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Freie Schule in Kamenz kann doch nicht starten

Eigentlich sollte die ersten Kinder ab August in den Räumen eines Bildungsträgers lernen, doch daraus wird nichts. Jetzt prüft der Verein Alternativen.

Von Reiner Hanke
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Daniel Bartylla ist Vorsitzender des Kleinsteinvereins in Kamenz. Der arbeitet seit etwa 2017 am Projekt für eine freie Schule. Räume im Gymnasiumsbau am Kamenzer Flugplatz sind eine Option.
Daniel Bartylla ist Vorsitzender des Kleinsteinvereins in Kamenz. Der arbeitet seit etwa 2017 am Projekt für eine freie Schule. Räume im Gymnasiumsbau am Kamenzer Flugplatz sind eine Option. © Matthias Schumann

Kamenz. "Kleiner Ort am Stein", so heißt Kamenz aus dem Sorbischen übersetzt. Da passt es, wenn eine Elterninitiative aus der Stadt ihr Projekt für eine freie Schule Kleinstein-Schule nennt.

Klein sind sie allerdings ganz und gar nicht, die Steine, die erst einmal aus dem Weg geräumt werden müssen, bevor solch ein Projekt starten kann. Erst im Vorjahr scheiterte mit der „Freien Alternativschule“ ein anderes Schulprojekt. Was in Schwepnitz, Oßling oder Großnaundorf funktioniert, hat es in der Großen Kreisstadt offenbar schwer.

Auch im Fall der Kleinstein-Schule muss der für August geplante Start noch einmal verschoben werden. Es fehlen geeignete Räume, sagt Daniel Bartylla, der neue Vorsitzende des Kleinstein-Vereins.

Dabei sah im Frühjahr alles noch ziemlich hoffnungsvoll aus. „Lehrer waren da, die Finanzierung stand fast“, sagt Bartylla. In einer Privatschule am Bönischplatz in Kamenz habe genug Raum für den Start zur Verfügung gestanden. Alles schien perfekt. Und hat sich doch wieder zerschlagen.

Schulräume sind das größte Problem

Das Problem: Die freie Schule wäre nicht der einzige Mieter im Gebäude gewesen. Der Eigentümer hat weitere Flächen an andere Bildungsträger vermietet. Diese müssten räumlich von der geplanten Grundschule getrennt werden, denn für Schulkinder gelten besondere Schutzvorschriften. Diese - so ist mittlerweile klar - sind am geplanten Standort nicht gewährleistet. Eine Genehmigung wäre aussichtslos gewesen.

Im Grunde stehe damit alles wieder auf Anfang, so das ernüchternde Fazit von Daniel Bartylla. Doch entmutigen lassen, will sich der 35-jährige Kamenzer davon nicht. Dabei stolperte er eher durch Zufall in die Vereinsarbeit hinein. Der Betriebsökonom und Produktmanager hat in Berlin studiert und gearbeitet. Nach rund zehn Jahren zog er mit Frau und Tochter wieder in die Heimat zurück - und suchte deshalb auch nach einer passenden Schule.

Passend, das heißt für den Vereinschef lebensnahes und selbst bestimmtes Lernen, so wie es die Kleinstein-Initiative plant. Der Verzicht auf Schulnoten und Hausaufgaben steht deshalb ebenso im Schulkonzept wie die Orientierung an Natur und Umwelt. Solidarität und demokratische Werte sind den Eltern wichtig - und Angebote in sorbischer Sprache.

Gebäude muss auf dem neusten Stand sein

All dass steht und fällt allerdings mit dem passenden Gebäude. Das Landesamt für Schule und Bildung wolle einen Bau auf dem neusten Stand, sagt Daniel Bartylla. So seien seit 2017 zig Immobilien in Kamenz bereits besichtigt und wieder verworfen worden, weil der Sanierungsaufwand zu hoch war. Andere Standorte scheiterten an grundsätzlichen Kriterien: Der frühere Schulhort in Wiesa scheide zum Beispiel aus, weil ihn eine Energietrasse quert. Der Arkadenhof und die Post, weil ein Pausenhof fehlt.

Auch Containerlösung möglich

Vier Optionen sieht der Vereinschef nun. Das könnte eine Containerlösung sein - für die ersten fünf Jahre zumindest. Bei der Flächensuche wären Stadt und Kreis offen, den Verein zu unterstützen. Es wäre die teuerste Lösung, aber auch die modernste und die mit den besten Chancen für die Genehmigung.

Die zweite Option wären Gebäude, die der Verein schon einmal im Blick hatte, wie das frühere Gebäude der Arbeitslosen-Selbsthilfe. Der Investitionsbedarf sei zwar hoch, aber es ließe sich vielleicht in Eigenleistung vieles machen.

Die nächste Option wäre das Gymnasiumsgebäude am Flugplatz, das ab Herbst leer stehe. Am Jahresende geht es in den Besitz des Freistaates über, der wohl momentan noch keine klaren Pläne mit dem Bau habe. „Wir wissen also noch nicht, was da passiert.“ Dort wären die Räume optimal und eine schulische Nutzung auch sinnvoll. Die letzte Option wäre, außerhalb von Kamenz zu suchen, aber das ist eigentlich nicht gewollt.

Optionen prüfen und durchrechnen

Diese Varianten müsse der Verein jetzt prüfen. Auch wolle man offensiver an die Öffentlichkeit gehen, Eltern ansprechen und Angebote unterbreiten. „Wir brauchen die Unterstützung der Eltern und wollen die Region frühzeitig einbinden“, sagt der Vereinsvorsitzende.

Die Nachfrage sei groß an einem solchen Schulangebot, dafür sprechen die Voranmeldungen, meint Bartylla. Zudem würde Kamenz mit einem solchen Angebot an Attraktivität für Familien gewinnen.

Aktuell kann der Verein noch nicht einschätzen, wann die Schule tatsächlich startet. Vielleicht muss er zuvor sogar noch den Namen ändern. Es drohen Probleme wegen der Ähnlichkeit mit dem Namen eines Instituts in Berlin. Aber in einem Punkt ist Daniel Bartylla zuversichtlich: Dass Kamenz eine freie Schule bekommt.