Kamenz
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Ein Lichtblick für traumatisierte Kinder

Abwechslung im Corona-Alltag: Die Wohngruppe "fith" des Louisenstiftes in Königsbrück konnte im Sommer Urlaub machen - dank der Spenden von SZ-Lesern.

Von Ina Förster
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Stefanie Wolf ist Mitarbeiterin der Wohngruppe "fith" des Louisenstiftes in Königsbrück, in der Kinder im Alter von zehn bis 14 Jahren leben. Gemeinsam fuhren sie im Sommer in den Urlaub - die Stiftung Lichtblick der Sächsischen Zeitung gab Geld dafür
Stefanie Wolf ist Mitarbeiterin der Wohngruppe "fith" des Louisenstiftes in Königsbrück, in der Kinder im Alter von zehn bis 14 Jahren leben. Gemeinsam fuhren sie im Sommer in den Urlaub - die Stiftung Lichtblick der Sächsischen Zeitung gab Geld dafür © René Plaul

Königsbrück. Das Jahr war anstrengend. Für die Kinder der Wohngruppe "fith" des Louisenstiftes in Königsbrück, die es ohnehin nicht leicht haben, noch anstrengender als sonst. Wochenlang bestand ein Betretungsverbot im Haus. Corona sorgte auch für zusätzliche Ängste. Und aktuell sieht es schon wieder nicht so rosig aus.

Wie schön sind da doch die Erinnerungen an den kleinen gemeinsamen Sommerurlaub in Liehmena bei Leipzig. Im Gästehaus der dortigen Bruderschaft konnten die Mädchen und Jungen einfach mal das sein, was sie sind: Kinder. Oft war das in ihrem Leben nicht so einfach möglich. 

Die Zehn- bis 14-Jährigen kommen aus zerrütteten Familien, haben kein soziales Umfeld, wo sie gut leben können. "Unsere Kinder haben in ihrem bisherigen Leben traumatische Erfahrungen machen müssen", sagt Teamleiterin Isabell Schachtschneider. Die Rede ist von dramatischen Bindungsabbrüchen, Verwahrlosung, Misshandlung, Missbrauch - manche wurden davon psychisch krank oder sind verhaltensgestört. "Unsere Aufgabe als pädagogisches Fachpersonal ist es, individuell auf jedes Kind einzugehen, es altersgerecht zu fördern und in der Bewältigung des Alltags zu unterstützen."

Verlässliche Strukturen bieten, ist erklärtes Ziel

Die heil- und traumapädagogische Gruppe Königsbrück ist familienorientiert. Die Kinder wohnen hier in kleinen Einheiten zusammen. Erklärtes Ziel ist es, verlässliche Strukturen für sie aufzubauen. Und ihnen ein Stück normales Leben zu bieten, in dem positive Bindungs- und Beziehungserfahrungen vorkommen, wie sie in den meisten Familien üblich sind.

Dazu gehört eben auch Urlaub. Seit Jahren fahren die Betreuer und Pädagogen mit den Kindern für ein paar Tage weg. "Die Ferienfahrt ist immer der Höhepunkt der Sommerferien, auf die sich die Kinder meistens  lange freuen. Es soll eine kleine Belohnung sein für ihre Mühe, für ihr Durchhalten", sagt Isabell Schachtschneider.

In diesem August war es wieder so weit. Allein die vier Übernachtungen kosteten allerdings  650 Euro. Geld, das so nebenbei nicht im Budget vorhanden ist. Geld, das aber von der Stiftung "Lichtblick" der Sächsischen Zeitung kam. Und über das sich die Wohngruppe "fith" riesig freute. "Wir konnten darüber hinaus viele tolle Dinge unternehmen. Ein Besuch im Belantis-Freizeitpark gehörte natürlich wunschgemäß dazu, wir haben eine Stadtrundfahrt mit dem Hopp-On/Hopp-off-Bus gemacht, waren am Völkerschlachtdenkmal und haben uns Ferropolis, die Stadt aus Eisen, angesehen. Das war richtig toll", erzählt Isabell Schachtschneider.

Corona-Krise brachte viele Einschränkungen

Unbekümmert waren diese Tage. Eine verdiente Abwechslung vom Alltag. Vor allem die Corona-Krise sorgte in diesem Jahr teilweise für schlechte Stimmung. "Manche Kinder bekommen zumindest ab und zu noch Besuch von der Familie, dies war in den Wochen des Lockdowns nicht möglich. Wir fanden es sehr schade, dass wir genauso eingestuft wurden wie ein Pflegeheim oder Krankenhaus", sagt Isabell Schachtschneider.

Die wenigen Aufmerksamkeiten von außen wurden so gänzlich unterbunden. Es bestand ein Betretungsverbot für das Haus. Das machte den Kindern sehr zu schaffen. "Die Pandemie verlangte also auch unseren Kindern und Jugendlichen einiges ab. Ihnen fehlte plötzlich ihr schulisches Umfeld, der Kontakt zu den Klassenkameraden, aber auch zu den Herkunftsfamilien, Freunden und Freizeitvereinen", berichtet Isabell Schachtschneider. Und das ständige Beisammensein auf sehr engem Raum wurde teilweise zur Belastung, vor allem als die Kinder wochenlang nicht nach draußen konnten. Da waren Konflikte vorprogrammiert.

Weihnachten verlebt die Wohngruppe zusammen

Nun steht Weihnachten vor der Tür. Eine schwierige Zeit für alle. "Wir sehen uns als Lebensort zum Aufwachsen auf Zeit", sagt die Teamleiterin. Manche Kinder machen hier nur einen Zwischenstopp. Die Mehrzahl aber lebt für Jahre in der Gruppe. Man sei eine der wenigen Wohngruppen, wo rund um die Uhr Betreuer für ihre Schützlinge da sind. 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Bemüht  sei  man, mit Empathie und Fachwissen das Fehlende auszugleichen. Doch ganz gelinge dies nie. "Wir sind Bezugspersonen, können den Kindern aber natürlich nicht die Eltern ersetzen", wissen die Mitarbeiter. 

Das Erzieher-Team besteht aus sieben Leuten. Dazu kommen immer einmal Praktikanten oder  FSJler. Es gibt viel zu tun. Aktuell zieht die angespannte Lage durch Corona wieder an. Was wird, wenn Schulen wieder schließen? Das möchte sich hier erst einmal niemand vorstellen.

Die Stiftung Lichtblick veranstaltet dieses Jahr die 25. Spendensaison für unschuldig in Not geratene Menschen.

· Die Spenden können mit beiliegendem Überweisungsträger oder online über www.lichtblick-sachsen.de/jetztspenden überwiesen werden.

· Der Überweisungsbeleg gilt bis 200 Euro als Spendenquittung. Für größere Überweisungen senden wir bei Angabe einer Adresse eine Quittung.

· Hilfesuchende wenden sich bitte an Sozialeinrichtungen ihrer Region wie Diakonie, Caritas, DRK, Volkssolidarität, Jugend- und Sozialämter.

· Die Sächsische Zeitung veröffentlicht automatisch die Namen der Spender. Wer anonym spenden will, vermerkt beim Verwendungszweck „Anonym“.

· Erreichbar ist Lichtblick:

· Telefon: Dienstag und Donnerstag von 10 bis 15 Uhr unter 0351 4864 2846, Fax - 9661.

· E-Mail: [email protected]

· Post: Sächsische Zeitung, Stiftung Lichtblick, 01055 Dresden

www.lichtblick-sachsen.de
Spenden an:
Ostsächsische Sparkasse Dresden,
BIC: OSDDDE81
IBAN: DE88 8505 0300 3120 0017 74

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