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Ihr großer Traum: Einmal Urlaub am Meer

Anna ist sieben und von Geburt an schwer krank. Jetzt erfüllt ein Kamenzer Verein dem Mädchen und seiner Familie einen Herzenswunsch.

Von Ina Förster
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Anna (7) aus Weißwasser ist schwer krank, seit ihrer Geburt musste sie schon mehrfach operiert werden. Zurzeit geht es ihr gut, doch die Sorgen bleiben.
Anna (7) aus Weißwasser ist schwer krank, seit ihrer Geburt musste sie schon mehrfach operiert werden. Zurzeit geht es ihr gut, doch die Sorgen bleiben. © privat

Kamenz. Tu Gutes und sprich darüber! Genauso läuft das manchmal, und ganz zu Recht. Was die Kamenzer Schützen jetzt in Zusammenarbeit mit dem Verein "Herzenswünsche Oberlausitz" auf die Beine gestellt haben, ist jeden Applaus wert. Sie haben einem Kind selbstlos geholfen. Einem schwer kranken Mädchen, das einen großen Traum hat: einmal Urlaub mit der ganzen Familie an der Ostsee machen. Einmal das Meer sehen. Unbeschwert und mit Leichtigkeit die Füße in den Sand stecken, den Möwen hinterher rennen.  

Schwerer Start bereits im Mutterleib

Anna aus Weißwasser ist sieben Jahre. Sie musste schon mehr Leid erfahren als andere im ganzen Leben nicht. Bereits im Mutterleib hatte sie einen schlechten Start. Eigentlich gab es da einen Zwilling, aber nur Anna schaffte es bis auf die Welt. Mit schlechten Prognosen. Eine quälende Ungewissheit für die Eltern, denn die Diagnose Down-Syndrom stand im Raum, welche sich aber glücklicherweise nicht bestätigte.

Im ersten Lebensjahr musste Anna bereits operiert werden. Denn sie hatte statt zwei gleich vier Nieren im Körper. Eine davon stellte ihre Funktion ein. Weitere Untersuchungen folgten. Viele Krankenhausaufenthalte stellten das Familienleben immer wieder auf eine harte Probe. Und mit vier Jahren musste Anna dann nochmals operiert werden, weil der Harnleiter nicht richtig funktionierte. Ein neuer konnte transplantiert werden.

Startgelder fließen jedes Jahr in ein anderes Projekt

Trotz aller Schicksalsschläge und Schwierigkeiten wurde aus Anna ein lebenslustiges Mädchen. Davon konnten sich auch die Gäste des "Charity-Shooting Events" am Wochenende in Kamenz überzeugen. Die Siebenjährige war mit ihrere Familie auf Einladung der Schützengesellschaft  angereist, um beim Schießen für den guten Zweck zuzuschauen.

Schon zum viertel Mal initiierten die Kamenzer Schützen eine solche Veranstaltung. Jedes Jahr steht ein anderes Projekt im Vordergrund. 2019 flossen die eingenommenen Startgelder beispielsweise in die Unterstützung des Dresdner Vereins Sonnenstrahl, der krebskranken Kindern und ihren Familien hilft. 2018  gingen sie an den Deutschen Kinderschutzbund und im ersten Jahr an den Verein zur Knochenmark- und Stammzellenspende. Die Spendensummen konnten sich stets sehen lassen. 

Anna fühlte sich bei den Kamenzern sichtlich wohl und genoss den Tag und die Aufmerksamkeit. Schützengesellschafts-Vorstand Thomas Reinecke war rundum zufrieden, auch wenn die Organisation unter Corona-Bedingungen schwierig war.
Anna fühlte sich bei den Kamenzern sichtlich wohl und genoss den Tag und die Aufmerksamkeit. Schützengesellschafts-Vorstand Thomas Reinecke war rundum zufrieden, auch wenn die Organisation unter Corona-Bedingungen schwierig war. © PR: Schützengesellschaft Kamenz

Beteiligungsrekord trotz Corona-Zeiten

Doch das 4. Charity-Shootin Event stand zunächst unter keinem  guten Stern. Durchwachsene Wetteraussichten, strenge Corona-Auflagen und eine Baustelle auf dem Vereinsgelände stellten die Mitglieder vor große Herausforderungen. "Wir haben fünf Hygiene-Konzepte geschrieben, ehe das Amt zufrieden war, aber das  Ergebnis war schließlich alle Mühe wert", so Schützengesellschafts-Vorstand Thomas Reinecke.  Alle waren fest entschlossen, die bereits Wochen vor Corona zugesagte Unterstützung für den Herzenswünsche-Verein zu leisten. Letzte Zweifel daran waren spätestens hinweggefegt, als mit der kleinen Anna der gute Zweck ein Gesicht erhielt.

Mit 140 Teilnehmern - davon 52 Aktive und 88 Nichtaktive - konnte die bereits sehr gute Vorjahresbeteiligung nochmals deutlich gesteigert werden. Auch die Anzahl der insgesamt 228 Starts setzte 2020 eine neue Bestmarke. Startgebühren und vor Ort gesammelte Spenden summierten sich am Ende zu einem Betrag von  2.537 Euro, der zunächst als Scheck symbolisch an Anna überreicht wurde.  Einer von vielen Gänsehaut-Momenten.

Wunsch-Erfüllung schenkt neue Lebensfreude

Auch der Verein "Herzenswünsche Oberlausitz" war mit Mitgliedern vor Ort. Seit August 2017 gibt es ihn in Weißwasser. Er ist ausschließlich in der Lausitz tätig. Das ehrenamtliche Team setzt sich mit ganzem Herzen für schwer kranke Kinder und Jugendliche ein und bietet darüber hinaus allen Menschen eine gute Informationsplattform. 

"Wir sind der Überzeugung, dass die Erfüllung von Herzenswünschen neue Kraft und Lebensfreude hervorrufen kann", beschreibt der Verein seine Motivation. Das Team arbeitet ehrenamtlich an der Verwirklichung dieser Ziele. Schon vielen Kindern konnte so geholfen werden. Die  vielfältigen Aktionen würden meistens von schweren Krankheiten oder Handicaps ablenken. Und man könne so - wenn auch keine Gesundheit - doch ein wenig Lebensfreude schenken. Die gesammelten finanziellen Mittel würden ausschließlich zur Erfüllung von Herzenswünschen und zur Unterstützung anderer gemeinnütziger Institutionen eingesetzt, zum Beispiel in Kinder-Hospizen.

Herzenswünsche-Verein begeistert von Kamenz

"Die Herzlichkeit der vielen Menschen in Kamenz zu sehen und zu spüren, hat uns tief bewegt und wird in unserer Erinnerung bleiben", sagte Vereinsvorsitzender Silko Hoffmann.

Gut, dass Chef-Schütze Thomas Reinecke aus Kamenz sich im Februar auf die Suche nach einem neuen Projekt machte. "Ich stieß bei Facebook auf den Herzenswünsche-Verein und nahm Kontakt auf. Nach einem persönlichen Treffen mit Silko, der selbst im Rollstuhl sitzt,  war schnell klar: Das passt wunderbar. Und wir haben Nägel mit Köpfen gemacht", sagt Thomas Reinecke. Bereuen musste die Entscheidung niemand! Mission erfüllt: Anna fährt ans Meer!

Anna aus Weißwasser nimmt zusammen mit ihrer großen Schwester den Scheck über 2.537 Euro von der Kamenzer Schützengesellschaft entgegen. Vorstandschef Thomas Reinecke (l.) und Präsident Dieter Raack freuen sich über das Ergebnis der Spendenaktion.
Anna aus Weißwasser nimmt zusammen mit ihrer großen Schwester den Scheck über 2.537 Euro von der Kamenzer Schützengesellschaft entgegen. Vorstandschef Thomas Reinecke (l.) und Präsident Dieter Raack freuen sich über das Ergebnis der Spendenaktion. © PR: Schützengesellschaft Kamenz

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