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800-Jahr-Feier in Kamenz: Diese Höhepunkte bietet das Festjahr

Fulminantes Feuerwerk zum Auftakt, Lessingtage und eine Schau, die Kamenz von oben zeigt: Was bisher an Programmpunkten zum 800. Geburtstag von Kamenz bereits feststeht.

Von Torsten Hilscher
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In Vorbereitung auf "800 Jahre Kamenz" plant Stadtarchivar Thomas Binder die Neu-Veröffentlichung des ältesten erhaltenen Ratsbuches der Stadt.
In Vorbereitung auf "800 Jahre Kamenz" plant Stadtarchivar Thomas Binder die Neu-Veröffentlichung des ältesten erhaltenen Ratsbuches der Stadt. © Archivfoto: Matthias Schumann

Kamenz. Es ist ein kleines Stück Karton. Gerade einmal jackentaschen-groß, aber doch recht bedeutsam: Seit Montag liegt in Kamenz der erste offizielle Plan fürs Stadtjubiläum aus. Zunächst in der Stadtinformation, bald auch im Rathaus und anderen öffentlichen Einrichtungen.

"Ein Festjahr voller Höhepunkte" ist der Flyer überschrieben, der Großes ankündigt. Denn 800 Jahre wollen zünftig gefeiert werden. Schließlich veränderte sich die Stadt allein seit dem letzten runden Jubiläum so stark wie noch nie in einem solchen Zeitraum - gesellschaftlich, wirtschaftlich, städtebaulich. Nicht einmal vom 700. zum 750. Geburtstag unterlag Kamenz derartig fundamentalen Umwälzungen.

Das erste kleine Programmheft fürs Kamenzer Stadtjubiläum
Das erste kleine Programmheft fürs Kamenzer Stadtjubiläum © Matthias Schumann

Nun, zum nächsten Jubiläum, gilt es auch, die Stadt wieder im überregionalen Bewusstsein zu verankern - weit über Lessing und Rhododendronblüte hinaus. Schon den Start zum 800-Jährigen soll eine besondere Aura umgeben: Statt am 1. Januar 2025 beginnt das Festjahr am 31. Dezember 2024. Rund ums Rathaus wird es eine Open-Air-Party geben, versprechen die Macher. Das dann frisch sanierte "Rote Rathaus" wird in Salven von Feuerwerk gehüllt. Ein DJ legt auf, Musiker spielen live. In Sachen Hochkultur geht es dann ab dem 18. Januar 2025 für sechs Wochen mit den 55. Kamenzer Lessing-Tagen weiter.

600 Jahre altes Ratsbuch wird neu aufgelegt

Nicht nur daran werkeln die Verantwortlichen bereits fleißig. Unter Federführung des Stadtarchivs zum Beispiel wird ein 600 Jahre altes Ratsbuch neu aufgelegt. Das ist eine kleine Sensation, wie Dr. Sylke Kaufmann als Leiterin der Städtischen Sammlungen und damit Zuständige fürs Archiv sagt: "Zwar haben viele Städte solche Bücher geführt; aber dass sie überliefert sind, ist wirklich eine Besonderheit."

Besagtes Kamenzer Ratsbuch umfasst den Zeitraum 1400 bis 1452 und hat laut Stadtarchivar Thomas Binder unter anderem Rechtsgeschäfte, Grundstücks- und Stiftungsangelegenheiten und Geldvergaben zum Inhalt. "Es ist das älteste Ratsbuch der Stadt", so Binder. An dem Projekt sitzt er gemeinsam mit einem Freundeskreis des Stadtarchivs.

"Das Problem ist die Erschließung", so Binder. Man müsse dieses Buch im Wortsinn lesen können. "Es gibt viele Archivalien, die nur noch von wenigen zu lesen sind. Meist betrifft das alle Bücher, die vor 1900 erschienen." Darum werde der Nachdruck auch nicht als Faksimile, also als Quasi-Kopie, aufgelegt, sondern "übersetzt" mit Anmerkungen und Erklärungen.

Ein Register soll Binder zufolge damalige Namen und Örtlichkeiten erklären, ein Glossar vermittelt Zeitumstände, historische Zusammenhänge oder ganz einfach Begrifflichkeiten. War doch das Deutsch, vor allem das Amtsdeutsch der damaligen Zeit, fern dem unseren heute, wenngleich oft nicht weniger bürokratisch. Auf jeden Fall erwartet die Kamenzer und ihre Festgäste eine Fundgrube, versprechen die Historiker. Binder: "Nahezu auf jeder Seite findet sich eine Ersterwähnung."

Luftbildaufnahmen zeigen Kamenz von oben

Zu einer Zeitreise der ganz anderen Art soll die geplante Ausstellung "Kamenz aus der Luft" geraten, die der frühere Journalist und NVA-Insider Reinhard Kärbsch vorbereitet. Er wird Luftbildaufnahmen der vergangenen Jahrzehnte zeigen. Darunter natürlich Aufnahmen der Militärfliegerei am Kamenzer Flugfeld; einem geschichtlichen Abschnitt, der die Stadt bis heute entscheidend prägt.

Ein weiteres Ausstellungsvorhaben kündigt Oberbürgermeister Roland Dantz (parteilos) an. Es geht um nichts weniger als die neue Dauerausstellung zur Stadtgeschichte. Das Jubiläumsjahr sei für die zunächst notwendige Neukonzeption entscheidend, auch wenn die überarbeitete Schau an sich noch gar nicht 2025 stehen müsse. Gesichert 2025 gibt es im Museum der Westlausitz die Sonderschau "800 Jahre Mystik".

Sorbische Sprache soll eingebunden werden

Zur Frage "Wie binden wir den sorbischen Sprachraum mit ein?" gibt es ebenfalls Überlegungen. So soll der Kamenzer Kinderstadtführer neu aufgelegt werden, diesmal - wenn das Geld reicht - auch in sorbischer Sprache. Darüber hinaus werden Kaufmann und Binder Beiträge für das auf Sorbisch erscheinende Periodikum "Serbska protyka" verfassen. Alles zum Thema "800 Jahre Kamenz". Und der Kamenzer Geschichtsverein wird eine Sonderausgabe des "Lausitzer Almanachs" publizieren.

Außerdem soll es ein E-Book mit dem Titel "800 Plätze" geben, das aus Fotos und ihren Ortsbeschreibungen besteht. Auch die Ehemaligen des Lessing-Gymnasiums tragen zum Jubiläum bei, wie zu erfahren ist: Die Vereinigung ehemaliger Lessingschüler bereitet ein Sonderheft "115 Jahre Eröffnung des Lessinggymnasiums" vor, das sich auf die Eröffnung des großen Schulbaus an der Henselstraße im Oktober 1910 bezieht. Die Botschaft aller lautet: 2025 kann kommen.