgebaut sein, dass wirklich jeder damit erreicht werde.

Da sei Nachholbedarf. Gerade ältere Menschen bleibe der digitale Weg übers Smartphone und Warn-Apps verschlossen, wenn sie nicht so technisch versiert sind. Die Sirene sei ein zusätzlicher Schutz, der niemanden störe. Außer vielleicht beim Probe-Heulen. Aber das sei wichtig. Auch damit die Warn-Infrastruktur in den Köpfen der Leute präsent bleibe.